Beiträge aus dem Urania Nachrichtenblatt
Zwischen
Gaminger Berghof und Brauerei in Baden: Erzherzog Rainer Ring
(Teil 3) von Prof. Hans Hornyik
Der neue Brauhof
Wie wir gesehen haben, entstand das Brauhaus zwischen Heiligenkreuzergasse
und Josefsplatz in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Es brauchte für den Schritt aus den Gemäuern des Bürgerspitals
zum modernen Betriebsgebäude Innovationsgeist,
Kapital und Einfluss über all das verfügte
Anton Mayr über alle Maßen. Auch wenn es möglich
ist, dass schon Pogenrieder die Brauerei in das Haus seiner
Frau verlegte,
ist es doch wahrscheinlicher, dass Mayr als Gründer des
Unternehmens am neuen Standort anzusehen ist. Das Haus Heiligenkreuzergasse
1 war die erste von vier Liegenschaften an dieser zwischen dem
Spital- (=Heiligenkreuzer) Tor und der Furt durch die Schwechat
Richtung Vöslau führenden Ausfallsstraße. Wie
wichtig diese Gasse war, zeigt die Tatsache, dass an Stelle
der Furt bis Mitte des 17. Jahrhunderts eine Steinbrücke
stand und das Wirtshaus Schwarzer Bock die zentrale Straßenmautstelle
beherbergte. An der Nordwestseite der Straße liegen das
Areal des Heiligenkreuzerhofes und des Bürgerspitals. Die
Südostseite war damals wie heute in vier Liegenschaften
geteilt. 1746 reihten sich aneinander: Mayrs Brauhof, das Haus
des Badwaschls Christoph Schmidt, die Schwabsche Bäckerei
(Backhaus Annamühle) und an Mühlbach und Schwechat
das Haus des Stadtfischers Georg Rauscher.
Der Kern des späteren Brauhof-Anwesens wird zunächst
nicht größer gewesen sein, als die anderen drei Hausplätze,
die dem Stift Heiligenkreuz dienstbar waren. Sowohl Heiligenkreuzergasse
1 als auch das dahinter liegende, sich bis zum Kloster erstreckende
Areal, gehörten hingegen zur Herrschaft des Augustiner
Eremitenklosters in Baden. Der Zwickel auf dem sich das Brauereigelände
zwischen Bäderkanal und Mühlbach (Rainerring, Josefsplatz
und Pergerstraße) erstrecken sollte, war ursprünglich
Teil des Anger also unverbaute Fläche
genannten Josefsplatzes. Der auf Plänen und der
einzigen Ansicht des Areals erkennbare, heterogene Baubestand
des Brauhofes lässt auf eine schrittweise Erweiterung schließen,
deren Details uns aber nicht bekannt sind. Der genaue Stadtplan
des Kreisingenieurs Kolbe aus 1795 und ein Bild des Josefsplatzes
aus 1805 sind die ersten der wenigen erhalten Darstellungen
des Brauhofes. Auf der Ansicht sehen wir hinter den Josefsbad
eine ausgedehnte Gruppe von Gebäuden, die alle Teil des
Brauhofs waren.
Ein von Artaria herausgegebener, vor 1824 gezeichneter, kolorierter
Stich des Josefsbades zeigt uns zufällig das
Aussehen der Brauhausnebengebäude beim Josefsplatz. Man
erkennt hinter einem Zaun einen ebenerdigen Stall mit holzverkleidetem
Gibelfeld und hohem Krüppelwalmdach. Rechts davor sieht
man einen in den Zaun integrierten gemauerten Schuppen mit Pultdach.
Die neuen Unternehmer als Bräumeister: von Anton Greiner
zu Wetzlar von Plankenstern.
Nach dem Tod Anton Mayrs erwarb seine Witwe Elisabeth den Brauhausbestand
vom Spital und betrieb das Gewerbe mit ihrer Tochter Theresia
Spanner bis sie 1759 an Anton Greiner verkauften.
Anton Greiner kam 1731 nach Baden. Er bewarb sich in Februar
dieses Jahres erfolgreich um den Bestand am Schwarzen Bock und
sollte bis 1743 Inhaber dieses Gasthauses bleiben. 1732 kaufte
er ein Haus und wurde im Jahr darauf in die Bürgerschaft
aufgenommen. Seit 1741 versuchte er das profitablere Hirschenwirtshaus
am Haupt- Josefsplatz um 1805 Bearbeitung: Hans Hornyik Josefsbad
TSB 548
platz verliehen zu bekommen. Im Jahr 1743 gestattete der Stadtrat
den Tausch der Betriebe. Im Jänner 1753 konnte Greiner
das Hirschenwirtshaus um 4000 Gulden kaufen. Gleichzeitig erwarb
er den Garten des Hellhammerhofs im damals noch nicht verbauten
Bereich zwischen Pfarrgasse und Franzensring. Er zog in diesem
Garten einen Gastgarten auf, der von Bürgern und Rat heftig
bekämpft wurde. Die Einträge zu Anton Greiner in den
Ratsprotokollen geben das Bild eines tüchtigen aber auch
skrupellosen Geschäftsmanns, der keinem Streit aus dem
Weg ging, wenn es um die Durchsetzung seiner oft aus
Sicht seiner Zeitgenossen überzogenen Interessen
ging. 1759 verkaufte er das Hirschenwirtshaus und erwarb statt
dessen das Brauhaus. In den darauffolgenden Jahren wurde er
mehrmals als Braumeister erwähnt. Im September 1772 verkaufte
er das Brauhaus an Joseph Weiß. Wie alt Anton Greiner
zu diesem Zeitpunkt
war und wann er verstorben ist, wissen wir nicht. Möglicherweise
übersiedelte er nach Wiener Neustadt, wo sein Sohn erfolgreicher
Braumeister war. Nach 41 Jahren Berufstätigkeit in der
Gastronomie muss er beim Verkauf der Badener Brauerei jenseits
der 60 gewesen sein. Joseph Weiß blieb bis zu seinem Tod
am 3. Juli 1779 Badener Braumeister.
Sein Erbe, zu dem der Brauhof gehörte, wurde an den aus
St. Pölten stammenden Brauer Josef Lenz versteigert. Von
1785 bis 1793 ist Jakob Weiß im Grundbuch als Besitzer
eingetragen, der die Bauerei an Carl Abraham Wetzlar Freiherr
von Plankenstern veräußerte. Dem konvertierten Juden
gehörte seit 1780 die Herrschaft Gutenbrunn. Er baute das
Schloss zum Hotel um und ließ erfolglos im Hof seines
Mayerhofs nach Schwefelwasser graben. Das Wasser seines Gutenbrunner
Bades blieb kalt und hatte dem entsprechend einen schlechten
Ruf. Wetzlar von Plankenstern engagierte sich in vielfältiger
Weise in und für Badens Fremdenverkehr, die Erweiterung
seines Portefeuils um Bierproduktion und Braugasthöfe machte
durchaus Sinn.
1804 übernahm sein Sohn Alexander Vermögen und Betriebe,
1811 finden wir im Grundbuch Franz Baron Wetzlar als Erben des
Brauhauses. Im Jänner 1816 kaufte es Carl Roos, diesem
folgte 1821 Willibald Scharinger.
Auch in den Schematismen 1829 und 1835 war er als Besitzer der
Liegenschaft verzeichnet.
Zwei von Stadtbaumeister Anton Hantl 1823 und 1827 verfasste
Umbaupläne nennen ihn als Braumeister.
Er ließ Fremdenzimmer anbauen und je einen Braukessel
und einen Brennkessel für die Schnapsproduktion aufgestellen.
Auf Basis dieser
Pläne kann der Grundriss des Brauhofareals im Jahr 1827
rekonstruiert werden.
Die letzten Jahre der Badener Brauerei 1851 waren David und
Anna Herzka Eigentümer des Brauhauses. Sie nahmen kleine
Umbauten vor und planten eine letzte große Investition
in die Brauerei. Eine Malzthär Englischer Art
sollte an Stelle der 1827 eingebauten Betriebsteile verwirklicht
werden. Es gibt allerdings keinen Hinweis darauf, dass diese
Modernisierung umgesetzt wurde.
Seit
100 Jahren ein Fixstern des Badener Bildungswesens
Badener Urania feierte ihr 100-jähriges Jubiläum
Am 10. November lud Urania-Obmann Prof. Hans Hornyik zur feierlichen
Jubiläumsveranstaltung100 Jahre Badener Urania
ins Arnulf Rainer Museum/Frauenbad ein und durfte sich dabei
über ein bis auf den letzten Platz gefülltes Haus
freuen.
Als Festredner gewährte Bgm. a.D. Prof. Mag. August Breininger
einen Einblick in die Geschichte der Erwachsenenbildung, begab
sich gemeinsam mit den Gästen aber auch auf eine Zeitreise
durch die Geschichte der Traditions-Volkshochschule.
Neben der Präsentation des neuen Urania-Logos und einem
überaus stimmungsvollen musikalischen Programm mit Carola
Krebs und Kinga Vas war es Hans Hornyik ein persönliches
Anliegen, sich bei seinem Vorstand zu bedanken und all jene
vor den Vorhang zu holen, die dem Verein seit vielen Jahren
bzw. Jahrzehnten tatkräftig und aus Überzeugung die
Treue halten.
100
Jahre Badener Urania
Festrede von Bgm. a. D. Mag. Prof. August
Breininger
Aristoteles sagt: Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen! (Pantes anthropoi tou eidenai oregontai physei
)
Dieser Satz stammt aus seiner Metaphysik (=erste Philosophie), welche allen anderen Wissenschaften übergeordnet ist. In diesem Lehrsatz des antiken Polyhistors, Schüler des großen Plato und damit auch dessen Lehrers Sokrates,ist bis heute alles enthalten, was sich das abendländische Bildungswesen, die Wissenschaft, die Erwachsenenbildung und damit auch die URANIA-Bewegung zum Ziel gesetzt hat: Nicht nur die Neugier, sondern auch die Erforschung der Gründe von Wissen!
Bei Aristoteles entspringt das Streben nach Erkenntnis der Liebe zur Weisheit und der Freude des Menschen am Funktionieren seiner Sinnesorgane, auch wenn kein unmittelbarer Gewinn damit beabsichtigt ist. 2000 Jahre später formuliert der englische Staatsmann, Philosoph und praktische Empirist Francis Bacon die neuzeitliche Befreiung des Menschen aus den Fesseln der Tradition und des Mythos aufklärerisch und deutlich so: For knowledge itself is power, auf Lateinisch damals scientia est potestas oder zu deutsch klar und deutlich: Wissen ist Macht!
Aus der ideellen Überlegung der Sokratiker wurde ein Aufruf zur Nützlichkeit der Wissensanwendung, aus Freude an neuer Erkenntnis wurde ein Käfig der Zwecke. Es schlug die Geburtsstunde des Kapitalismus, der Naturbeherrschung durch neue Technologien und neue Wissenschaften.
Unter dem Schlachtruf Erkühne dich, weise zu sein begann das gebildete Bürgertum einen Siegeszug ohnegleichen und die Naturwissenschaften brachten der neuzeitlichen Menschheit unglaubliche Fortschritte in Medizin, Physik, Astronomie, Wirtschaft und Demokratie bis an die Grenzen der Vernunft. Denn: Bildung macht frei und Wissen ist Macht bedeutet im Effekt auch grenzenlose Freiheit und Macht über andere!
Erst Immanuel Kant als Vollender und Überwinder der Aufklärung lehrte uns, mit unserer Vernunft sorgsam und ethisch umzugehen und der bedeutende Soziologe Max Weber als Begründer der modernen protestantischen Ethik zeigte die Gefahren der Kanäle der Macht auf und forderte von der Wissenschaft Verantwortungsbewusstsein bei aller Kreativität ein. Schlag nach bei Max Weber! wäre wohl heute wieder am Platz bei unserer gegenwärtigen heißen Debatte um die Künstliche Intelligenz! Keine Sorge: Vorgefertigte lexikale Texte gab es schon immer. Sie alle wurden von Menschen gemacht und erklärt!
Doch zurück zum aktuellen Anlass des 100. Jahrestages der GrÜndung unserer Badener Urania:
Das Jahr 1923, das 5. Jahr der noch sehr jungen 1. Republik, ermutigte wiederum wie zur Zeit der amerikanischen und der französischen Revolution (1776 und 1789) die österreichischen Erfinder, Wissenschafter und Bürger nach 600 Jahren Monarchie, auf den Verfassungsfortschritten nach der Revolution 1848, 1861 (Februarpatent) und 1867 (Errichtung der Bezirkshauptmannschaften) aufzubauen und unsere Gesellschaft selbst zu organisieren. Alles Folgen der selbstorganisierten Gesellschaft. Es entstanden weiterhin bürgerliche Vereine, Verbände, Verbindungen, Bildungsstätten, darunter meist Schulen und auch Zentren für die Erwachsenenbildung. Die Goldenen 20-er Jahre bringen den Siegeszug des Radios, den Schilling als Währung, aber auch Börsenkrach und Wirtschaftskrise, die Gründung der Salzburger Festspiele, die unter Umständen auch Badener Spiele hätten werden können, weil Max Reinhardt 1873 hier geboren wurde. Und sie brachten noch Grösseres: Die österreichische Bundesverfassung 1920 mit ihren Novellen 1925 und 1929 unter entscheidender Federführung Hans Kelsens.
Exkurs zur Badener Lokalgeschichte: 1919 wurde Josef Kollmann für zunächst 19 Jahre (mit kurzer Unterbrechung als Finanzminister) erstes christlich-soziales Stadtoberhaupt im 20. Jahrhundert. Die Geldentwertung explodierte, eine Theaterkarte kostete 120.000 Kronen, ehe 1923 der harte Schilling als Alpendollar stabil wiederkam. Kurswert am 1.3.1925: 1 Schilling=10.000 Kronen. Bundespräsident Hainisch besuchte die Heimatstadt seiner Mutter Marianne und das Strandbad entstand 1926 in einer unglaublichen Bauzeit von nur 16 Wochen.
Die ersten Nazi-Störtrupps tauchen auf. Aber die Gründung der Urania ist in Vorbereitung.
Die bereits 1897 gegründete Wiener Urania begann nach dem 1. Weltkrieg in NÖ eine größere Anzahl von Zweigstellen zu errichten, welche im österreichweiten Urania-Verband zusammengeschlossen wurden. Die bereits in den Statuten angelegte Expansion der Wiener Urania wurde durch die Faktoren Finanzkraft, örtliche Unterstützung der Honoratioren, Attraktivität und Novität der Lichtbildvorträge und Urania-Filme gesellschaftlich befördert.
Zum Motiv Welt und Raum unserer Urania-Zeitung: Baden bei Wien mit seinem wunderschönen, gottlob noch heute verwendeten Urania-Logo mit Bezug zur begriffshistorischen Herkunft der Bezeichnung Urania vom Namen der griechischen Muse der Astronomie, eben Welt und Raum genannt und so gestaltet, befindet sich mit seiner Gründung unter den ersten Städten der nö. Zweigstellen, gemeinsam mit St.Pölten, Klosterneuburg, Bruck/Leitha, Hollabrunn, Tulln, Retz, Mistelbach und Melk. In Krems gab es Widerstand seitens des Volksbildungsvereines.
Im Hotel-Restaurant Petter-Brusatti, heute Hotel Artner, Kaiser Franz Josef Ring 15, fand am 17.Oktober 1923 die Gründungsversammlung der Badener Urania statt. Erster Obmann wurde Sen.Präs. HR Dr. Burkart, 1. Stv. HR Zeiner und Fl. Lukas 2. Stv. Bereits 1925 übernahm HR Zeiner mit RA Dr. Meixner bis 1927 die Obmannschaft. Dr. Meixner leitete sodann von 1927 bis 1934 den Verein, ehe der Badener Gymnasialprofessor OSTR Dr. Kraupp (später in Pension dann Redaktionsleiter der Badener Zeitung in der Pfarrgasse) diesen von 1934 bis 1938, also bis zum Anschluss führte. In seine Obmannschaft fallen übrigens zwei spektakuläre Weinheber-Dichterlesungen. Am 16.3.1938 fand der letzte Film-Vortrag vor der befohlenen Auflösung vieler Vereine durch das neue Regime statt. Margareta Kulda berichtet in ihrer Broschüre 80 Jahre Badener Urania von der erzwungenen Ablieferung allen Hab und Gutes.
Nach mehr als zehnjähriger Pause präsentiere sich unsere Urania als erste in Niederösterreich, und als dritte in österreich (nur Wien und Graz waren rascher) mit neuem, bis heute geltendem Statut nach dem 2. Weltkrieg. Erster Vereinsobmann der 2. Republik wurde der Gymnasialprofessor für Englisch und Deutsch Dr. Hans Macha, sein Gf. Amtsrat Kobl. Vereinssitz wurde die Adresse Grabengasse 21. 1954 übernahm OLGR Dr. Max Straßner die Obmannschaft, zwei Jahre später schon begann die ära von Ing. Zimmermann mit dem Langzeitgeschäftsführer Ing. Wesolofsky (bis 1972). Das Heim der Kunst wurde bis 1991 neuer Vereins- und Veranstaltungssitz. (Persönl. Anm.: In meinem Maturajahr 1962 fanden 46 Veranstaltungen,4 Exkursionen, 15 Abende der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft unter Prof. Hruby statt).
Zuvor schon brachte das Jahr 1956 eine markante Wende und Erweiterung der Badener Erwachsenenbildung: Der Gymnasialprofessor für Deutsch und Geschichte Mag. Viktor Wallner gründete die Volkshochschule der Gesellschaft der Freunde Badens mit Sitz in der Pfarrschule. Somit besitzt Baden seither gleich zwei Volkshochschulen, die VHS Urania und die VHS Ges.F.B., welche beide dem Nö. VHS-Verband angehören und ihre Unterrichtsfelder bis heute so aufteilten: Die Urania veranstaltet ausschließlich Einzelvorträge, die VHS alle Kurse und Lehrgänge. Heute domiziliert die VHS in der Pergerstrasse im Haus der Erwachsenenbildung, die Urania beim Johannesbad im Theater am Steg.
Als bisheriger Rekordobmann ging OSTR Prof. Dr. Wilhelm Martschini in die lokale Bildungsgeschichte ein: Er amtierte durchgehend von 1972 bis 1994, also ganze 22 Jahre, begleitet von seinem getreuen Stv. ORR Kernbeis, und mit der beeindruckenden Leistungs-Bilanz von 736 Vorträgen, 193 Filmabenden und 91 Exkursionen. 1995 bis 2004 fungierte der Leiter des Rollett-Museums Dr. Rudolf Maurer als Obmann und führte u.a. die beliebten Badener Spaziergänge ein.
Die langjährige Vorstandsfunktionärin und Schuldirektorin der HBLA Dr. Margareta Kulda bildete für 6 Monate im Jahr 2004 den Übergang zur Obmannschaft von Vbgm. a.D. Ing. Prof. Julius Böheimer (2004 bis 2007), welcher ab 2007 bis 2011 wieder von einem Gymnasialprofessor (Mathematik und Philosophie) der Biondekgasse abgelöst wurde, von Dr. Wolfe Wechtl. Als neuer und erfolgreicher Langzeitobmann empfiehlt sich aktuell STR Prof. Hans Hornyik, welcher seit 2011 bis heute die Geschicke der Urania, seiner Mitglieder und seines fleißigen Vorstandes leitet.
Besondere Erwähnung verdient indes die seit der Gründung vor rund 70 Jahren bestehende Astronomische Arbeitsgemeinschaft mit ihren hervorragenden wissenschaftlichen Leitern HR Prof. Eugen Hruby, OSTR Prof. Rudolf Gamauf, Ing. Gerhard Baumgartner und dzt. Norbert Ruttner.
Auffallend markant sticht dem Lokalchronisten die Vielzahl der Pädagogen aus dem BG und BRG Biondekgasse ins Auge, die ihre Kraft der Erwachsenenbildung als solche widmeten: Für die Urania, die VHS und die Externisten-Matura für zeitverpflichtete Soldaten der Garnison Martinek-Kaserne: So etwa die Mittelschullehrer Sulzenbacher, Kraupp, Christel, Zeugswetter, Wallner, Hruby, Gamauf, Macha, Hlavacek, Bazant-Hegemark, Czemetschka, Fleischmann, Bernart, Larsen, Schaffranek, Sziruscek, Wechtl, Wiesmann u.a.m.
Abschliessend und zusammenfassend sei gesagt, dass die Geschichte der Badener Urania ein wirkliches Zeugnis von Emanzipation der Erwachsenenbildung darstellt, die ihren vielen treuen Mitgliedern und Hörern seit 100 Jahren die Sinnfrage unseres Lebens im Sinne von Fromm und Frankl vor Augen führt und uns Badenern klarmacht, wie wichtig der persönliche Vortrag von Mensch zu Mensch in digitaler Zeit geworden ist und auch in Zukunft sein wird.
Davon bin ich als Badener, ehemaliger VHS-Funktionär und Vortragender seit 15 Jahren überzeugt. Zur Debatte steht nach wie vor die Bildung, wobei Herzensbildung vor Ausbildung und ökologie vor ökonomie rangiert. Wie sagte doch der erste Generalintendant des reformierten ORF Gerd Bacher so treffend: Das Rüstzeug für die Zukunft liegt im Motto: Lernen, lernen, lernen! Lesen, lesen und wieder lesen! Gerade in einer Stadt des Buches und der Literatur wie Baden!
Ich hatte die Ehre, ein Vorwort zur Festschrift von Margareta Kulda zum 80. Geburtstag unserer Urania vor 20 Jahren als damaliger Bürgermeister zu verfassen. Es schloss mit einem Glückwunsch für die nächsten 80 Jahre. Heute darf ich diese Wünsche erneuern, sie aber für die nächsten 100 Jahre ausdehnen:
Es lebe die Urania Baden! Vivat, crescat, floreat, Urania nostra!
100 Jahre Badener Urania - Teil 1
Von Prof. Hans Hornyik - Quelle: Maurer, 80 Jahre Urania
Am 17. Oktober 1923 fand die Gründungsversammlung der Badener
Urania im Großgasthof "Petter" (Brusatti) statt.
Im Obergeschoss dieses Hauses an der Ecke Kaiser Franz Josefs
Ring und Roseggerstraße befindet sich heute das Hotel
Artner. Im Erdgeschoß, wo die Säle der Restauration
waren, besteht ein Supermarkt. Zum ersten Obmann wurde Senatspräsident
Hofrat Burkart bestellt, zu seinen Stellvertretern wurden Regierungsrat
Zeiner und Fachlehrer Lukas gewählt. Am 5. November 1922
fand im Stadttheater die Eröffnungsvorstellung des neuen
Vereines statt.
Neben zahlreichen musikalischen Darbietungen und etlichen musikalischen
Darbietungen und etlichen Festreden wurde der Uraniafilm "Wildafrika"
gezeigt. Die Tradition der Lichtbildvorträge setzt dei
Badener Urania bis heute fort. bereits ab 8. November 1922 setzte
ein reges Veranstlatungseleben ein.
Jede Woche wurden Vorträge, Musik- oder Filmabende geboten.
Sprach- und verschiedenste andere Kursangebote von Wirtschaftsgeografie
bis Musikgeschichte ergänzten das angebot. Von Beginn an
gab es auch die Uranianachrichten, die somit ebenfalls das 100ste
Jahr ihres Erscheinens feiern.
Der erste Jahresbericht sollte 70 Veranstaltungen, 10 Kurse
und 1500 zahlende Mitglieder, die das reichhaltige Angebot durch
ihre finanziellen Beiträge erst ermöglichten, ausweisen.
eine beeindruckende Bilanz.
Die Badener Urania war binnen kürzester Zeit zur stärksten
Vereinigung der Kurstadt geworden. Es folgten erfolgreiche Jahre
mit einem immer dichter werdenden Programm. Mit dem sogenannten
Anschluss im März 1938 endete diese Phase schlagartig.
Die letzte Filmvorführung "Der ewige Wald - 2000 Jahre
deutsche Geschichte" fand am 16. März statt, nachdem
der für den 14.März angekündigte Vortrag des
Abtes von Heiligenkreuz, Gregor Pöck, über seine Frankreichreise
bereits abgesagt werden musste. Die Badener Urania wurde von
den NS-Behörden aufgelöst.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Badener Urania erst 1949
wiedergegründet werden. Zum Obmann wurde Prof. Dr. Hans
Macha gewählt. Der neue Vorstand liest sich wie das Who
is Who der Badener Bildungsbürger. Man wollte offensichtlich
in dieser schweren Zeit Zeichen setzen. Die Wiedergründung
fand im Lehrsaal der Berusschule Hildegardgasse 8 statt. Heute
befindet sich hier der moderne Schulbau des Sonderpädagogischen
Zentrums und der Polytechnische Schule. Stammhaus der Badener
Urania wurde das legendäre Hotel Stadt Wien am Hauptplatz.
1950 ist das Geburtsjahr der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft.
Sie ging auf eine Initiative von Prof. Eugen Hruby zurück,
die Prof. Rudolf Gamauf und Ing. Gerhard Baumgartner jahrzehntelang
fortsetzen sollten. Die Urania wurde zu einem Fixstern des Badener
Bildungswesens. 1957 bis 1991 hatte sie ihr Hauptquartier in
der Villa Hudelist (Haus der Kunst), seit 1991 ist das Theater
am Steg ein würdiger Ersatz.
Fortsetzung folgt.
Sensation!
Römische Ruinen im Kurpark entdeckt
Von StR Prof. Hans Hornyik
Bei Grabungsarbeiten zwischen dem Undinebrunnen und dem Kaiser
Franz Ring wurden römische Ruinen entdeckt. Die Fund ist
vollkommen überraschend. Auf Grund der im 19. Jahrhundert
endeckten antiken Überreste, ist man bisher davon ausgegangen,
dass sich Aquae zwischen Ursprungsquelle und Frauenbad, sowie
Erzherzog Rainer Ring und der Linie Frauengasse-Hauptplatz-Theresiengasse
erstreckt hat. Außerhalb davon war in Badens Innenstadt
nur ein Gräberfeld entlang der Pfarr- und Antonsgasse bekannt.
Worum es sich bei den jetzt entdeckten Gemäuern handelt,
ist noch vollkommen unklar. Jedenfalls stammen sie von einem
größeren Gebäude - wie es aussieht - mit mehreren
Bauphasen.
Die Stellung der Mauern zueinander erscheinen rätselhaft.
Der Keramikbefund deutet vor allem ins 2. und 3. Jahrhundert
nach Christus.Genaueres werden erst die Auswertungen der Funde
durch die Archäologen ergeben. Um die Erstreckung des Objekts
festzustellen, wird der unterste Teil des Kurparks demnächst
mit Georadar-Aufnahmen untersucht.
Die Mauern liegen tiefer, als in den letzten Jahren bei Kanalarbeiten
und der Versetzung der neuen Bäume 2007 gegraben wurde.
StR Hans Hornyik: "Wir waren wirklich erstaunt. Die Mauern
erklären aber den alten Flurnamen "In Heißen",
der bisher immer auf die Lage der Ursprungsquelle mit den warmen
Thermalwässern zurückgeführt wurde. Ein Blick
in die ersten Nennungen der Flur um das Jahr 1400 zeigt, dass
der Name auf Haus und Häusen zurückzuführen ein
dürfte. Eine Teilfläche hieß sogar "Ödenhausen"
was mit den römischen Ruinen perfekt zusammenpasst.
Es bleibt spannend. Wir werden die Mitglieder der Urania jedenfalls
weiterhin auf dem Laufenden halten."
Kaiser
Franz lässt seine Kinder in Baden impfen
Gefunden von Obmann Hans Hornyik
Die allgemeine Akzeptanz von Impfungen ist kein Phänomen
des 21. Jahrhunderts. Schon Kaiserin MariaTheresia ließ
ihre Kinder öffentlichkeitswirksam gegen die Pocken impfen,
nachdem sie eine Tochter wegendieser Krankheit verloren hatte.
Aber auch Kaiser Franz bewarb die Pockenimpfung, indem er die
Vakzination seiner Töchter zum öffentlichen Ereignis
machte. Die Leser derWienerzeitung erfuhren davon am 22. September
1802:
Ihre Majestäten unser allergnädigster Kaiser
und Kaiserin haben während Ihres Aufenthaltes in Baaden
der Erzherzoginnen Maria
Clementina und Karolina königl. Hoheiten die Kuhpocken
einimpfen lassen. Bey beyden könig. Hoheiten hatte diese
Impfung den glücklichsten Erfolg, verursachte nicht den
geringsten widrigen Zufall, und höchstdieselben befinden
sich vollkommen wohl.
Dieses Beyspiel von Seite unserer Monarchen sollte wohl endlich
denjenigen, welche noch Anstand nehmen, ihre Kinder oder Untergebenen
an einer Erfindung Theil nehmen zu lassen, welche gewiß
die größte und wohlthätigste ist, so die Arzneykunde
je machte, alle Zweifel benehmen, und sie bestimmen, ihre Angehörigen
nicht länger dieser für die Menschheit so segensreichen
Anstalt zu entziehen- Wirklich kann bey der Zuverlässigkeit,
welche diese Sache nun erlangt hat, kein Kind mehr an den natürlichen
Blattern sterben, ohne Gewissensvorwürfe für jene,
welche es versäumten die armen Kleinen gegen diese füerchterliche,
pestähnliche Krankheit durch die wohlthätige Kuhpockenimpfung
zu sichern, und zwar um so mehr, da diese Impfung in jeder Jahreszeit,
bey jedem Alter, und eben so gut bey jedem ärmsten als
reichsten Menschen geschehen kann.;
Wiener Zeitung Nr.76 v. 22.9.1802, p.3418+3419.
Die
Gruselgeschichten
der polnischen Diaspora in Baden bei Wien
Gekürzt von StR Hans Hornyik
Am Ende des 18. Jahrhunderts teilten sich die Nachbarstaaten
Preußen, Russland und Österreich die Polnische Rzeczpospolita.
Der Adel Galiziens fand im Wiener Hof ein neues Zentrum. Dazu
kamen Flüchtlinge vor allem aus dem russischen Teil Polens.
Wesentliche Vertreter dieser Diaspora schufen sich zu Beginn
des 19. Jahrhunderts in Baden eigene Landhäuser. Im Juni
1912 schreibt der Badener Historiker Paul Taussig über
die Zusammentreffen dieser Persönlichkeiten:
Das schloßähnliche Gebäude in der heutigen Braitnerstraße
Nr.26 [Schloß Braiten] war im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts
der stattlichste Bau jenes Vorortes von Baden, der Alland-Alleegasse
hieß. Die Stille rings umher und die Garten-Einsamkeit
hatten um das Jahr 1810 den berühmten polnischen Grafen
Joseph Maximilian Ossolinski v. Tenczyn bewogen, sich an diesem
schönen Flecke außerhalb der Stadt ein palastartiges
Landhaus zu erbauen. Der Graf war ein Gelehrter, Literat und
bekleidete sogar die Stelle eines Präfekten der k.k.Hofbiblithek.
Er wurde 1748 zu Mola-Mielecka in Galizien geboren, kam dann
später nach Wien und weilte allsommerlich bis zu seinem
1826 erfolgten Tode in Baden.
Die Empirejahre vereinigten in Baden viele angesehen polnische
Familien; wir erinnern da nur an die Gräfin Rzewuska, die
mit Wiens schöngeistigen Kreisen in enger Fühlung
stand und in Baden eine herrliche Villa erbaute; an die Gräfin
Lanckoronska, die das Marienspital protegierte, an die Gräfin
Marcelline Alexandrowicz, deren Munifizenz die Anlagen und Wege
rund um die Burg Rauhenstein zu verdanken sind, und an die Gräfin
Anna Tyszkiewicz, die eine Nichte des großen polnischen
Königs Stanislaus Poniatowski war. Diese Dame stand auch
zu Ossolinski in freundschaftlichen Beziehungen und hat in ihren
Memoiren manch Interessantes über ihren Badener Aufenthalt
geschrieben.
Ossolinskis Schloss war intellektueller Treffpunkt. Ludwig van
Beethoven wohnte hier im Jahr 1816. Um 1820 kam hier ein Märchenbuch
zustande, eine Sammlung sonderbarer Geschichten, die hier erzählt
und erfunden wurden und erst viel später, im Jahr 1852
unter dem Titel Wieczory badenskie (Badener Nächte)
im Druck der Öffentlichkeit bekannt wurden. Über die
Entstehung der einzelnen Geschichten sagt Graf Ossolinski im
Buche das Nachstehende: Zu Ende des vorigen Jahrhunderts
gingen mehrere Polen in die Badener Thermen, die einen, um ihre
Gesundheit wieder herzustellen, die anderen, um in irgend einem
versteckten Winkel sich auszuruhen. Wir kamen immer zusammen
um die langen Herbstabende in Gesellschaft zu verbringen. Gar
mancher begann über das allgemeine nationale Unglück,
das uns damals so hart getroffen, zu klagen. Ah! Lassen
wir die Politik in Ruhe!, sagten andere. Wollen
Sie also nicht dies und nicht jenes; sprach eine Dame,
so erzählen wir uns Gespenstermärchen.
Die Dame, von der Vorrede spricht und die den Gedanken an die
Märchenerzählungen angeregt hatte, war, wie wir aus
einer der drei Ossolinskischen Handschriften ersehen, die schon
oben erwähnte Gräfin Anna Tyszkiewicz, Sie scheint
eine sehr dankbare und fleißige Zuhörerin gewesen
zu sein.
Die Sammlung besteht aus 19 Märchen, die allesamt in Baden
erzählt werden. Leider sind die Badener Abende
bis heute nicht ins Deutsche übersetzt.
Paul
Ignaz Liechtenauer (1674 - 1756)
Barockkomponist
aus Baden - von StR Hans Hornyik
Ein dürre Spur im Badener Ratsprotokoll vom 16. Juli 1711
führt zu einem kürzlich wiederentdeckten Zeitgenossen
Johann Sebastian Bachs: Capellmaister von Coblentz, H
Ignatius Liechtenauer schreibt an E.E.Rath, und bittet Ihm sein
Vatter und mütterl. Erb Contingent erfolgen zu lassen,
auch wegen des Abfarthgeldt nit gar zu rigoros zu sein.
Es ist Paul Ignaz Liechtenauer [Anm. Hornyik: auch Lichtenauer
geschrieben], der hier um Überlassung seines Erbteils und
Entlassung aus der Bürgerschaft Badens ersucht. Von 1711
bis 1716 war er Kapellmeister am kurtrierischen Hof in Koblenz
Ehrenbreitstein. Im Jahr 1716 kam er als Organist und Kapellmeister
an den Dom zu Osnabrück, wo er am 13. Juni 1756 begraben
wurde.
Es ist möglich, dass er auch schon vor 1711 in Osnabrücker
Diensten stand [Anm.Hornyik: es gibt dazu auch einen Hinweis
im Badener Ratsprotokoll], und mit dem Osnabrücker Bischof
Karl Joseph von Lothringen nach Koblenz wechselte. Im Jahr 1713
mit weiteren Musikern aus den kurtrierer Diensten entlassen,
bewarb er sich 1715 erfolgreich für das Osnabrücker
Amt. Zahlreiche Werke wurden in den 1930er Jahren in den Archiven
des Osnabrücker Domkapitels bearbeitet.
Leider gingen diese Musikalien und Dokumente im zweiten Weltkrieg
zugrunde. Erst 2015 wurde er wiederentdeckt. In einem Archiv
in Pilsen fanden sich Noten Liechtenauers aus dem Jahr 1742.
Das Titelblatt vermerkt als Komponisten Capellae Magistro,
ac Organedo ad Ecclesia Cathedrali Osnabrugi. An einer
wissenschaftlichen Neuedition wird derzeit an der Universität
Osnabrück gearbeitet.
Vater Johann Liechtenauer übersiedelte 1685 nach Baden.
Im Stadtrichter Propositionsbüchel vom 7.7.1685 lesen wir:
Dem Johann Lichtenauer bey der verwittibten Khayserin Calvant,
Orgelmacher und Organist ist die Niderlassung verwilliget, und
hat Ihme Geörg Paukher die Lorentz Schmidtische Behausung
p.140fl verkhaufft.
Kaiserinwitwe, das war Eleonora Magdalena Gonzaga von Mantua-Nevers
(* 18. November 1628 in Mantua; 6. Dezember 1686 in Wien).
Die Witwe Kaiser Ferdinands III prägte das Musikleben am
Wiener Hof nachhaltig. Sie ließ viele Musiker aus dem
italienischen Raum anstellen und brachte damit auch einige musikalische
Neuerungen nach Wien. Die Liechtenauers waren Teil dieser illustren
Musikgesellschaft. Bischof Karl Joseph von Lothringen, oft zu
Gast am Wiener Hof, wird bei einem dieser Besuche auf den jungen
Paul Ignaz aufmerksam geworden sein.
Die Übersiedlung der Familie Liechtenauer nach Baden steht
wohl in Zusammenhang mit dem Ableben der Kaiserin Witwe. Johann
Liechtenauer kaufte 1685 das Haus Renngasse 9-11. Von 1695 bis
zu seinem Tod im Jänner 1701 war der Orgelmacher Mitglied
des äußeren Rates der Stadt. Mit ihm wurde die ganze
Familie Teil der Badener Bürgerschaft, auch Sohn Paul Ignatz.
Sophie Resch
und Elisabeth Kraus, zwei seiner drei Töchter, waren in
Baden gut verheiratet. Sophie heiratete Matthias Resch, den
Badmeister des Herzogbads, der 1698 bürgerlicher Geißler
mit Haus am Hauptplatz wurde. Die jungen Damen waren keine Kinder
von Traurigkeit. Immer wieder finden sich im Badener Ratsprotokoll
Verdächtigungen zu ihrem Lebenswandel und in einem Fall
eine Klage, weil nemblich die Herzogbaadische Badmaisterin
und ihre schwestern, am verwichenen St. Johannestag, als Sie
selbe Nacht dem Sonnwendtfeyr beygewohnt, der Hallerin jüngeren
Tochter aufgepässt, ihr den Schopf vom Kopf gerissen, und
mit Maultaschen tractiret haben.
Vater Johann arbeitete erfolgreich als Orgelbauer. Seine 1689
für die Mariazeller Basilika errichtete Orgel steht seit
1757 in St. Veit am Vogau.
1Stadtarchiv Baden GB3/8 Fol.696
2Stefan Hanheide, Programmheft Barockmusik aus Osnabrück,
9.9.2017
3Wikipedia
4Stadtarchiv Baden, GB3, diverse Einträge von 7.7.1685
bis 27.1.1701
5 Allmer Gottfried: Festschrift zu Wiedereinweihung der restaurierten
Orgel in der Pfarrkirche St.Veit am Vogau, in: Veröffentlichung
des Vereins Principal-Vereinigung der Orgelfreunde Südostösterreichs,
Nr. 5, Graz 2002
Woher
kommt Badens Thermalwasser?
Überraschende Antwort auf eine alte Frage - Teil2 von StR
Hans Hornyik
Das Badener Thermalwasser sickerte vor ungefähr 20.000
Jahren durch Schneeberg und Rax ungefähr 5000 Meter auf
die Grenze zwischen dem Tirolikum genannten Kalkgebirge und
dem darunter gelegenen, wasserundurchlässigen Gesteinshorizont.
Dieser Horizont ist gegen Nordosten abschüssig. Der Kalkgebirgsstock
versinkt immer tiefer in die tektonische Platte.
Das Wasser rinnt langsam vom Schneeberg bis an die Südgrenze
Wiens, wo es an der Leopoldsdorfer Verwerfung mineralisiert
und auf 46°C erwärmt Richtung Erdoberfl äche aufsteigt.
Die Oberlaaer Thermalwasserbohrung erreicht genau an dieser
Stelle das Mineralwasser.
Ab 200 Metern unter der Erdoberfl äche fl ießt das
aufsteigende Wasser auf den Sedimentschichten des Wiener Beckens
wieder zurück Richtung Südwesten und tritt in Baden,
Bad Vöslau und Bad Fischau zu Tage, wobei es mit zurückgelegter
Strecke abkühlt.
Ein erhaltener Plan über die geothermischen Verhältnisse
in Baden aus 1877 wird gemeinsam mit den neuen Ergebnissen zum
Schlüssel für eine detaillierte Erkenntnis der Fließverhältnisse
des Schwefelwassers in Baden. Niemand geringerer als Eduard
Süess, einer der Begründer der modernen Geologie,
ließ die Temperaturen der Hausbrunnen messen. Da diese
Brunnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Großteil zu
Gunsten der neuen Wasserleitung aufgegeben wurden, lässt
sich diese einfache Methode leider nicht mehr wiederholen.
Die Suesssche Karte zeigt den Zufluss des Thermalwassers
aus Nordosten, das sich im Bereich der Spiegelgasseteilt, um
eine Störung
(Störung 1) zu umfl ießen. Die Auffi ndung eines
vom Sediment verschütteten, massivem Dolomitgebirges beim
Ausheben einer Tiefgarage in der Grabengasse gibt einen Hinweis,
dass es sich bei der Störung um eine Rückfallkuppe
des Kalvarienbergs handelt.
Sobald dieses Hindernis umgangen ist, tritt der nördliche
Strom zum Teil als Ursprungsquelle zu Tage. Wenig
später trifft das Wasser auf
eine langgezogene Störung (Störung 2), die aus einer
Verlängerung der Klippen des Felsenwegs besteht. An dieser
Verwerfung treten einerseits Mariazellerhof- Peregrini- und
Leopolds-, andererseits die Quellen rund um den Josefsplatz
zu Tage. Zwischen diesen beiden Quellbezirken durch quert das
Thermalwasser eine Schwachstelle der Störung und trifft
unmittelbar wieder auf ein unterirdisches Hindernis (Störung
3), an dem in Form der Heilquellen zwischen Johannes- und Franzensquelle
und Sauerhof und Petersquelle entspringt. Das verbleibende Wasser
setzt vom Sauerhof ausgehend seinen Weg Richtung Bad Vöslau
fort.
Neben dem Verlauf des warmen Wassers zeigt und der Plan aus
1877 die Warmwasserfahnen der abfl ießenden
Badewässer im Mühlbach und dem Schwefelwasserkanal
zur Trotmannmühle.
Woher
kommt Badens Thermalwasser?
Überraschende Antwort auf eine alte Frage.
Die
Thermalquellen sind seit Jahrhunderten der Ursprung des Wohlstands
in Baden. Es verwundert daher nicht, dass die Stadtväter
das
Schwefelwasser und die mit dem Badebetrieb verbundenen Privilegien
mit Klauen und Zähnen verteidigten. Die Frage nach der
Herkunft des warmen Heilwassers und die beeinflussenden Faktoren
spielte dabei eine wichtige Rolle. Bis in das Zeitalter der
Aufklärung suchte man vor allem göttlichen Schutz.
Jedes Jahr zur Saisoneröffnung hielt man in der alte Frauenkirche
und der Stadtpfarrkirche festliche Hochämter ab. Die Teilnahme
war für die Ratsherren verpflichtend. Die aufkeimende Naturwissenschaft
beschäftigte sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts mit den
Thermalquellen. Ärzte, Chemiker und Geologen suchten nach
Antworten auf Herkunft, Zusammensetzung und Heilkraft der Schwefelwässer.
Man vermutete einerseits globale Zusammenhänge. Die Auffi
ndung der Engelsbadquelle wurde mit dem Lissaboner Erdbeben
1755 in Verbindung gebracht. Andererseits glaubte man an eine
Herkunft aus dem Wienerwald.
Veränderungen der Schüttung Ursprungsquelle wurden
dem gleichzeitigen Kohlebergbau in Sattelbach angelastet. Im
Laufe des 19.
Jahrhunderts erwirkte das Stadtmagistrat ausgedehnte Schutzgebiete
für die Badener Gesundbrunnen.
Was blieb, war Unsicherheit. Der augenscheinliche Zusammenhang
zwischen der Menge der Thermalwasserförderung in Oberlaa
und den Badener Heilquellen nährte diese zusätzlich.
Im Jahr 2012 legte die Geologische Bundesanstalt einen Bericht
zur Nutzbarmachung geothermischer Grundlagenforschung
für das
Land NÖ, Thermalwassermodell Hochscholle südliches
Wiener Becken vor. Ergebnisse zahlreicher Bohrkampagnen
der letzten 60 Jahre
wurden zusammengeführt und mit Fokus auf die Thermalwässer
neu interpretiert. Das Ergebnis war durchaus überraschend.
Teil 2 im nächsten Urania Nachrichtenblatt.
Erzherzoginnen
beim Getreideernten in Baden
Im
berühmten Plan der Stadt Baden von Kolbe aus 1796 gibt
es eine seltsame Eintragung. Im Dreieck zwischen Mühlgasse,
Wienerstraße und der Grenze zwischen Baden und Leesdorf
ist eine Sehenswürdigkeit Nummer 34 eingetragen. Heute
befindet sich an dieser Stelle das Haus Mühlgasse 7-9.
In der Legende steht geschrieben: Der Ort wo Ihro k.k.
Hoheiten die Erzherzoginen Mariana, Klementina und Amalia den
10ten July 1794 mit andern Schnittern Korn zu schneiden geruhet
haben.
Dieser Satz hatte immer etwas Mysteriöses. Was haben die
Erzherzoginnen dort getan? Warum? Ein Artikel in der Wienerzeitung
vom 18.7.1792 verschafft Klarheit. Als erstes: Kolbe irrte.
Das Ereignis begab sich schon 1792. Lesen Sie selbst:
Nach Schönbrunn haben sich am 16. Juli auch I.I.K.K.H.H.
, die drey Erzherzoginnen von Baden aus begeben, wo höchstdieselben
sich durch 6 Wochen aufgehalten, und der Erzherzoginn Maria
Anna kaiserliche Hoheit die Badkur gebraucht haben.
Nach einem der daher eingegangenen Berichte, haben der Magistrat
und alle Einwohner in die Mette sich bemühet, diesen verehrungswürdigen
Prinzeßinnen den Aufenthalt angenehm zu machen, und haben
I.I.k.k.H.H. alle Gegenden und Merkwürdigkeiten in und
um Baden besucht, und überall Beweise von Ihren erhabenen
Tugenden hinterlassen. Die besondere Neigung, welche I.I.k.k.H.H.
für das Landwesen an den Tag legten, bewog den Vorsteher
des Augustinerklosters, welches durchl. Frauen zur Wohnung gewählet
hatten, ein ländliches Fest zu veranstalten, und dazu sich
höchstderoselben Gegenwart zu erbitten. Zur Ausführung
wurde der 10.v.M., da eben Ihrer kaiserlichen Hoheit der Erzherzoginn
Amalia Nahmenfest anfiel, bestimmt.
An diesem Tage des Abends, begaben sich I.I.k.k.H.H. auf einen
zu dem Kloster gehörigen Kornacker, traten in das dort
aufgerichtete Zelt, und sahen den Schnittern zu, unter denen
6 Knaben in schwarzer und rother, wie auch 6 Mädchen in
weisser mit Roth besetzter Kleidung, gleichsam von der Freude
über die Gegenwart so hoher Zuschauer hingerissen, die
Sicheln hinwegwarfen, sich in Reihe stellten, und ein Glückwunschlied,
in ländlichen Ausdrücken anstimmten. Hierauf ertönten
Geige, Leyer, und die Sackpfeife (Dudelsack), und forderten
die junge Gesellschaft zum Tanz auf, den dieselbe unter anmuthigen
Figuren, Wendungen und Abwechslungen vornahm. Nachher zeigte
sich ein kleiner Knabe allein tanzend, der in fünfmahliger
sehr eilfertiger Verkleidung auftrat, und seine Rollen besonders
gut spielte.
Diese Unterhaltung hat so sehr den Beyfall der höchsten
Herrschaft erworben, daß die junge Gesellschaft den folgenden
Tag in dero
Wohungssaal ihre Auftritte, unter einer Instrumentalmusik wiederhohlen
mußte. Dabey sind auch die Kinder der Rathsverwandten
zu einem Tanz zugelassen, und alle zusammen, an der Zahl 43,
mit einem Nachtmahl bewirthet worden.
Doch die Lustbarkeit war nicht die einzige Befriedigung I.I.k.k.H.H.
Sie wollten auch Antheil an der Arbeit der Schnitter nehmen,
ergriffen
selbst die Sichel, und versuchten, mitten unter den gemeinen
Taglöhnern, das Korn zu schneiden, womit Sie dem versammelten
Volke zeigten, wie verehrungswürdig eine Arbeit ist, welche
das erste und wesentlichste Bedürfniß des Menschen
zum Gegenstande
hat. Zur Verewigung dieses frohen Tages, an welchem die durchlauchtigsten
Frauen auf solche Art den Feldbau ehrten, hat
das Augustinerkloster zu Baden beschlossen, auf dem Acker einen
Baum zu pflanzen, und die durch die königlichen Hände
kostbar
gewordene Sichel als eine Merkwürdigkeit, mit Sorgfalt
zu bewahren.
Von StR Hans Hornyik
Schmankerl
aus Baden gefunden von Hans Hornyik
Aus dem Ratsprotokoll vom 11. Juni 1695.
Durstberger gegen Sennes Veith Sennes ist uns kein Unbekannter.
Dr. Maurer erwähnte ihn öfters in seinen Publikationen.
Der
baiernstämmige Bildhauer stritt ausgiebig mit seinem Badener
Konkurrenten Andreas Fleischacker und der zuständigen Wiener
Bildhauerlade. Er war ein Zuagraster
und hatte entsprechende Probleme anerkannt zu werden. Einige
seiner Werke sind
erhalten, wie Grabsteine in der St.Stephans-Pfarrkirche Baden
oder eine Silen-mit-Dionysus-Statue, die ursprünglich im
Doblhoffpark gestanden, heute in Privatbesitz ist. Man erkennt
seine Arbeiten leicht an den fliegenden Stirnen
der Menschenköpfe.
Außergewöhnlich feinsinnig dürfte er nicht gewesen
sein. Aber lesen sie selbst:
Der Bildhändler Simon Durstberger und der Bildhauer Veith
Sennes sind wegen eines elfenbeinernen Kruzifi x, das Durstberger
dem Sennes gezeigt, und dieser etwas nicht genügsamb
gelobet hat, in Streit geraten. Aus Worten wurden Hiebe.
Nachdem die
Streithähne vernommen waren, stellte der Rat fest, dass
einer soviel Schuld hat als der andere, jedoch weil das
Schlagen und sonderlich der erste Streich verboten, ist dem
zuerst schlagenden Sennes ein Taler, dem Ursach gebenden Durstberger,
neben seinen empfangenen Schlägen ½ Taler Straff
aufgetragen worden.
Great
Spas of Europe
Die Kurstadt Baden wird gemeinsam mit den bedeutendsten Kurstädten
Europas zum UNESCO Weltkulturerbe nominiert. Die Badener Urania
wird deshalb in ihren Angeboten stärker auf dieses Thema
eingehen.
Obmann und UNESCO-Beauftragter der Stadt Baden, StR Hans Hornyik,stellt
unseren Mitgliedern die 10 Partnerstädte vor: Bad Ems,
Bad Kissingen, Bath, Franzensbad, Karlsbad, Marienbad, Spa,
Vichy und in diesem Blatt: Baden-Baden sowie Montecatini Terme.
Diese Reihe erschien auch in der NÖN.
11 Städte, 7 Staaten, 5 Sprachen, 1 historisches Erbe
Baden-Baden: Der Namensvetter
Baden-Baden liegt im deutschen Bundesland Baden-Würtemberg,
am Westrand des Schwarzwaldes. Durch die Stadt fließt
die Oos, die nach ca. 10 Kilometern in den Rhein mündet.
Baden-Baden hat ca. 54000 Einwohner.
Die 68° C heißen Thermalquellen werden seit der römischen
Antike genutzt. Außerhalb der mittelalterlichen Stadt,
beginnend mit dem 18. Jahrhundert, wurde das Ensemble von Kurgebäuden
errichtet und so eines der mondänsten Kurbäder Europas
im 19. Jahrhundert geschaffen.
Auch wenn es kaum Berührungspunkte zwischen Baden-Baden
und Baden gab: Die Entwicklung war gleichlaufend und man war
sich dessen bewusst, wie der Blick in die städtischen Ratsprotokolle
mit ihren eifersüchtigen Kommentaren verrät.
Die Kurstadt liegt in grünen Talkessel der Oos, die Altstadt
wurde an einem Bergsporen errichtet, an dessen Hängen das
Thermalwasser entspringt, darüber liegt das Neuschloss.
In der Altstadt stehen die Pfarrkirche und die Friedrichstherme.
Alle übrigen Kurgebäude erstrecken sich nördlich
der ehemals ummauerten Stadt.
Flußaufwärts läd die Lichtenthaler Allee, ein
langgestreckter Kurpark, bis zur gleichnamigen Abtei zum Flanieren
ein - durchwegs gesäumt von gründerzeitlichen Hotels
und Villen. Die an den Hängen emporgewachsenen Villenviertel
gehen in eine therapeutische Landschaft über, über
der die Ruine der landesfürstlich-badischen Burg Alt-Baden
thront.
Sommerhauptstadt Europas. So nannten die Stadtväter
Baden-Badens ihre Stadt in der Zeit um 1900. Kaiser Franz Josef,
Kaiser Wilhelm I., Hector Berlioz, Leo Tolstoy, Turgenev, Dostoyevsky,
Jacques Offenbach, Johannes Brahms und viele andere zählten
zu ihren Gästen. Der Erfolg Baden-Badens gründete
nicht nur auf den Heilerfolgen seiner Ärzte, sondern vor
allem auch auf den zahlreichen gesellschaftlichen Aktivitäten
- nicht zuletzt auch auf dem von den Gebrüdern Benazet
gegründeten Casino, das heute zu den
prachtvollsten seiner Art gehört.
Montecatini Terme
Montecatini Terme liegt an den Vorbergen des toskanischen Apennins
zwischen Florenz und Lucca im Tal des Nievola. Etwa 20000 Einwohner
leben in der Kurstadt. Die warmen Salzquellen waren den antiken
Römern bekannt, der Aufstieg zum Heilbad begann im 18.
Jahrhundert. Das Heilwasser sprudelt mit 8° bis 34°C
artesisch aus einem unterirdischen Salzsee empor. Um den Kurpark
gruppiert, bzw. diesen erweiternd, existieren in der Stadt acht
große Thermen. Die berühmteste der Badeanlagen, die
späthistoristische Tettuccio-Therme aus den 1920er Jahren,
erinnert an großzügige antike Bäder.
Montecatini Terme das Vorbild für Baden bei Wien.
Großherzog Pietro Leopoldo, der zweitälteste Sohn
von Kaiserin Maria Theresia, von 1790 bis 1792 als Leopold II.
selbst römisch-deutscher Kaiser, ließ in Montecatini
einen großzügigen Kurort mit Badeanlagen, Parks und
Logierhäusern anlegen. Der Aufklärung verpflichtet,
war es des Großherzogs Ziel, wirtschaftliche Entwicklung
und humanes Sanitätswesen voranzutreiben. Selbst erwählte
er den nach seinen Ideen gestalteten Ort als sommerliche Baderesidenz.
Die bescheidene Villa, die den toskanischen Fürsten fortan
als Wohnsitz diente, erinnert in ihrem Gestus an das Kaiserhaus
in Baden. Ebenso lässt sich zeigen,
dass die von Kaiser Franz initiierten Verbesserungen der Kurinfrastruktur
in Baden bei Wien ihr Vorbild in Montecatini Terme hatten. Offensichtlich
orientierte sich Kaiser Franz am Beispiel seines Vaters.
Das Heilbad Mussollinis: Heute prägen Montecatini Terme
die Bauwerke seiner touristischen Spitzenzeit im frühen
20. Jahrhundert. Neoklassizismus und luxuriöser Jugendstil
dominieren die Kurstadt. 7 Millionen Nächtigungen zählte
man nach der Jahrhundertwende. So genossen neben Giuseppe Verdi,
Giacomo Puccini, Arturo Toscanini und Gioachino Rossini später
auch Benito Mussolini, der Herzog von Windsor und Lady Simpson,
das urbane Flair der mondänen Welt Montecatinis.
Marienbad
(Mariánské Láznì)
Das Böhmische Marienbad liegt in der tschechischen Region
Karlsbad rund 170 Kilometer westlich von Prag, unweit der Grenze
zu Bayern. Es leben in dieser Stadt etwa 13000 Einwohner. Salz
wurde hier schon seit dem 16. Jahrhundert gesiedet. Es sollte
aber bis 1786 dauern, dass um die vierzig Mineralquellen ein
Kurort gegründet wurde. Die Glaubersalzquellen entspringen
mit 7° bis 10°C. Die Trinkkur steht bis heute im Zentrum
der medizinischen Anwendungen.
Eine außergewöhnliche Stadtanlage. Das Zentrum von
Marienbad ist sein Kurpark, der den Talboden ausfüllt,
wo sich die zahlreichen Quellfassungen befinden. Um ihn herum
sind am Fuß der Hänge Kolonaden, Hotels und Villen
zum Teil in zwei bis drei Reihen gruppiert, auf künstlichen
Terrassen errichtet. Dahinter erstreckt sich Kühle spendender
Hochwald, mit einem ausgedehnten Netz von Spazier- und Wanderwegen.
Die städtische Architektur zwischen extensiv gepflegten
Parkanlagen und dunklen Nadelwäldern wirkt beinahe unwirklich
und macht den Reiz Marienbads aus.
Beinahe wäre Marienbad zu Ischl geworden.
Erzherzogin Sophie, die spätere Mutter von Kaiser Franz
Joseph versuchte auch mehrmals in Marienbad ihren Kinderwunsch
zu fördern. Wäre das gelungen, wer weiß, was
aus Ischl geworden wäre.
Die Blütezeit des Kurorts begann aber erst in den 1870er
Jahren, als die Elite Europas bevorzugt begann, hier ihr gesellschaftliches
Sommerleben zuführen. Johann Wolfgang v. Goethe war ein
früher Gast. Kaiser Franz Joseph, König Edward VII.,
Franz Kafka, Richard Wagner, Frederick Chopin und Mark Twain
kamen zu jener Zeit, der Marienbad seine luftige eklektizistische,
in den Jugendstil
übergehende Architektur verdankt.
Bad
Ems - die vergessene Schwester Badens
Das ursprünglich Nassauische Staatsbad liegt heute in Bundesland
Rheinland-Pfalz zwischen Koblenz und Weilburg an der Lahn. Es
leben in Bad Ems etwa 9000 Einwohner. Eine Nutzung der bis zu
57° C heißen Salzquellen zu Heilzwecken ist seit dem
14. Jahrhundert nachgewiesen. Bad Ems erstreckt sich im engen
Lahntal. Die wenigen Quellen befinden sich auf engstem Raum
zwischen Berg und Nordufer des Flusses, direkt daran anschließend
die wichtigsten Infrastrukturen, wie Kurhaus, Casino, Hotels
und Kurpark. Bahnhof,
Villen und russisch orthodoxe Kirche befinden sich am Südufer
der Lahn. An den steilen Hängen des Tales erstreckt
sich eine romantisch gestaltete Berglandschaft, die stark an
Baden erinnert.
Die kleine Kurstadt hat urbanes Flair, der Kurbetrieb ist bis
heute aktiv. Emser Pastillen erleichtern unser Leben.
Enge Beziehung zu Baden bei Wien Bad Ems wurde ab 1816 von Fürst
Wilhelm I. von Nassau-Weilburg als Nobelkurort ausgebaut. Die
Anlage der Landschaftsparks in den felsigen Abhängen des
Lahntals folgt dem Beispiel der Landschaftsgestaltung im Badener
Helenental, das der Fürst 1815 besucht hatte.
Fürst Wilhelm war der Bruder von Erzherzogin Henriette,
der ihr Ehegemahl Erzherzog Carl in Baden das Schloss Weilburg
bauen ließ. Fürstin Isabella von Nassau, die Mutter
der Geschwister hatte bis in die 1890er Jahre ihr Grabmal am
Badener Stadtfriedhof. Heute ruht sie in der Großherzoglich
Luxemburgischen Gruft in Weilburg an der Lahn.
Noch eine Sommerhauptstadt in Europa Auch Bad Ems beansprucht
diesen Titel für die Zeit seiner Blüte in der Mitte
des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche prominente Gäste ließen
sich in die Kurlisten eintragen: Dostoyevsky, Carl Maria von
Weber, Johann Wolfgang von Goethe, Victor Hugo, Jacques Offenbach
und Richard Wagner. Aber auch Kaiser Wilhelm I. und Zar Alexander
II. hielten sich hier gerne auf. Die Emser Depesche
von 1870 erinnert an vergangene Bedeutung als politischer Hotspot.
Franzensbad
(Franti.kovy Lazn.)
Kaiser Karl I., Marie v. Ebner-Eschenbach, Ludwig v. Beethoven,
Johann Straus, Klemens v. Metternich, Johann Wolfgang v. Goethe,
Theodor Herzl.
Das bohmische Kurbad Franzensbad liegt Im Becken von Eger (Cheb)
im Westen der Tschechischen Republik.
Bayern ist keine 15 Kilometer entfernt, nach Prag sind es 175
Kilometer.
Franzensbad hat 5500 Einwohner.
Mit einem Privileg von Kaiser Franz I. ausgestattet, wurde die
Stadt 1793 gegründet, in einem quadratischen Raster
an den 24 Heilquellen angelegt und mit groszugigen Parkanlagen
umgeben.
Das 10 bis 14C kalte salzige Mineralwasser
wird fur Trink-, Bade- und Inhalationskuren verwendet. Die grose
Blutezeit von Franzensbad war die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die ideale Kurstadt. Die kleine klassizistische Stadtanlage
und der Ring umgebender Parks mit den darin stehenden Quellgebauden
wurde in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts von einem weiteren
Gurtel grunderzeitlicher
Hotels und Villen umgeben.
Das Fehlen einer landlichen Altstadt verstarkt den beinahe unwirklichen
urbanen Charakter der Kurstadt, die den planerischen Willen
der idealen Kurstadt deutlich ablesbar macht. Trinken und Gehen
fur die Gesundheit.
Die ausgedehnten Promenaden und Spazierwege der vier Kurparks
gehen in die Wildnis der umgebenden Walder uber. Gehen war in
den Kurorten mit Schwerpunkt auf Trinkkur ein integraler Bestandteil
der medizinischen Anwendung.
Wie klagte Zar Peter der Grose aus Bad Pyrmont:
.Taglich lasst mich der Arzt 5 Meilen gehen. Noch nie bin ich
in meinem Leben so gequalt worden.
Franzensbad hatte viele beruhmte Gaste und war vor allem in
der Damenwelt beliebt wegen seiner zwanglosen Gesellschaft.
Zu den regelmasigen Gasten gehorten Marie v. Ebner-Eschenbach,
Johann Wolfgang v. Goethe, Ludwig v. Beethoven, Clemens Wenzel
Furst Metternich, Johann Straus, Theodor Herzl, Kaiser Karl
I. . die meisten von ihnen auch regelmäßige
Gäste Badens.
Bath/Großbritannien
Die Englische Stadt Bath liegt am Fluß Avon in der Grafschaft
Somerset, 100 Meilen westlich von London.
Sie hat ungefähr 89000 Einwohner. In einer Schleife des
Avon errichteten die Römer eine Siedlung mit Therme, deren
Ruinen heute die wichtigste Sehenswürdigkeit von Bath sind.
Die Tradition als Heilbad an den drei ergiebigen, bis zu 69°C
heißen Schwefelquellen, ist bis heute ungebrochen.
Seit 1987 UNESCO-Weltkulturerbe Die architektonische Landschaft
von Bath steht seit 30 Jahren unter dem Schutz der UNESCO. John
Wood Vater und Sohn errichteten im 18. Jahrhundert die berühmten
klassizistischen Ensembles englischer Reihenhäuser, Plätze
und Boulevards, aber auch Kurstädtische Bauten, wie Hotels,
Trinkhalle, und Versammlungssäle.
Die grünen Abhänge zum Talbecken des Avon sind weitgehend
unverbaut geblieben. Begleitet von Gärten und Parkanlagen
geht die Stadt fließend in ihre Umgebung über.
Simply the best Bath wurde in der Zeit der Aufklärung ein
medizinisches und gesellschaftliches Zentrum Englands. Berühmte
Ärzte
ordinierten im General Hospital, das auch den Bedürftigen
offen stand. Dieses Selbstverständnis als Kurstadt ist
bis
heute geblieben und Grund für die abermalige Bewerbung
von Bath zum Weltkulturerbe im Rahmen der Great Spas of Europe.
Wie wurde
dem Autor geantwortet: We are simply the best of all Englands
spa resorts.
In Bath entwickelten sich vor 1800 die Grundlagen für das
Kurwesen des 19. Jahrhunderts. Verfeinerte Manieren, gesellschaftliche
Durchlässigkeit, freies Leben auch für die
Frauen - wurden ebenso Teil des Kurlebens, wie Unterhaltung
bei Spiel, Tanz, Musik, literarischen und wissenschaftlichen
Zirkeln; und das alles mitten in der Beschaulichkeit der Provinz.
Neben der königlichen Familie gehörten Jane Austen,
Lord Nelson, Edmund Burke, Charles Dickens, Henry Fielding und
Thomas Gainsborough zu den treuen Gästen
der Stadt Bath.
Der
gar nicht so gute Kaiser Franz und die arme Witwe Montoyer
von Obmann Hans Hornyik
In
der Erinnerung der Badener ist er der gute Kaiser Franz (1765-1835).
Dass Franz I. nicht ganz so gut war, erschließt rasch,
wenn man sich bewusst macht, dass der Mettnichsche Polizeistaat
in Wirklichkeit jener seines Chefs, des Kaisers war. Und wie
sieht es mit der Sozialkompetenz aus? Meine Reise durch die
Akten des Obersthofmeisteramtes jener Jahre strandet immer wieder
an Schicksalen
einfacher Menschen. Eine davon war Anna Montoyer (1774-1851),
die Witwe des bekannten Hofarchitekten.
Louis Montoyer (1749-1811) war österreichischer Niederländer,
heute würde man sagen Belgier. Er wurde Architekt von Albert
von Sachsen-Teschen in dessen Zeit als Generalgouverneur der
Niederlande und floh mit dem Herzog 1795 vor den französischen
Revolutionstruppen nach Wien, wo er für seinen Dienstherrn
die Albertina neu gestaltete. 1800 trat er in die Dienste der
Hofbaudirektion, bei der Reorganisation dieser Behörde
1807 stieg er zum Ersten Hofarchitekten auf. Generalhofbaudirektor
war Fürst Johann von Clary-Aldringen (1753-1856), Kanzleidirektor
Ludwig von Remy. Montoyer war in der Hierarchie der dritte Mann.
Bis 1811 gab es eine zweite Architektenstelle, die Johann Aman
(1765-1834) bekleidete. Nach dem Ableben Montoyers 1811 wurde
Aman alleiniger Hofarchitekt. Während Louis Montoyer viel
Zeit für private Zusatzaufträge hatte, dürfte
Aman dafür keine Kapazitäten mehr gehabt haben. Es
gibt von ihm keine privaten Bauwerke aus der Zeit nach 1811.
Das ist nicht allzu schade - sein Werk erreichte nie die Qualität
berühmter Zeitgenossen wie Kornhäusel, Moreau oder
Nobile.
Louis Montoyer hat hingegen viele Spuren hinterlassen, auch
in Baden. Der Türkische Pavillon 1800 im Kurpark (abgebrochen
1856), das Redoutengebäude am Franzensring 1801 (Im Jahr
1908 der Erweiterung des Stadttheaters gewichen) und wahrscheinlich
der Rundtempel des Josefsbades aus 1804 tragen seine Handschrift.
Aber jetzt zur Geschichte der Anna Montoyer: Louis erkrankte
1810 schwer. Seine Aufgaben wurden Johann Aman übertragen,
wogegen er als höhergestellter Erster Hofarchitekt beim
Kaiser heftig protestierte. Es war vermutlich dieser Wutausbruch,
den wenig später die Familie Montoyer schwer büßen
musste, der Kaiser vertrug keine Kritik.
Louis Montoyer gehörte als Hofarchitekt zu den Spitzenverdienern.
Pro Jahr bekam er ein Gehalt von 1800 Gulden, dazu kamen üppige
Zulagen und vom Hof gerne gesehen Zusatzeinnahmen
durch Pfusch. Am 5. Juni 1811 starb er und hinterließ
seine Witwe mit zwei minderjährigen Kindern und
ihrer Schwägerin im Haushalt. Anna Montoyer bekam 300 Gulden
Mindestrente, das entsprach dem
Jahreseinkommen eines Taglöhners. Das Vermögen war
in Zeiten rasender Inflation und der räuberischen Währungsreform
von 1811 rasch
dahin. Anna Montoyer suchte zweimal beim Kaiser um Gewährung
einer höheren Pension an - ohne Erfolg. Beim ersten Mal
ließ Kaiser Franz das Ansuchen ein Jahr liegen, bevor
er es mit Verweis auf das Normale ablehnte. Beim
zweiten Mal 1814 wurde der Herrscher zynisch, indem er feststellte,
dass Frau Montoyer nach den Niederlanden zuständig sei.
Alle Intervention der Hofbeamtenschaft beim Kaiser nützte
nichts. Er blieb hart.
1816 eskalierten die Lebensumstände der Familie Montoyer.
Die Mietrückstand erreichte ein halbes Jahr, Brennholz
war zum Luxus geworden. Die Mitarbeiter der Generalhofbaudirektion
setzten sich beim Obersthofmeister Trauttmansdorff für
einen Zuschuss von 150 Gulden ein. Was nach wenig klingt, war
in dem Rahmen, den Trauttmansdorff bewilligen konnte, ohne Kaiser
Franz zu fragen. Die Familie bekam die 150 Gulden.
Im selben Jahr nahm die Generalhofbaudirektion des Architekten
älteren Sohn Ludwig (1802-1876)
als Praktikant auf. Was als soziale Unterstützung begann,
wurde eine Erfolgsgeschichte.
Neues
aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv
Gefunden von Obmann Hans Hornyik
1814: Hoffeuerwehr nach Baden
Wie allseits bekannt, gab es im Sommer 1812 den berüchtigten
Badener Stadtbrand. Weniger bekannt ist der Brand in den Hofburg-Appartements
der Kaiserin Maria Ludovika Beatrix im Februar desselben Jahres.
Das Feuer-Katastrophenjahr blieb nicht ohne Folgen. In der Hofburg
und in Schönbrunn wurden alle Öfen und Kamine überprüft,
neue Feuerrequisiten für alle Hofgebäude
angekauft, die
Hoffeuerwehr aufgerüstet. Die Angst vor Bränden trieb
bei Hofe seltsame Blüten.
Am 30. Mai 1814 wurde mit dem Pariser Frieden das Ende Napoleons
besiegelt. Der siegreiche Kaiser Franz wurde für 27. Juni
in
Baden angekündigt. Am 23.6.1814 schrieb Graf Wilczek an
Obersthofmeister Trauttmansdorff, dass die Badener Anstalten
machten, den
Kaiser groß zu empfangen, deshalb die Entsendung einer
Feuerwache und des Hoffouriers v. Comper notwendig wäre,
damit er solange der Aufenthalt dauert, die Handhabung
der Ordnung, Ausstellung der Wachen etc. übernimmt.
Offensichtlich hatte man Angst, die Badener könnten ihre
Stadt wieder abfackeln.
Die daraufhin erteilte Weisung des Obersthofmeisters an die
Generalhofbaudirektion: Da Seine Majestät der Kaiser
künftigen Montag den 27. des Monats nach Baaden gehen,
und die Bewohner Baadens nach Anstalten zur Beleuchtung der
Stadt machen, so erhält die Generalhofbaudirektion hiermit
den Auftrag, eine in gutem Zustand befindliche Hof-Feuerspritze
mit allen sonstigen Löschrequisiten
und Leuten dahin abzuschicken, und überhaupt alle Vorkehrungen
zu einer schleunigen Hülfe bey etwa eintrettender Feuergefahr,
dergestalt zu veranlassen, daß nebst jenen Feuersicherheitsanstalten
welche auch von Seite des Stadtmagistrats und der Polizey getroffen
werden, auch von Seite der Generalhofbaudirektion jede nöthige
Vorkehrung getroffen sey. Endlich ist es auch erforderlich,
daß wärend der ganzen Anwesenheit des allerhöchsten
Hofes zu Baaden eine Hoffeuerspritze daselbst befindlich sey,
wozu die jüngst nach Dornau abgeführte Spritze verwendet
werden kann.
Wie Generalhofbaudirektor Fürst Clary am 7.7.1814 dem Obersthofmeister
berichtete, wurde eine Hoffeuerspritze nach Baden mit den Hoffeuerleuten
Stephan Grubmüller jun. und Johann Lang entsendet. Grubmüller
wurde nach stattgefundener Beleuchtung zurückbeordert,
Lang in Baden belassen, damit selber wegen der Feuergefährlichkeit
bey dem kleinen Lokale in der dortigen Hofküche, während
der
ganzen Dauer des Allerhöchsten Land-Sejours überhaupt
die nöthige Feueraufsicht in diesem Gebäude pflege.
Eine Feuerspritze mit zwei Feuerleuten während der großen
Feiern schaut stark nach Placebo aus. Dass die Angst vor ausbrechendem
Feuer in der Kaiserhausküche nicht unbegründet war,
sollte sich 1818 zeigen. Nach einem Küchenbrand wurden
im Jahr darauf die Küchen
umgebaut, um die beiden Seitenpavillons erweitert.
Wenn
der Kaiser auf Reisen ist,
gehen die jungen Erzherzöge aufs Eis tanzen....
Von Kultur-Stadtrat Hans Hornyik
Wer
erinnert sich nicht daran? Die Eltern sind mehrere Tage außer
Haus, die neue Freiheit will genossen werden. Die Musik ist
lauter als sonst aufgedreht, ausgelassen werden Partys gefeiert,
die Nächte zum Tag gemacht und Speisevorschriften und Alkoholverbot
außer Kraft gesetzt. Eine Erscheinung unserer Zeit?
Ein Blick in das Haus-, Hof- und Staatsarchiv belehrt uns eines
besseren:
Die Kriegsjahre 1811 und 1812 waren von Inflation und chronischer
Geldnot des Kaisers geprägt. Die Ausgaben des Hofes wurden
bis ins Detail auf Einsparungspotentiale durchkämmt. Nicht
benötigtes Tafelsilber wurde versteigert, Reisezulagen
der Hofbediensteten hinterfragt und vieles anderes. Kaiser Franz
I. redigierte sogar eigenhändig die Speisenfolgen seiner
Verwandten bei den sogenannten Hoftafeln, das waren die gemeinsam
eingenommenen Mahlzeiten, deren Teilnehmer und Zahl der Gänge
penibel geregelt waren. Und dann?: Lesen sie selbst aus dem
Quartalsbericht des k.k.Hofkammeramtes:
Warum, ungeachtet der Abwesenheit Ihrer Majestäten,
die Ausgaben in September und October [1812] noch nicht viel
geringer als im August ausgefallen sind.
Es ist aus diesem tabellarischen Ausweis zu entnehmen, daß
sich die Hofwirthschafts-Ausgaben in September, bei Entgegenhaltung
jener vom Monate August auf 13376,40 Gulden und jene in October
um 18244,46 Gulden vermindert habe.
Daß diese Verminderung beträchtlich sey, erhellet
aus dem Umstande, daß die Abwesenheit Ihrer Majestäten
anstatt die Zahl der Hoftafeln zu beschränken, solche,
und mithin die Ausgaben, auch, vielmehr vermehrt habe; denn
Ihre kaiserlichen Hoheiten der Erzherzog Franz
[1802-1878], und die Erzherzoginnen Leopoldine [1797-1826],
Marie-Clementine [1798-1881] und Caroline [1801-1832], welche
alle mit Ihren durchlauchtigsten Eltern zu Mittag speiseten,
hatten nach allerhöchstderen Abreise, jede Ihre
separirte Tafel. Sowie auch diejenigen,
welche zur Oberstkämmerers-Tafel gezogen wurden, während
der Abwesenheit des Herrn Oberstkämmerers, wo diese Tafel
aufhörte, jeder abgesondert in der Wohnung zu essen verlangten.
Wie sehr dieses gegen das angenommene Oekonomie-System streitet,
beweiset folgendes Beispiel:
Die 4 abgetheilten Tafeln der obbenannten durchlauchtigsten
Kinder hat während der Abwesenheit Ihrer Majestäten
an einem Tage 165,50 Gulden, dagegen jene Ihrer Majestäten
mit diesen 4 jungen Herrschaften nur 122,58 Gulden, somit im
Durchschnitte täglich um 42,42 Gulden weniger gekostet.
Woraus klar zu ersehen ist, daß bey so bewandten Umständen
aus der Abwesenheit Ihrer Majestäten auf keine Verminderung
der Hofwirthschaftsausgaben zu schließen sey.
Über die anzunehmende Kopfwäsche für die kaiserlichen
Teenager sind keine Reporte erhalten. Zu gerne wäre man
bei diesem Donnerwetter ein k.k.Hofmäuschen gewesen.
100
Jahre Verlegung des k.u.k. Armeeoberkommandos
von Teschen nach Baden bei Wien
Ein bedeutendes Jubiläum ist beinahe unbemerkt an uns vorbei
gegangen. Mit 5. Jänner 1917 wurde das Oberkommando der
k.u.k. Armee nach Baden verlegt. Für beinahe zwei Jahre
wurde Baden zum Machtzentrum der Donaumonarchie. Alle wichtigen
militärischen, aber auch die meisten zivilen Entscheidungen
wurden hier getroffen. Alle Souveräne und Spitzenmilitärs
der Achsenmächte trafen sich in Baden. Wir
wissen, wie diese Zeit endete. Es ist kein Wunder, dass man
sich nicht gerne daran erinnerte. Wie es dazu kam, schreibt
Gerhard Artl auf der Website des Österreichischen Staatsarchivs:
Nach dem Tod Kaiser Franz Josephs am 21. November 1916
fuhr der öst.-ung. Generalstabschef Generaloberst Franz
Conrad von Hötzendorf am Abend des 22. November zur Audienz
beim neuen Kaiser Karl I. nach Wien. Karl eröffnete dabei
dem General, im Gegensatz zu seinem Vorgänger persönlich
das Oberkommando über die k.u.k. Armee zu übernehmen.
Erzherzog Friedrich, der bisherige Armeeoberkommandant sollte
als sein Stellvertreter bleiben.
Gleichzeitig kündigte der neue Kaiser an, er beabsichtige,
das Armeeoberkommando (AOK) von Teschen nach Wien oder in dessen
nächste Umgebung zu verlegen.
Conrad setzte dem sofort schwerwiegende Gründe entgegen.
Insbesondere wies er darauf hin, dass das das deutsche Hauptquartier
in Pless nur eine Autostunde entfernt lag und daher jederzeit
rasche und einvernehmliche Entscheidungen in dringenden Fragen
möglich waren. Er kehrte schließlich mit der kaiserlichen
Zusicherung zurück, den Standort des AOKs beibehalten zu
können.
Conrad war im Verlauf der Audienz von Kaiser Karl auch mündlich
damit beauftragt worden, die Übernahme des Allerhöchsten
Oberbefehls
vorzubereiten. In diesem Sinne übermittelte Conrad dem
Kaiser am 24. November die geltenden Bestimmungen für den
einheitlichen Oberbefehl der Zentralmächte und ihrer Verbündeten.
Gleichzeitig begründete er nochmals ausführlich die
Beibehaltung des Standortes des AOKs.
Am 3. Dezember traf Karl in Teschen ein und übernahm kraft
seiner Herrscherrechte das Armeeoberkommando. Den bisherigen
Armeeoberkommandanten Erzherzog Friedrich stellte er kalt, indem
er diesen zu seinem Stellvertreter ernannte. Mit dieser Maßnahme
beabsichtigte der sprich Conrads schlagartig zu
beenden. Gleichzeitig sollte die Kommandoübernahme auch
nach außen nicht ihre Wirkung verfehlen. Da Karl nun das
k.u.k. Armeeoberkommando persönlich übernommen hatte,
wäre er nach dem geltenden Vertrag über die Oberste
Kriegsleitung dem Deutschen Kaiser unterstellt gewesen.
Kaiser Karl besuchte deshalb am 5. Dezember Kaiser Wilhelm in
Pless, um sich mit ihm persönlich über diese Angelegenheit
auszusprechen.
Zur Vermeidung der dem Begriff der Fürstensouveränität
widersprechenden Unterstellung wurde deshalb wieder beschlossen,
dass die beiden Generalstabschefs die für die Kriegsführung
nötigen Vereinbarungen zu treffen hätten. Sollten
diese zu keinem Ergebnis
kommen, fielen die weiteren Verhandlungen den Kaisern zu, wobei
im Notfall der Deutsche als der ältere zur letzten Entscheidung
berufen
war.
Im Verlauf dieser Unterredung kamen auch Karls Pläne wieder
zur Sprache, das Armeeoberkommando in die Nähe der Haupt-
und
Residenzstadt Wien zu verlegen. Wilhelm teilte dabei Karl von
seiner Absicht mit, die Oberste Heeresleitung in das westdeutsche
Bad Kreuznach zu verlegen. Dies brachte Conrads Argumentation
für die Beibehaltung des Standortes Teschen völlig
zum Einsturz.
Noch am selben Tag ordnete Kaiser Karl die Verlegung des Oberkommandos
nach Baden bei Wien an. Es sollte vom 5. Jänner
1917 an im neuen Standort amtieren.
Von StR Hans Hornyik
Der
Bildhauer Joseph Klieber will Hofstatuarius werden
gefunden von StR Hans Hornyik
Joseph
Klieber (1773-1850) war der bedeutendste Österreichische
Bildhauer der Biedermeierzeit. Er arbeitete eng mit Joseph Kornhäusel
zusammen. In Baden stehen einige seiner Arbeiten: Flora und
Zephir im Frauenbad, der Flußgottbrunnen im Rosarium (beide
ursprünglich in der Weilburg), die Darstellung der Flora
auf den gleichnamigen Stöckl, die Apotheker-Basreliefe
auf dem Haus Hauptplatz 2. Die Statuengruppe im Sauerhof ist
hingegen nur noch auf zeitgenössischen Stichen zu sehen.
Im Österreichischen Staatsarchiv hat sich ein Antrag Joseph
Kliebers an das Obersthofmeisteramt erhalten, der gleichzeitig
Unterwürfigkeit und Selbstbewußtsein des Künstlers
zeigt. Der angestrebte Titel eines Hofstatuarius wurde nicht
verliehen. Warum entzieht sich unserer Kenntnis.
Hochlöbliches k.k. Obersthofmeister Amt!
Der aller unterthänigst Gefertigte wagt Ein Hochlöbl.
K.K. Obersthomeister Amt ehrfurchtsvoll zu bitten, im Falle,
als die durch den Tod des k.k. Hofstatuarius Zauner in Erledigung
gekommene Hofstatuarius-Stelle unbesetzt bleiben sollte, ihm
den Titel als k.k. Hofstatuarius gnädigst zu verleihen.
Er schmeichelt sich dieser hohen Gnade nicht unwürdig zu
seyn, da er 1tens seit seinem 19ten Lebensjahr, wo er in die
Akademie der bildenden Künste zu Wien eintrat unausgesetzt
mit regem Eifer und als Sohn des k.k. Hofbildhauers mit angebohrener
Neigung diese Kunst übt;
2tens im Jahr 1814 unter 10 Kompetanten, als Rath und Direktor
der Graveur und Medailleur Schule bei der Akademie der bildenden
Künste zu Wien angestellt wurde, wo er während dieser
Zeit stets befließen war, seinen Berufe gemäß
für die gute Ausbildung der ihm anvertrauten Zöglinge
zu arbeiten, um dem Staat geschickte einheimische Künstler
zu geben, welches ihm auch zu bezeugen, die Akademie der bildenden
Künste keinen Augenblick entstehen wird.
3tens außer seinen Berufsstunden fortwährend rastlos
bemüht ist, in der Kunst der Bildhauer Arbeit fortzuschreiten,
und legt in dieser Beziehung ein Verzeichniß A, von jenen
Arbeiten zur hochgeneigten Einsicht vor, die ihm unter der großen
Zahl seiner Arbeiten, als besonders ausgezeichnete und gelungene
Arbeiten deuchen.
4tens genießt der Gefertigte wie er sich schmeichelt,
den Ruf eines allgemein geachteten Künstlers, welches die
vielfältigen Aufforderungen zu Zeichnungs-Entwürfen,
für öffentliche Denkmale auf Gebäude u.s.w. die
ihm nicht nur von den Christen Oestreichs, sondern auch von
den öffentlichen Behörden und selbst von Seiner Kaiserlichen
Hoheit dem Erzherzog Karl gemacht wurden, bewiesen, und 5tens
ist er Vater von 7 noch unversorgten Kindern.
Diese Gnade würde dem Gefertigten neu beleben, und da er
hoffen darf, daß Ein Hochlöbl. Obersthofmeister Amt
seine stets unermüdete eifrige Verwendung gnädigst
anerkennt, so sieht er auch getrost der sicheren Gewährung
seiner aller unterthänigsten Bitte entgegen.
Durch die Erlangung dieser hohen Gnade, wird alsdann der Gefertigte
bei seinem noch rüstigen Lebensalter sich um so mehr aufgefordert
sehen, alle seine Kräfte anzustrengen, als es ihm sodann
auferlegte Pflicht wäre, sich nicht nur der höchsten
Stufe der Kunst zu nähern, sondern auch die hohe Gnade
zu rechtfertigen, die ihm durch die Verleihung des Titels k.k.
Hofstatuarius, zu theil wurde;
Wien den 25ten März 1825.
Kreisamt
Wien gegenSchloßhauptmannschaft Laxenburg-Baden
Gleiche und Gleichere im Jahr 1840 (Teil 2) in den
Akten des Haus-, Hof und Staatsarchivs 1840, gefunden von StR
Hans Hornyik
In der letzten Nummer des Nachrichtenblattes lasen wir die Aufforderung
der Kreishauptmann an den Laxenburg-Badener chloßhauptmann,
die Holzgebäude in den Hofgebäuden zu entfernen.
Diesmal die selbstbewusste Antwort des Schloßhauptmanns.
Note an das löbliche Kreisamt in Wien In Entgegnung der
schätzbaren Note vom 16. Juni des Jahres, womit wegen Beseitigung
aller der den für Baden im Jahre 1812 erlassenen polizeilichen
Bauvorschriften zuwiderlaufenden hölzernen Hüten,
Schupfen, Dächer und Gänge in den k.k. Hofgebäuden
zur Bezweckung der Sicherheit gegen die Feuergefahr das dienstfreundliche
Ersuchen gestellt wurde, beehrt sich die gefertigte Direktion
hiermit zu erwidern.
Die Administration der Badener Hofgebäude wurde der gefertigten
Laxenburger Bau- Güter und Mobilien Direktion erst im Jahre
1827 übertragen zu welcher Zeit die große hölzerne
Wagenschupfe im Frauenhofe bereits bestanden hat. Die hölzerne
Schupfe zur Unterbringung der Feuerspritze und des Wasserwagen
samt der Einfriedungsplanke im Frauenhof wurde im Jahre 1830
erbaut, die ganz neue Eindeckung des Wagenschupfendaches mit
Schindl mit Ende des Jahres 1831 bewerkstelligt, die Anstreichung
derselben geschah im Jahr 1833, gleich wie auch in eben diesem
Jahr mit allerhöchster Bewilligung die Herstellung des
damals bestehenden hölzernen Communications Ganges im Frauenhofe,
denn des hölzernen Vordaches an der Zufahrt zum Flora Gebäude,
welche bei den letzteren
Objekts früher mit Plachen eingedeckt warn, welche Dachung
jährlich neu hergestellt werden mußte und viele Ausgaben
verursachte, vollführt worden ist.
Von einer für Baden eigends bestehenden Polizeibauordnung
gelangte die gefertigte Direktion erst mit Note des löblichen
kk. Kreisamtes v. 13. Dezember 1834 der eine Abschrift der fragliche
Bauordnung beilag in Kenntnis, seit welcher Zeit keine neuen
hölzernen Bauobjekte ins Leben getretten sind, und man
hätte sich bei den früheren, während der hiesigen
Administration vollführten Bauten gewiß nach
den Vorschriften jener Bauordnung benommen, wenn der löbliche
Badener Magistrat, dem die Überwachung und Handhabung der
polizeilichen Bauvorschriften als Ortsobrigkeit obliegt, oder
wenigstens der mit den hölzernen Bauten beauftragt gewesene
Zimmermeister, die Direktion von der für Baden bestehenden
Bauordnung verständiget hätte.
Nachdem die erwähnten hölzernen zu den Hofgebäuden
gehörigen Objekte derweilen in dem besten Baustande sind
und eine den Bauvorschriften genügende ganz neue Herstellung
derselben mit großen Unkosten verbunden wäre, so
dürfte zur Vermeidung der das allerhöchste Hofaerar
treffender Kosten auf den Fortbestand der damals bestehenden
hölzernen Objekte bis zu jener Zeit, wo diese
wegen minder guten Baustand demoliert werden können, um
so mehr einzurichten seyn, da eine Feuergefahr bei dem Umstande
als die früher in den Hofgebäuden bestehenden hölzernen
Objekte unter der beständigen Obhut der hiebei angestellten
Militärwachen stehen, nicht zu besorgen, ja kaum möglich
ist.
Sollte jedoch wider besseres auf Billigkeit begründetes
Vermuthen von Seite eines löblichen k.k. Kreisamtes oder
einer hohen Landesstelle, auf der Demolierung der fraglichen
hölzernen Objekte bestehen werden, so müßte
die gefertigte Direktion nicht nur vorläufig unter Vorlegung
der Baukosten Überschläge die höhere Entschließung
einholen [Genehmigung des Kaisers!], sondern auch auf das
bestimmteste darauf dringen, als die in dem Hofraume das an
das Kaiserhaus anstossende sogenannte Kasinogebäudes in
den jüngst verflossenen Jahren neu erbaute große
hölzerne Wagenschupfe sogleich casiert und nach der in
Rede stehenden Bauordnung feuersicher hergestellt werde; so
wie um die gefällige Mittheilung des hierwegen von Seite
des löblichen Kreisamtes gefaßten Beschlusses
wird das diensthöfliche Ersuchen gestellt.
Von der k.k. Laxenburger Badener Hofgebäude Direktion.
Laxenburg, 21. Juli 1840
Der Schloßhauptmann sah überhaupt nicht ein, warum
er der Aufforderung des in der Hierarchie unter ihm stehenden
Kreisamtes nachkommen sollte. Die wahre Drohung steckte aber
in der angekündigten höchsten Entschießung.
Mehr dazu in der nächsten Nummer des Nachrichtenblattes.
Kreisamt
Wien gegen Schloßhauptmannschaft Laxenburg-Baden
Gleiche und Gleichere im Jahr 1840 (Teil 1) in den Akten
des Haus-, Hof- und Staatsarchivs 1840, gefunden von StR Hans
Hornyik
Der Großbrand des Jahres 1812 brachte Baden eine neue
Bauordnung. Die Verwendung von Holz bei Bauwerken und Dächern
wurde streng verboten. Nicht alle hielten sich an diese Bestimmung.
Einer davon war der Kaiser. Das Kreisamt schrieb daher am 16.
Juni 1840 diese Aufforderung. Dem Verfasser des Schreibens war
spürbar unwohl:
In den magistratischen Meldungen über die vorgenommene
Feuerbeschau, ist den in den Hofgebäuden zu Baden bestehenden
hölzernen Dächern, Gängen, Hütten, und Schupfen
Erwähnung geschehen, von deren Bestand sich das Kreisamt
auch am 4. Mai laufenden Jahres durch deren Besichtigung die
eigene Überzeugung verschafft hat. Da nun diese k.k.noe.
Landesregierung mit hohen Rathschlag vom 3. März des Jahres
das Kreisamt beauftragt hat, deshalb selbst einzuschreiten,
und das Kreisamt auch von denjenigen Bürgern welche ähnliche
Überschreitungen der für Baden im Jahr 1812 erlassenen
polizeilichen Bauvorschriften unternommen haben zur Entschuldigung
die Hindeutung auf jene in den Hofgebäuden ausgeführten
hölzernen Baulichkeiten vernommen hat, da ferners das Kreisamt
angewiesen ist, den hohen Landesstellen anzuzeigen, was wegen
Abstellung dieser Gebrechen erfolgt ist, so sieht sich das Kreisamt
in der gezwungenen Lage eine löbliche k.k. Bau-Garten-und
Mobilien Direction dienstesfreundlich zu ersuchen, durch die
gefällige Beseitigung aller der den angezogenen Vorschriften
zuwiderlaufenden hölzernen Hütten, Schupfen, Dächern
und Gängen in den Hofgebäuden die bezweckte Sicherheit
der Häuser gegen die Feuersgefahr befördern, und nicht
bloß den Bürgern daselbst den zur Entschuldigung
ihrer eigenen Übertretungen jener Vorschriften benützten
Vorwand der in den Hofgebäuden bestehenden gleichartigen
Überschreitungen benehmen, sondern vielmehr durch die gefällige
Beachtung jener Polizeibauordnung die anderen Hausbesitzer von
der Güte und Nothwendigkeit dieser Vorschriften wohlthätig
überzeugen, und hiedurch dem Kreisamte die Durchführung
des Gesetzes gegen alle erleichtern zu wollen.
Um die gefällige Mittheilung der hierwegen getroffenen
Vorkehrung wird dienstesfreundlich ersucht.
Vom k.k.Kreisamte
V.U.W.W., Wien den
16.Juni 1840
Was antwortete der Schloßhauptmann?
Lesen sie die Antwort in der nächsten Nummer des Nachrichtenblattes.
Ehzg.
Marie Louise bisher unbekannte Baden-Aufenthalte 1844,
1845 und 1847
von StR Hans Hornyik
Erzherzogin
Marie Louise (1791-1847), die älteste Tochter von Kaiser
Franz II./I., wurde 1810 mit Napoleon Bonaparte verheiratet
und war bis 1814 Kaiserin der Franzosen. Der Wiener Kongress
fand sie mit den Herzogtümern Parma, Piacenza und Guastalla
ab, die sie vorbildlich bis zu ihrem Tod regierte.
Wie viele andere Mitglieder der Kaiserlichen Familie verbrachte
sie einige Sommer im Umfeld ihres Vaters in Baden. In den Kurlisten
wird sie sieben Mal erwähnt. 1808 wohnte sie im Augustinerkloster,
1815 im Kaiserhaus, 1818 und 1823 im Palais Attems, 1828 und
1834 im Hotel Stadt Wien, das zu diesem Zweck mit dem Kaiserhaus
zu einer Einheit verbunden wurde sowie 1830 in der Floravilla.
Für die Jahre nach 1834 sind in den städtischen Quellen
keine weiteren Kuraufenthalte der Erzherzogin verzeichnet.
Im Zuge der laufenden Forschungen zum Kaiserhaus konnten drei
weitere Baden-Aufenthalte Marie Louises nachgewiesen werden,
was insbesondere auf die Zuverlässigkeit der veröffentlichten
Kurlisten ein neues Licht wirft, von welchen bisher angenommen
wurde, dass in ihnen zumindest die prominenten Gäste lückenlos
verzeichnet wurden. Schon allein deswegen, um dem Kurort ein
deutliches Bild der Bedeutung zu vermitteln.
In den Abrechnungen der Schloßhauptmannschaft Laxenburg-Baden
für die k.k. Badner Hofgebäude zum laufenden Betrieb
der Badener Hofgebäude sind für die Jahre 1844, 1845
und 1847 Ausgaben in Zusammenhang mit Aufenthalten von Marie-Louise
zu finden.
Im Juli 1844 musste die Schlosshauptmannschaft für die
bereitgestellte Ehrenwache beim Kaiserhaus, bestehend aus einem
Anführer und drei Gardisten, Taggeld für insgesamt
7 Soldaten, drei Wochen lang, pro Woche 1 Gulden 45 Kreuzer
bezahlen. Darüber hinaus wurden für der Erzherzogin
Toillet Kölnerwasser, Steck- und Haarnadeln
und Riechseife um zusammen 1 Gulden 46 Kreuzer angekauft. In
der Kurliste dieses Jahres findet sich zu dieser Zeit ein wesentlicher
Teil ihres Hofstaates als Quartiernehmer in der Theresiengasse
6.
Für den Oktober 1844 findet sich im selben Aktenkonvolut
eine Hafnerrechnung: Am 18ten August im Kaiserhause 1.
Stock wegen eheizung der Zimmer für Ihre Majestät
die durch Frau Ehzg. Marie Louise, 2 Öfen ausgebessert:
1 Gulden.
Im August 1845 gibt es abermals Nachweise für einen Kuraufenthalt
Marie Louises: Nach ihrer Abreise wurden für gewaschene
Bett- und Tischwäsche 1 Gulden 40 Kreuzer verrechnet.
Weiters kaufte man wegen Anwesenheit Ihrer Majestät
der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Marie Louise Briefpappier,
Feder und Tinte um 20 Kreuzer.
In den erhaltenen Säuberungsabrechnungen der Schloßhauptmannschaft
Laxenburg-Baden findet sich neben der Abrechnung der Reinigung
des von Marie-Louise genutzten Appartements im Kaiserhaus für
7. Juli bis 3 August und dem Hinweis, dass die Erzherzogin am
16. Juli 1845 angekommen war, auch der Beweis für ihren
Badeaufenthalt im Jahr 1847. Für September 1847 wurden
als Säuberungsauslagen unter anderem verzeichnet: ferners
beim Abwaschen des Essgeschirrs wegen Anwesenheit der durchlauchtigsten
Frau Erzherzogin Maria Louise. Außerdem wurden in
der Apotheke Franziskerln zum Ausräuchern der
Vorzimmer in den Appartementswegen der Anwesenheit der Erzherzogin
gekauft.
Es drängt sich die Frage auf, warum die Anwesenheit der
hohen Dame in diesen drei Jahren verschwiegen wurde. Politische
Gründe? Eitelkeit? Maria Louise war eine intelligente,
lebensfrohe Frau, eine gute Regentin ihrer Länder. Sie
war allerdings alles andere als eine Schönheit, wie auf
dem hier gezeigten Altersbildnis in der Villa Pisani am Brentakanal
in Venetien zu sehen ist. Ihre späten Aufenthalte sind
als echte Kuraufenthalte zu werten. Wahrscheinlich liegt darin
auch der Grund für das Inkognito: Man wollte die Ruhe und
Würde der alten, kranken Dame bewahren.
Die
Pechsiederei auf Rauhenstein
Es
ist allgemein bekannt, dass die Ruine Rauhenstein in den Jahren
um 1800 als Pechsiederei = Terpentinbrennerei
verwendet wurde. Die Devastierungen dieser Zeit sind an dem
Gemäuer deutlich zu erkennen. Wie es zu dieser
Verwendung gekommen ist und wie sie beendet wurde, erklärt
der im Rollettmuseum aufgefundene Bericht der
Herrschaft Weikersdorf an das Kreisamt aus dem Jahr 1806 (StAB/HW/431/1806).
Er räumt mit einigen verbreiteten
Mythen auf. Aber lesen Sie selbst:
Löbl: kais: königl: Kreisamt!
Über das vom dem 1Flamruß Fabrikanten zu Rauchenstein
öchsten Orts eingereichte Gesuch Sub.No 3278/8
wird der angeforderte Bericht mit denen schuldigst erstattet;
Die Herrschaft glaubt vielmehr, daß die Fabriksgesellschaft
die so lange Nachsicht und derselben bisherige Duldung in dem
Schloße Rauchenstein, dankbar erkennen
sollte.
Denn im Jahre 1790 in welchen die vormahlige Gesellschaft des
Herrn Mühlbeck die Abschließung eines Kontraktes
zum 2Anpöchen einer Anzahl Bäume so dringend ansuchte
hatte zur Erbauung einer 3Sindhütte erbetten und dafür
2 fl. angebothen, welches ihr auch zugesagt worden ist. Als
nachher kein anständiger freyer Platz von der Gesellschaft
an Handen gelassen werden konnte, verlangte dieselbe Ihr auf
einige Zeit in den öden Schloße Rauchenstein ihren
Sindofen erbauen zu dürfen, und dringende Vorstellungen
bewogen auch die Herrschaft solches zu erlauben.
Allein, da sie dieses Schloßgebäu da durch die ganzen
10 Pachtjahre und immer für die jährlichen für
einen freyen Platz bedungenen 2 fl. benutzet, in diesen die
Zahl der Öfen vermehrt und sich des Schloßes nach
ihren Wohlgefallen bedient hatten, wurden dem Herrn Mühlböck
nach der Kontrakt Zeit gleich angekündet, daß man
den Kontrakt nicht weiters, und auch nicht die Wohnung beylassen
wolle, nun auf dringende Vorstellungen wurde ihnen wieder eine
geringe Anzahl der Bäume zum anpöchen nebst der Wohnung
von Jahr zu
Jahr und so auch nachsichtlich das Schloß Rauchenstein
beybelassen. Derzeit hat diese Gesellschaft in den Waldungen
der Herrschaften Rauchenstein und Weikersdorf keine Bäume
mehr angewiesen und mithin ist auch keine Ursache vorhanden,
warum sie diese Fabrikaten bey dieser Herrschaft fortsetzen
sollten:
Das Schloß Rauchenstein, welches sie aus blosser Güte
der Herrschaft genossen hatten, haben sie dergestalten
vernachlässiget und durch die Vermehrung der Öfen
und dem Rauche vollents mit Ruß verunstaltet,
daß bey längeren solchartigen Gebrauche es nothwendig
ganz verfallen müsste.
Über dieses hat die Gesellschaft um ihre Fabrikation geheim
zu halten, das Schloß verschlossen gehalten, nur nach
Wohlgefallen den Badgästen den Eintritt in das Schloß
gestattet und zu derer vielfältigen Beschwerführungen
Anlaß gegeben.
Da nun der Herrschaft daran gelegen ist, das Schloß Rauchenstein
als ein immer schätzbares altes Gebäude geschützet,
für noch mehrere Verwüstung und gänzlichen Zerstörung
zu sichern, hat dieselbe den Fabriksinhaber die Wohnung, der
sie bereits eine andere Bestimmung gegeben hat, aufgekündet
und die Räumung des Schloßes anverlanget; und letzteres
auch bereits einerpatriotisch gesinnten Gesellschaft , die für
die Verschönerung der Gegenden von Baaden sich bestrebet
auf unbestimmte Zeit gegen denen überlassen, daß
sie für die gute und reinliche Unterhaltung desselben sorge,
dann zur Geniessung der schönen Aussicht gedachtes Schloß
zurecht richte.
Belangend den Nachtheil, den die Fabriksinhaber so sehr erheben,
und den sie ihrer Angabe nach beym Überziehen zu erfahren
haben, müssen sie sich solchen nur selbst beymessen, wenn
sie, ohne sich bey der Herrschaft Weikersdorf anzufragen, ob
sie weiters
auf die Beylassung des Schloßes, welches Ihnen vorhin
unbestimmt, und in der letzten Zeit nur von Jahr zu Jahr zugesaget
wurde, rechnen dürften, ihre Pechsiederey erweitert und
mehrere Öfen erbauet hätten, würden sie auch
in der rechten Zeit vernohmen haben, daß man auf keine
Art gesonnen sey, dieses Schloß Rauchenstein noch länger
ihnen zur Benutzung beyzulassen.
Nachdem die Herrschaft ihnen eine halbjährige Aufkündung
zur Räumung der Wohnung und auch noch auf diese Sechs Monate
die Benutzung des Schloßes zugesaget hat, haben die gedachten
Inhaber gar keine Ursache sich gegen die erfolgte Aufkündung
zu beschweren und können auch nicht wohl verlangen, daß
die Herrschaft bey einer Veranstaltung, die sie mit einem ihrigen
Eigenthümer zu treffen für gut und zum Theil selbst
nothwendig befunden hat, beschränket werde.
Schloß Weikersdorf bey Baaden den 26. November 1806
Transkribiert und kommentiert von Hans Hornyik
Kaiser Franz besucht den Doblhoffpark
Berichte
aus dem Jahr 1808 (Teil 2)
Aufgestöbert
von StR Hans Hornyik, Obmann der Badener Urania
Im Juni 1808 kam die kaiserliche Familie in diesem Jahr bereits
zum zweiten Mal nach Baden. Nach einem Tagesausflug im Mai reiste
man diesmal für den jährlichen Badeaufenthalt an.
Zum Besuchsprogramm gehörte wieder der Doblhoffpark. Der
Kaisers zeigte dabei
Interesse an der Tätigkeit des Gärtners. Hier die
Korrespondenz zwischen Freiherrn von Doblhoff-Dier und seinem
Verwalter Joseph
Nekham (Stadtarchiv Baden, HW/420/1808):
1808-06-24: Wochenkorrespondenz Nr 26:Verwalter Nekham:
Seine kaiserlich königliche Mayestätt, der Kaiser
und die Kaiserin, mit der Prinzessin Luise, kaiserliche Hoheiten
sind
den 20. disso abends um 9 Uhr in dem für höchste Ihresselben
bestimmten Quartier bey den PP Augustinern in Baden eingetroffen.
Die
Schlüsseln zur Gartten Thür [des Doblhoffparks] wurden
dem Herrn Kammerdiener Duffort übergeben. (HW/420/1808)
SAM 0990 0994
1808-07-08:Wochenkorrespondenz Nr 30 Verwalter Nekham:
Die Gänge im Gartten sind bereits zweymal aufgeackert
und gut gereinigt worden: allerhöchst Seine Kaiserlich-Königlichen
Majestätten höchstwelche öfters den Gartten besuchen,
haben dem Gärtner mündlich zubefragen geruhet, ob
er allein den Garten dermahlen besorge: diese aber allerunterthänigst
beantworthete, daß ihre eben die Gehilfen, wie wehin beigegeben
sind, ohne welche er den Gartten nicht in dieser Ordnung zu
erhalten in Stande wäre, worauf Seine Mayestätt der
Kaiser sich gegen Seine Excellenz den Herrn Grafen von Wrbna
äusserten, man sagte mir, daß der vorige Gärtner
ganz allein den Gartten besorgen mußte, und kein Gehilf
beigegeben worden seye. Seine Excellenz aber bestättigten
die Antwort des Gärtners mit dem, daß er die Gehilfen
in vorigen Jahren auch schon gesehen hatte, nunmehr werde die
Spaliern gestutzet und abgeworffen.
Baron Doblhoff: Da ich schon wußte, daß der
vorige Gärtner jedermann glauben machte, daß er allein
den Garten unterhalten müsse,
muß man es auch nochmehr bekanntmachen, daß der
vorige Gärtner, die Arbeitstage sowie Stunden alles seine
Gehilfen zusammen
genommen jährlich durchschnittlich über 900 Tagwerke
und im Jahre 1806 über 1500 Tagwerke, welche aus den Hülfebüchern
erhoben
werden kann, anerrechnet hatte. Daß aber diesen nicht
nachgesehen und zur Arbeitsverricht angehalten habe, hat der
Erfolg gezeuge
Kaiser
Franz besucht den Doblhoffpark
Berichte
aus dem Jahr 1808 (Teil 1)
Aufgestöbert
von StR Hans Hornyik, Obmann der Badener Urania
Während
des ganzen Frühjahrs 1808 war Baron Doblhoff hochgradig
nervös. Er beanstandete jede Kleinigkeit im Weikersdorfer
Schloßpark, ließ einige der Gatter mehrmals versetzten,
neue Schlüssel machen und sekkierte seinen Verwalter mit
dem Pflegezustand von Wegen, Wiesen und Bäumen. Der Grund
für diese außergewöhnliche Hektik:
Der Kaiser hatte sich angesagt. Im Folgenden lesen Sie Auszüge
aus den Wochenberichten zwischen Freiherrn von Doblhoff-Dier
und seinem Verwalter Joseph Nekham (Stadtarchiv Baden, HW/420/1808):
Am 20. Mai unternahm die kaiserliche Familie eine Tagesfahrt
nach Baden. Nekham berichtete unmittelbar seinem Dienstherrn.
1808-05-20: Wochenkorrespondenz Nr 21:
Verwalter
Nekham: "Seine kaiserlich königlichen Mayestätten,
der Kaiser und die Kaiserin, dann die Schwester des Kaisers,
Mayestätt von Sachsen, Prinz Karl, Prinz Joseph, kaiserliche
Hoheiten, Herzog Albert und der Bruder Ihrer Mayestätt
der Kaiserin, Graf Wrbna nebst 2 mir unbekannten Hof-Cavalieren,
sind gestern um 10 Uhr Vormittag in 3 sechsspännigen Kutschen
nach Baaden gekommen, im Park abgestiegen und haben mit diesem,
auch den anliegenden Baron Langischen Gartten besichtigt, dann
zu Fuß die Stadt bis in den freyherrlichen Gartten nach
Weikersdorf gegangen, wo die kleine Garttenthür geöffnet
warn, von welchen der Weg nach der Allee zum Teich und in den
Quittengang, weithers in die große Allee von Teichle herauf
bis zur Kastanienallee, durch diese abwärts bis an den
langen Gang zum grossen Einfahrtsgattern genommen wurde. Von
da wurde nach St. Helena gefahren, und nach einer kleinen StundeErzh.
Marie Louise zurückh
nach Mörkenstein, wo gespeiset wurde, da die Hofküchelwägen
bereits um 9 Uhr schon dahin passiret sind. Am 2ten Juni soll
die Hofstatt in Baaden eintreffen, um die Bäder zu brauchen."
Baron Doblhoff: "
da der höchste Hof mit Anfang
des folgenden Monats nach Baden ziehet, haben abermalen wie
sonst gewöhnlich
die Schlüssel zu kleinen Gartenthür überbracht
zu werden hat der Gärtner auch für die Zeit der Anwesenheit,
den Eingang in
die Parterre zu öffnen, damit sie durch mit herein gehen
mögen."
Stadtarchiv
Baden
Mehr
zu den Besuchen des Kaisers im Park werden wir im Mai bereitstellen!
Grenzstreit
zwischen Weikersdorf und Gutenbrunn
Stadtarchiv Baden,
HW/440/1730
Kommentiert und überarbeitet von StR Hans Hornyik
Die Grenze
zwischen den Herrschaften Weikersdorf und Gutenbrunn verläuft
in der Mitte der Pelzgasse und ist noch heute die Grenze zwischen
Weikersdorf und Baden. Im 18. Jahrhundert wurde um ihren exakten
Verlauf jahrzehntelang gestritten. Zeitweise nahmen die Auseinandersetzungen
bürgerkriegsähnliche Züge an. Die Weikersdorfer
verprügelten den Gutenbrunner Nachtwächter, die Gutenbrunner
dafür den Weikersdorfer Schafhirten. Der Kaiser persönlich
rief zur Mäßigung auf. Nach dem Grenzvergleich 1717
war einige Zeit Ruhe. 1730 brachen die Feindseligkeiten jedoch
erneut aus. Anlass waren Ufersicherungen der Gutenbrunner Herrschaft
an der Schwechat,
offenbar als Maßnahme nach einem Hochwasser. Diese Beschächte
wurden um ca. 2,8 Meter zu weit flussaufwärts, auf Weikersdorfer
Gebiete, errichtet. Das nachstehend publizierte Grenzfeststellungs-Protokoll
erlaubt uns einen Blick in diese unruhige Zeit:
Ich zu Endts unterschrieben und gefertigter attestiere
hiermit zu Steuer der Wahrheit das heut endtstehenten dato mich
Ihro Gnaden
hochlöbliche Hofkammerrath v. Piazzoni1 /:titl:/ berufen
lassen, und anverlangt sollte wegen eines von dem Adelhof Guettenbrunn
durch die gnädige Frau v. Freundsperg2 auf die Herrschaft
Weikerstorffl iche Jurisdiction3 zuwider des den 16.Februar
1717 getroffenen
Marchungs4 -Vergleich überbauten Beschlächts5 und
hierüber den 9. September instehenden Jahrs widerumben
von Seiten gedachten Guttenbrunnerlichen Adelhofs unrichtig
vorgenommene Gemarchabmessung und unrecht eingeschlagen worden
Marchpflocks6. Die richtige geometrische Ausmessung vornehmen
so auch geschehen, und mir der herangezogene Vergleich zu meiner
Überlegung vorgewiesen worden, nach welchen sodann meines
obhabenden Jurament gemess in Beisein noch anderer ehrlicher
Männer mit geometrischlichen Messketten7 gemessen und also
vor wahr befunden daß von Seiten mehrberührten Guettenbrunnerlichen
Adelhofs mit ihren Zwirn Spagat8 durch Maurer und Zimmermeister
nicht richtig gemessen worden und erstliches Beschlächt
1 ½ Klafter9 auch der eingesetzte Marchpfl og 1 Klafter
1 Schuh in die Zwerchlinie von der Gartenrondell zu weit hierüber
auf der Herrschaft Weikerstorffl . Freyheit eingschlagen worden
sei, nicht weniger die grade Linie von dritten Joch des Steegs
aufwärts nicht wie sichs gehört, sondern um
7 Schuh zu weit hinauf unrecht gemessen auch in mehr berührten
Herrschaft Weikerstorfl . Garten Rundell ein Kreuz eingehauter
und unrechter Marchpunkt von Guettenprunnerlicher Seiten darin
geschlagener gefunden habe, welches alles in erforderlich Fall
weiters zu bestätigen anerbietig bin, Urkund und Bekräftigung
dessen meine eigene Hand Unterschrift und beigedruckt Petschafts
Fertigung datl. Schloß
Weikerstorff ,den 14. November 1730 Abraham Maaß, Kayserl.N.Ö.
Ingenieur und Feldmesser
Humor
- Fundgrube Raths - Protokoll
In
den Jahren 1835 und 1836 beschäftigten die Badener Gemeindeväter
die zeitlosen Themen Sperrstunde,
Dienstpflichten der Beamten und Tabakkonsum. Überrascht
stellen wir fest, dass das Rauchen damals in
den Parkanlagen verboten war.
Rathssitzung 12.September 1835
Auch ergeht dem Polizeywachtmeiser Deixel die Weisung,
der Mannschaft aufzutragen, an Sonn- und
Feyertägen im Park fleißig Nachsicht zu pflegen,
daß allerort nicht geraucht werde.
Wie es scheint, gingen die Hüter des Gesetzes mit nicht
allzu gutem Beispiel voran:
Rathsprotokoll vom 18. Juny 1836
Der Polizeymannschaft wurde heute ernstgemessen aufgetragen,
daß sie bei sonstiger
Dienstesentlassung das Trinken in den Wirtshäusern zur
Nachtzeit besonders nach der Polizeistunde
zu enthalten haben, sowie derselben auch das Rauchen auf der
Gasse verbothen wird.
Genutzt dürfte diese Anwordnung wenig haben.
Anders ist die Schärfe der Verwarnung bereits einen Monat
später kaum zu verstehen. Auch
einer der Wirte bekam bei dieser Gelegenheit sein Fett
ab:
Rathssitzung am 16.Juli 1836
Der hiesig städtischen Polizeymannschaft vom Wachtmeister
angefangen, wurde heute der ernstgemessendste
Auftrag gemacht, daß keiner der selben in den beiden Wirthshäusern
des Math. Seiter und Joseph
Witetschka weder aus Geld noch unentgeldlich etwas trinken noch
speisen dürfen, und insbesonders zu
wachen haben, daß in gedachten Wirthshäusern längstens
bis 1 Uhr die Ruhe eintrete, und solche gesperrt
werden; die erste Klage die deshalb noch ein Mahlen vorkommen
sollte, wird der Schuldtragende nicht nur
augenblicklich von seinem Dienste entfernt, sonstens wird ihm
auch kein Zeugnis von hieraus erfolgt werden.
Auch wird denenselben des Rauchens wegen im Parke mehr Wachsamkeit
anempfohlen.
Dem Wirth Johann Wolfartschlegel wurde heute vom Rath bedeutet,
daß er sein gepachtetes Wirthslokale
längstens bis ½ 11 Uhr zu sperren habe, widrigens
er mit einer Geldstrafe von 5 Gulden unnachsichtlich
belegt werden würde.
Aber auch mit der Dienstbeflissenheit der Nachtwächter
war es nicht sehr weit her. Oder haben wir es hier mit einer
bis heute
üblichen Übung zu tun? Der Volksmund ruft die Obrigkeit,
die Politik reagiert mit markigen Tönen.
Rathssitzung 12.Dezember 1836
Den sämtlichen Nachtwächtern wurde heute aus
Anlaß geschehener Diebstähle der ernstliche Auftrag
gemacht, daß sie
von nun an in der Winterszeit und zwar bis Georgy jeden Jahres
bis 4 Uhr früh morgens zu rufen und wachsam zu seyn haben.
Sollte der Fall eintreten, daß in einem oder dem anderen
Viertl neuerlich Diebstähle sich ereignen, und die Nachtwächter
an dem Nichtentdecken Schuld tragen, so wäre der Betreffende
seines Dienstes zu entlassen.
Zusammengestellt von StR Hans Hornyik
Wie
die Römische Kaiserin dem Herrn von Puchheim das Schloss
Rauhenstein abnahm
Unter diesem Titel bringt die Chronik eines namentlich nicht
bekannten Zeitzeugen die heute noch verbreitete
Geschichte, wie Dienstleute der Burg Rauhenstein im Jahre 1466
die Kaiserin Eleonore im Helenental überfielen.
Um das Flair der Sprache gegen Ende des 15. Jahrhunderts zu
erhalten, übersetze ich in diesem
Originaltext nur schwer verständliche Wörter und Fügungen.
Desselben Jahrs, als die Römisch Kaiserin aus dem Kindbett
gekommen war, verfügte sich Ihre Gnaden sogleich nach Baden.
Und als sie nun genug gebadet hatte, zog sie in das Kloster
zum Heiligen Kreuz und von dort weiter nach (Wr.) Neustadt.
Als sie am Schloss Rauhenstein vorbeizogen, wurde ihr durch
die Diener Herrn Wilhelms von Puchheim, die dieses Schloss innehatten,
einiges Gut aus ihrem Kammerwagen genommen.
Es wurde ihnen zwar durch die Diener der Kaiserin gewaltsam
wieder abgenommen, doch als die Kaiserin davon erfuhr, sandte
sie sofort nach etlichen Hauptleuten, Dienern und Hofgesinde
des Kaisers und gab ihnen den Befehl, das Schloss Rauhenstein
zu belagern. Das taten sie von Stund an. Auch die Stadt Wien
schickte ihnen Leute, um ihnen vor dem Schloss zu Hilfe zu kommen.
Desgleichen wurden auch Leute in einigen Gegenden am Gebirgsrand
aufgeboten, und man machte vor dem Schloss Basteien.
Und man brachte große Kanonen dorthin, um das vorgenannte
Schloss einesteils zu zerschießen. Die in der Burg waren,
wehrten sich gar fest, doch zuletzt ward sie im Sturm genommen
und der Pfleger mitsamt seinen anderen Knechten wurde nach (Wr.)
Neustadt geführt. Daselbst wurden sie in Gefangenschaft
gehalten, bis der Rechtsstreit zwischen dem Kaiser und dem Herrn
von Puchheim ausgetragen wäre.
Grabstein der Kaiserin Eleonore (Aus: Zieglers Vaterländische
Immortellen)
Eleonore von Portugal war die Gemahlin des Kaisers Friedrich
III. Im Alter von 30 Jahren gebar sie ihr fünftes und letztes
Kind, das Johann getauft wurde. Nach dem Kindbett fühlte
sich die Kaiserin noch immer schwach und krank und entschloss
sich daher zu einer Kur in Baden. Diese verlief zunächst
erfolgreich, und die fromme Kaiserin unternahm einen kurzen
Besuch im Kloster Heiligenkreuz zur schuldigen
Danksagung, wie man es früher ausdrückte. Dann
wollte sie über Baden zu ihrem kaiserlichen Gemahl in Wr.
Neustadt zurückkehren. Sie
selbst konnte das Helenental anstandslos passieren, aber einer
ihrer Gepäckwagen wurde von Rauhenstein aus geplündert.
Zwar konnte die bewaffnete Begleitung die verlore-nen Gepäcksstücke
wieder zurückgewinnen, doch war die junge Portugiesin wesentlich
tem-peramentvoller als ihr kaiserlicher Gemahl, den man gern
des Heiligen Römischen Reichs Schlafmütze
nannte. Sie war nicht gesonnen, die Schmach eines Überfalls
auf ihr Gefolge auf sich sitzen zu lassen und veranstaltete
auf eigene Faust ein regionales militärisches Aufgebot:
Die gesamte Bevölkerung von Wien bis Wr. Neustadt musste
Hilfsarbeiter zum Bau von Geschützstellungen schicken
Reste
der von ihnen errichteten Basteien kann man bis
heute im Wald oberhalb der Burg erkennen. Kommandanten, militärisch
geschultes Personal und Artillerie musste der Kaiser beistellen,
und dann konnte die Beschießung der Burg begin-nen. Die
Taktik sah damals so aus, dass die Mauern einer Stadt oder Burg
so lange bombar-diert wurden, bis irgendwo eine Bresche entstand.
Das versuchten die Rauhensteiner durch eine gar feste
Gegenwehr zu verhindern: Sie werden versucht haben, das Personal
an den Kanonen durch Armbrustschützen zu dezimieren, vor
allem aber, durch Ausfälle die gefährli-chen Geschütze
zum Schweigen zu bringen. Vergeblich
nach einer (leider nicht genannten) Zeit entstand die
fatale Bresche, durch die die Mannschaft der Kaiserin die Burg
stürmen konnte. Von Todesopfern hören wir übrigens,
trotz der grimmigen Entschlossenheit auf bei-den Seiten, nichts.
Die Gefangenschaft der Rauhensteiner kann lange gedauert haben,
denn Wilhelm von Puchheim (wieder ein Burgherr, der nicht wusste,
womit sich seine Mannschaft so die Zeit vertrieb) war über
die gewaltsame Einnahme seiner Burg derart empört, dass
er sich auf gar keine Verhandlungen einließ, sondern dem
Kaiser kurzerhand einen Fehdebrief schickte! Die Kämpfe
gingen noch Jahre lang hin und her, wobei letztlich natürlich
der Kaiser die Oberhand behielt. Als Folge der Unbotmäßigkeit
des Puchheimers blieb seine Burg nun auf Dauer
in kaiserlichem Besitz, doch das ist eine andere Geschichte.
Noch ein kurzes Wort zum weiteren Schicksal der Kaiserin Eleonore.
Die Kur in Baden hatte auf Dauer keine Abhilfe
gebracht. 1467 wurden sowohl die Kaiserin als auch ihr kleiner
Johann schwer krank. Das Baby starb gleich,
die Kaiserin versuchte es noch einmal mit einer Kur in Baden,
aber auch ihr war noch im selben Jahr ein früher
Tod beschieden.
Schloss
Weilburg in Baden: Symbol einer Liebe
Erzherzog Carl und Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg
Obmann StR Hans Hornyik
Ein
Badener Mythos
1945 bis 1964 zerstört, ist die
Weilburg heute in Badener Myathos, vergleichbar mit dem Stadtschloss
in Berlin. Abseits des Stadtgebietes von Baden gelegen, strahlte
Schloss Weilburg den Charakter des adeligen landsitzes in einer
weitläufigen Parkanlage mit auffallend repräsentativer
Wirkung aus. Es war geradezu eine Antithese zum bürgernahen
Stadthaus am Hauptplatz, das Kainder Franz I. bewusst als Sommersitz
gewählt hatte.
Schloss Weilburg, mit einer Länge von 100 Klaftern (ca.
187 Meter), 43 Fensterachsen an der Nordseite und rund 200 Wohn-
und Wirtschaftsräume, zählt zu den bedeutendsten klassizistischen
B auten in Österreich. Durch seine außergewähnlich
schöne Lage war es ein beliebtes Motiv für Landschaftsmaler
wie Jakob und rudolf von Alt, Thomas Ender, Balthasar Wigand
oder Eduard Gurk. Zu Scharen pilgerte die Wiener Gesellschaft
nach Baden, um Carl und Henriette und ihren für die Zeit
einzigartigen Wohnsitz zu besaunen,.
Ein Bauwerk, seiner Zeit weit voraus
Joseph Kornhäusl verwirklichte mit Raumstrutkur und technischer
Ausführung der Weilburg den forschrittlichsten Bau der
Zeit, der strukturell den Typus Villa bereits vorwegnimmt. Die
bestern Künstler, Ingenieure und Handwerker wurden engagiert,
um am Puls der Zeit das Beste und Qualitätsvollste hervorzubringen.
Einzelne Einrichtungen wie ein eigener Swimmingpool weisen schon
auf Entwicklungen des noch fernen 20. Jahrhunderts hin.
Die Weilburg war bis 1918 sommerlicher
Wohnsitz von Erzherzog Carld, Erzherzogin Henriette und deren
Nachkommen. Sie war stets ein Hort der Liebe, ein familärer
Treffpunkt abseits affizieller Verpflichtungen, militärischer
Aufgaben und wirtschaftlicher Interessen. Hier gab es Erholung
Müßiggang. So schreib Erzherzog Carl an Prinz Friedrich
August von Sachsen: "Das Sitzen und brüten auf einem
einsamen Schlosse, zwischen Burgen, Felsen und Wald, bestärkt
die üblen Gewohnheiten.
Ausstellung im Kaiserhaus: Eröffnung
am 24. April
Die Ausstellung im Kaiserhaus für die Saison 215 erinnert
an dieses bedeutendste klassizistische Bauwerk Österreichs,
seine Bewohner und vor allem an zwei außergewöhnliche
Perönlichkeiten: Erzherzog Carl von Österreich, der
"Sieger von Asparn" und seine liebenswürdige
Gemahling Henriette, die neben vielen Verdiensten auch den protestantischen
Brauch des Aufstellens eines Christbaums am kaiserlichen Hof
etablierte, der daraufhin in ganz Österreich rasch Verbreitung
fand. Der 200. Jahrestag der Hochzeit dieses Traumpaares des
Biedermeiers am 17. September des Jahres ist Anlass für
die Ausstellung. Sie wurde von Dr. Bettina Nezval, bekannt durch
ire Monographien über die Badener Villen der Kaiserzeit
und Joseph Kornhäusel kuratiert und Mag. Christian Rapp
inszeniert. Ihm verdankt Baden die hervorragende Präsentation
Beethovens im Beethovenhaus. Architekt Dipl.Ing. Gerhard Lindner
gestaltete die Einrichtung.
Ort
.........................................Kaisehaus
Baden, Hauptlatz 17, 2500 Baden
Ausstellungsdauer............25.
April bis 1. November 2015
Öffnungszeiten...................Di
bis So und Feirtage 10-18 Uhr, Mo geschlossen
Franz
vom Hag kommt an den Galgen! ---- Fortsetzung
Eine
Serie von Dr. Rudolf Maurer
Und
nicht viel später kam ein Tag,
da zog derselbe Franz vom Hag
von seinem Waltersdorfer Schloss
auf Abenteuer hoch zu Ross.
Mit seinen besten Mannen
eilt' damals er von dannen.
Er
wählte vierundzwanzig aus,
die anderen ließ er zuhaus.
Er hatte einen bösen Plan:
Wer immer ihm entgegen kam,
der müsste daran glauben,
den wollte er berauben.
Von
Waltersdorf zwei Meilen weit
wohnte ein Ritter kampfbereit,
ein Pottendorfer von Geburt,
und seine Burg hieß Ebenfurt.
Den Namen will ich nennen:
Herrn Jörg soll jedekennen!
Man
brachte ihm die Mär ins Haus:
"Der Franz, der reitet wieder aus!"
Da brach er auf in schnellem Ritt,
nahm vierundvierzig Reiter mit;
sie trabten durch die Fluren
und folgten Franzens Spuren
bis
zu der Feste Scharfeneck.
Dort rastete der Franz ganz keck.
Herr Jörg griff an mit frischem Mut,
doch auch der Franz war auf der Hut.
Mit all seinen Genossen
war er zum Kampf entschlossen.
Dem
Jörg ward kräftig zugesetzt,
doch hatten sie sich überschätzt.
Der Kampf war eben recht entfacht
schon spürten sie die Übermacht:
Die Räuber mussten weichen
vor Jörgens harten Streichen.
Sie
sprengten fort in Angst und Pein,
die Pottendorfer hinterdrein.
Die Räuber packte wilder Schreck:
Der warf das Schwert, die Lanze weg,
der ließ die Armbrust fallen,
und so erging es allen.
Eisenhut,
Handschuh ohne Zahl
sah man da fallen überall.
Der eine floh in wildem Ritt,
denn ihn verfolgten sie zu dritt;
der andre ward von zweien
gehetzt mit lautem Schreien.
Von
so viel Unglück, Müh und Plag,
von so einer Verfolgungsjagd
hat man seitdem nie mehr gehört.
Der eine ward vom Ross gezerrt,
jedoch manch andrer wieder
stürzte getroffen nieder.
Viel
Blut floss beiderseits dabei,
doch blieben nur drei Räuber frei,
die andern wurden festgesetzt.
Es wurde auch zu guter Letzt
der Franz noch festgenommen;
fast wäre er entkommen.
Zwei
Armbrustschuss weit war er schon
in Richtung Waltersdorf entflohn,
da stellte man ihn doch noch und
schlug ihn im Kampf gefährlich wund;
man bracht' den tödlich Wunden
nach Ebenfurth gebunden.
Enttäuschend
- kein Wort von Baden! Der letzte Raubzug des Franz vom Hag
geht von Unterwaltersdorf aus. Die Verfechter von Recht und
Ordnung kommen aus Ebenfurth, sie stehen unter der Leitung des
Jörg von Pottendorf. Gestellt werden die Räuber bei
Scharfeneck am Leithagebirge. Nach ihrer Überwältigung
werden die gewöhnlichen Räuber in das Ortsgefängnis
von Ebenfurth gebracht. Standesunterschiede müssen sein,
und so kommt ihr Anführer, der ja immerhin ritterlichen
Ursprungs ist, ins Burgverlies von Ebenfurth. Während das
niedere Volk großteils gleich im Gefängnis stirbt,
wird Franz vom Hag so weit gesundgepflegt, dass man ihn dann
in feierlicher Zeremonie aufhängen kann. Auch dabei ist
von Baden keine Rede, und von sechs Schimmeln schon gar nicht
- man wird ihn wohl gleich in Ebenfurth aufgeknüpft haben.
Schade um die schöne Badener Sage! Dabei hatte sie sogar
noch ein Nachspiel. Als am Hühnerberg, bzw. auf seinem
Vorgipfel, dem Richtberg, an der Stelle des ehemaligen Galgens
die Theresienwarte errichtet wurde, fand man nämlich ein
Skelett. Natürlich war es ganz Baden sofort klar: Es waren
die Gebeine des Franz vom Hag! Der Schädel wurde ins Rollettmuseum
gebracht und war dort bis vor wenigen Jahren in der Schädelsammlung
ausgestellt - als Schädel des Franz vom Hag. Auch damit
ist es nun nichts! Aber immerhin ließ sich die Identität
des Verstorbenen klären. Im Jahre 1745 verfiel nämlich
ein "fremder Hausknecht" (nicht einmal sein Name war
in Baden bekannt!) in Depressionen und erhängte sich in
seiner Wohnung am Renntor. Ein Selbstmörder durfte aber
nicht in geweihter Erde begraben werden, und so wurde er im
Schinderkarren auf den Richtberg gebracht und dort unter dem
Galgen verscharrt. Dieses außerordentliche Ereignis wurde
natürlich auch der NÖ. Landesregierung gemeldet, die
sich jedoch kritisch dazu äußerte: Es sei zwar vorschriftsmäßig
verfahren worden, doch sei die Vorschrift mittelalterlich und
überholt - das nächste Mal sei vorher der Rat der
Landesregierung einzuholen! Damit war dies die letzte Amtshandlung
am Richtberg, und so können wir sicher sein, dass der Schädel
im Rollettmuseum der des "fremden Hausknechts" ist!
In
der nächsten Ausgabe unseres Nachrichtenblattes:
"Wie die Römische Kaiserin dem Herrn von Puchheim
das Schloss Rauhenstein abnahm"
Franz
vom Hag kommt an den Galgen!
Schon
hatten die 400 Böhmischen Brüder unter ihrem Anführer
Franz vom Hag Baden fest in der Hand. Sie hatten die Burgen
Rauheneck und Weikersdorf erobert und brauchten sich nicht mehr
in der Putschanerlucken zu verstecken. Da endlich beschloss
der Kaiser, dem Unfug ein Ende zu bereiten. Die Burgen wurden
zurückerobert, die Anführer gefangen genommen und
die restliche Bande zerstreut.
Die Anführer ließ der Kaiser auf dem Hühnerberg
aufhängen, damit sie im ganzen Land ringsum als abschreckendes
Beispiel zu sehen seien. Da es üblich war, den Delinquenten
vor der Hinrichtung noch einen letzten Wunsch zu gewähren,
wünschte sich Franz vom Hag, von sechs Schimmeln zum Galgen
geführt zu werden, und die Bitte wurde ihm erfüllt.
Als dann Baden einige Jahre später seine eigene Gerichtsbarkeit
bekam, wurde der Hühnerberg zum ständigen Hinrichtungsplatz
bestimmt. Und dort erhielt Baden eines seiner drei Wahrzeichen,
den höchsten Galgen im ganzen Land. Auch behielt es das
Vorrecht, seine Delinquenten mit sechs Schimmeln zum Galgen
hinausführen zu lassen.
So
weiß es der Badener Volksmund, so oder ähnlich haben
wir es alle in der Volksschule gelernt. Auch dazu hat Michel
Beheim einen Bericht geliefert.
Doch sehen wir uns zuerst das historische Umfeld an. Im Laufe
des Jahres 1463 starb Herzog Albrecht VI., der ehrgeizige Bruder
Kaiser Friedrichs III. Da er der Hauptunruhestifter war, kam
es nun zu einem Frieden - theoretisch, denn jeder der Kontrahenten
hatte Söldnerbanden angeworben und mehr oder weniger pünktlich
bezahlt, und die wurden nun entlassen und zogen arbeitslos,
aber umso beutelustiger durchs Land. Geduldig machte sich Kaiser
Friedrich ans Aufräumen. Gegen Ende des Jahres wurde der
treue Hager in Weikersdorf befreit, das haben wir schon gehört.
Und 1464 ging es Franz vom Hag an den Kragen, wie wir gleich
hören werden!
Und nicht viel später kam ein Tag,
da zog derselbe Franz vom Hag
von seinem Waltersdorfer Schloss
auf Abenteuer hoch zu Ross.
Mit seinen besten Mannen
eilt' damals er von dannen.
Er
wählte vierundzwanzig aus,
die anderen ließ er zuhaus.
Er hatte einen bösen Plan:
Wer immer ihm entgegen kam,
der müsste daran glauben,
den wollte er berauben.
Von
Waltersdorf zwei Meilen weit
wohnte ein Ritter kampfbereit,
ein Pottendorfer von Geburt,
und seine Burg hieß Ebenfurt.
Den Namen will ich nennen:
Herrn Jörg soll jeder kennen!
Man
brachte ihm die Mär ins Haus:
"Der Franz, der reitet wieder aus!"
Da brach er auf in schnellem Ritt,
nahm vierundvierzig Reiter mit;
sie trabten durch die Fluren
und folgten Franzens Spuren
bis
zu der Feste Scharfeneck.
Dort rastete der Franz ganz keck.
Herr Jörg griff an mit frischem Mut,
doch auch der Franz war auf der Hut.
Mit all seinen Genossen
war er zum Kampf entschlossen.
Dem
Jörg ward kräftig zugesetzt,
doch hatten sie sich überschätzt.
Der Kampf war eben recht entfacht -
schon spürten sie die Übermacht:
Die Räuber mussten weichen
vor Jörgens harten Streichen.
Sie
sprengten fort in Angst und Pein,
die Pottendorfer hinterdrein.
Die Räuber packte wilder Schreck:
Der warf das Schwert, die Lanze weg,
der ließ die Armbrust fallen,
und so erging es allen.
Eisenhut,
Handschuh ohne Zahl
sah man da fallen überall.
Der eine floh in wildem Ritt,
denn ihn verfolgten sie zu dritt;
der andre ward von zweien
gehetzt mit lautem Schreien.
Franz
vom Hag besetzt Weikersdorf
von Dr. Rudolf Maurer, Rollettmuseum Baden
Michael Beheim, geb. 1419 in Württemberg,
war gelernter Weber, trat aber 1439 in den Kriegsdienst. Seit
etwa 1455 stand er in österreichischen Diensten und war
bis 1465 ein geachteter Begleiter Kaiser Friedrichs III. - er
brachte es bis zum Hauptmann. Als aufmerksamer Beobachter seiner
Zeit schrieb er "Das Buch von den Wienern", das die
dramatischen Ereignisse der Jahre 1462 - 1465 in Form einer
Reimchronik schildert. Den Lebensabend dürfte Beheim wieder
in seiner Heimat verbracht haben (1474).
Im Falle Beheims erfahren wir auch, warum man Chroniken in der
für uns ungewohnten Form von Reimereien abfasste: Lesen
konnte niemand, vorlesen wäre zu fad gewesen, und so musste
eine Chronik, um erfolgreich zu sein, singbar gemacht werden
- man konnte sie dann zur Begleitung einer Drehleier o.ä.
vortragen! Im "Buch von den Wienern" ist den erhaltenen
Handschriften sogar die passende Melodie beigefügt. Wenn
Sie Noten lesen können, können Sie sich also meine
Übersetzung der Chronik Beheims vorträllern!
Zwei markante Episoden interessieren uns Badener direkt: die
hinterlistige Besetzung des Schlosses Weikersdorf durch einen
tief gesunkenen österreichischen Ritter mit Hilfe einiger
böhmischer Söldner - und das böse, aber verdiente
Ende, das dieser wenig als ein Jahr später erlitt. Wir
versetzen uns also in das Jahr 1463, als zwischen den verschiedenen
Linien des Hauses Habsburg ein verheerender Bürgerkrieg
ausgebrochen war, dessen Zentrum in Niederösterreich lag.
Im Zuge dieser Ereignisse kam es auch in Baden zu einer Katastrophe,
und obwohl der Bericht in seiner breiten Ausmalung wie eine
besonders grimmige alte Sage klingt, wird er von einem weiteren
berühmten Zeitzeugen namens Thomas Ebendorfer bestätigt.
Hier die Erzählung aus Beheims "Buch von den Wienern":
Ein
guter Mann war mir bekannt,
der war Siegmund Hager genannt.
Fern lag ihm Hass und Zwistigkeit,
drum hielt er Ruhe in dem Streit.
Zu Weikersdorf am Anger -
so hieß sein Schloss, das lang er
bei Kampf und Streit in Obhut nahm,
bis dann das hohe Pfingstfest kam.
Der Franz vom Hag sann hin und her,
wie es mit List zu nehmen wär.
Laschitzky, sein Geselle
war ebenfalls zur Stelle.
Nun hatte Franz vom Hag bei Nacht
zwei fremde Knechte hergebracht
zu einer Burg, die unfern stand -
sie wurde Rauheneck genannt,
ein Schloss, das seine Mannen
schon vorher ihm gewannen.
Dies ist der Plan, den er ersann:
Am Morgen gingen die zwei Mann
nach Weikersdorf zur Feste hin,
zum Hager, und sie baten ihn
sie wollten an drei Tagen
zum Zeitvertreibe jagen,
er möge doch so gütig sein,
ein Netz zum Jagen herzuleih'n;
vielleicht geläng' ein Hasenfang,
dann würden sie nicht säumen lang:
Gleich nach der Jagd Gelingen
wollten sie's wiederbringen.
Das glaubte gern der gute Mann
und nahm's als reine Wahrheit an;
sie logen ihm ins Angesicht,
doch ahnte er die Tücke nicht
und tat nach ihren Bitten,
worauf sie wieder ritten.
Nun rüsteten sich Franz vom Hag
und Laschitzky für den dritten Tag:
Wohl dreißig Leute oder mehr
waren bereit mit ihrer Wehr.
In einem Haus im Orte,
nah bei des Schlosses Pforte,
da hielt die Bande sich versteckt
und lauerte ganz unentdeckt.
Und schon war es der dritte Tag,
seit auf Befehl des Franz vom Hag
die zwei beim Hager waren,
wie ihr zuvor erfahren.
Die Mittagsstunde war vorbei,
da kamen wieder diese zwei;
dem Torwart riefen sie hinein:
"He, hol das Hasennetz herein!"
Der Wächter an der Pforte,
der hörte ihre Worte.
Er sperrte auf und ging vors Tor.
Da traten auch die beiden vor
und hielten ihm das Jagdnetz hin.
Als er es nahm, da packten ihn
die Schurken: Mit dem Beile
erschlugen sie in Eile
den Wächter, der das Tor freigab -
gespalten hing sein Haupt herab.
Die zwei, die ich genannt zuvor,
die sprangen nun sogleich zum Tor;
der Kampf war kaum begonnen,
war dieses schon gewonnen.
Und Narek, Dubsky, Franz vom Hag
lustwandelten an diesem Tag
in Frauenkleidern, unentdeckt -
darunter war das Schwert versteckt.
Die kamen nun gesprungen,
der Streich war wohlgelungen.
Laschitzky lag ja auch bereit
in einer Hütte gar nicht weit.
Mit seinen dreiundzwanzig Mann
griff er sogleich die Feste an,
und ohne zu verweilen
ließ er zum Kampf sie eilen.
Der Hager war in seinem Bau
fast ganz allein mit seiner Frau:
Vier Mann war seine ganze Macht,
von ihnen war die Burg bewacht.
Verzweifelt war die Lage,
vergebens alle Plage.
Des Hagers Feste ward verheert,
er selbst ins Burgverlies gesperrt.
Dort lag er - das ist wirklich wahr -
gefangen fast ein halbes Jahr,
bis seines Herzogs Mannen
die Freiheit ihm gewannen.
Der Franz betrieb noch allerhand
Verbrechen, Freveltat und Schand,
Verwirrung, Hader, bösen Streit -
das aufzuzählen fehlt die Zeit.
Und immer war sein Sinnen,
noch Schlimm'res zu beginnen.
Stadtmauer
und Südost-Turm
Südost-Ecke der Frühneuzeitlichen Stadtmauer von Baden.
Ende
2011 wurde in der Grabengasse eine Plakatwand entfernt. Die
dahinter liegende Mauer konnte der Autor dieser Zeilen als Rest
der frühneuzeitlichen Stadtmauer identifizieren. Eine erste
Bewertung der Mauer wurde Anfang 2012 im Urania-Nachrichtenblatt
veröffentlicht. Die genaue bauhistorische Untersuchung
von Dr. Marina Kaltenegger und DDr. Patrick Schicht hat überraschende
neue Ergebnisse gebracht. Dieser Artikel gibt den aktuellen
Forschungsstand wieder.
1480 erhob Kaiser Friedrich III. Baden zur Stadt. Diese Rangerhöhung
war mit der Verpflichtung verbunden, eine Stadtmauer zu errichten.
100 Jahre Bauzeit zeigen den Widerwillen der Badener dem nachzukommen.
Man versuchte die Kosten so gering wie möglich zu halten.
Wesentliche Teile der Stadt blieben im Westen, Süden und
Osten außerhalb der neuen Mauern.
Die Ringmauer war an den sechs Ausfahrtsstraßen von Stadttoren
durchbrochen und an strategisch wichtigen Stellen mit Türmen
verstärkt. Einer dieser Türme war an die abgeschrägte
Ecke der Grabengasse angefügt. Die Dreiviertelrundung ist
noch auf alten Plänen zu erkennen, am Mauerwerk und an
den daran erhaltenen Verputzen lässt sich die Baugeschichte
ablesen.
Die Stadtmauer war vorwiegend aus Bruchsteinen errichtet, lediglich
für Scharten und Wandöffnungen mit Wölbungen
sind bereits Ziegel verwendet worden. Die Ziegelfüllungen
im oberen Abschluss der Mauer wurde 2012 als ausgemauerter Zinnenkranz
missgedeutet. Tatsächlich handelt es sich um eine erhaltene
Schießscharte, für deren Gewände Ziegel verwendet
wurden.
Die Mauerabschrägung an der 90° Ecke der Grabengasse
bei der Kreuzung mit Am Fischertor ist die stadtseitige Mauer
des ehemaligen Turms. Seine Maueransätze sind an den teilweise
noch erhaltenen geraden Verputzkanten zu erkennen. Der Innenputz
des Turmes endet nach oben hin halbkreisförmig und belegt
damit die Wölbung des Raumes. Links ist durch den in die
Turmwandung hineinreichenden Verputz eine Wandöffnung (Scharte)
nachzuweisen, in der Leibung sind Kritzeleien mit Rötel
zu sehen. Was heute wie ein vermauertes Fenster aussieht, war
der Zugang in diesen Turm.
Der oberste Teil der Stadtmauer ist nicht erhalten, die untersten
Teile sind verschüttet. Das heutige Gehsteig- und Straßenniveau
liegt deutlich über der Sohle des hier bis ca. 1800 verlaufenden
Stadtgraben.
Um 1800 wurde die Stadtbefestigung aufgegeben, alle Tore, Türme
und Bastionen geschliffen, die Mauern teilweise abgebrochen,
teilweise als normale Haus- oder Gartenmauer weitergenutzt.
Der Eckturm in der Grabengasse wurde zwischen 1788 und 1795
abgebrochen.
Beschreibung
des schönen Baaden bei Wien
Teil 2 (Hotel Stadt Wien) von Hans Hornyik
Der
erste Teil dieser Fremdenverkehrswerbung aus 1843 führte
uns durch die Stadt Baden. Im zweiten Teil wird das Hotel Stadt
Wien beschrieben - und wie gesagt: alles amtlich eingetragen
im Grundbuch der Herrschaft Weikersdorf.
- Neben dem Hause [Hotel Stadt Wien], steht das sogenannte Kaiserhaus,
rechts ihm zur Seite der Gasthof zum Hirschen, ihm gegenüber
das Rathhaus, wenige Schritte davon entfernt der allgemein besuchte
Park.
Das Hotel selbst besteht aus einem Vor- und einem Hintergebäude,
wovon das erstere mit der Aussicht auf den großen Hauptplatz,
eine Facade mit 17 Fenstern hat, und wozu der Aufgang über
eine große weite Treppe führt, das letztere viele
Gassen- und Hofzimmer enthaltend, ist hell und belebt, und wird
mit dem Vorderhause durch einen großen Hof verbunden,
in welchen man, durch den immer wegen Verkehr sich in eine Hauptstraße
versetzt glaubt. Insgesamt enthält es 40 schöne elegante
Passagier-Zimmer, zwei grandiöseSpeisesääle,
und einen großen pompös dekorierten Tanzsaal, der
an Reichthum und Geschmack keinen Vergleich zu scheuen hat.
Mehr als 100 Fenster bringen Licht in die weitläufigen
Lokalitäten.
Ein großer sorgfältig erhaltener und gepflegter Garten,
mit einem daranstoßenden Salon, biethen im Sommer den
immer sehr zahlreich versammelten Gästen, die willkommene
Gelegenheit, sich allda den Tisch- und Ballfreuden zu überlassen.
- Zu ebener Erde befindet sich das große Gast- und Extrazimmer,
wo auch zur Zeit des strengsten Winters sich fröhliche
Gesellschaften, nicht allein aus Badenern, sondern auch aus
Wienern bestehend, vereinigen, um den ihnen im Sommer so liebgewordenen
Vergnügungsort nicht zu lange entbehren zu müssen.
- Die Erwähnung von Stallungen für beinahe 50 Pferden,
vieler Remisen, und großer Keller, sollen die Aufzählung
aller nothwendigen, und der Bequemlichkeit angehörigen
Lokalitäten, deren dieses Hotel im reichsten Maße
enthält, vollenden.
Die berühmten, stets von der Elite der großen Welt
in übermäßiger Zahl besuchten Tanzunterhaltungen
und Reunions, welche selbst im Winter nicht unterbrochen werden,
biethen die sicherste Bürgschaft für die Schönheit
und Annehmlichkeiten, welches dieses Hotel vor so vielen anderen
seinesgleichen auszeichnet.
Beschreibung
des schönen Casino in Baaden bei Wien
Teil 1 von Hans Hornyik
Die Recherchen zur Geschichte der Weilbur bringen immer
wieder interessante Nebensachen zu Tage. So findet sich im Satzprotokoll
des Grundbuchs der Herrschaft Weikersdorf, für das Jahr
1843 folgende Fremdenverkehrswerbung. Es belibt unklar, warum
sich dieser Eintrag dorthin verirrt hat. Jedenfalls soll er
den Mitgliedern der Badener Urania nicht vorenthalten werden!
Was besucht nicht sowohl von Einheimischen als Fremden jeden
Sommer den reizenden von Vergnügungen so manigfacher Art
reichen Bade- und Brunnort Baaden, in welchem alljährlich
hierda Tausende die lang entbehrte Gesundheit wieder finden.
Was zählt nicht der Ausflug dorthin unter allen Umgebungen
Wiens zu den angesehensten, zumahl jetzt, wo das Beförderungs-Mittel
- die Eisenbahn, schon selbst die Fahrt so bequem interessant
und belustigend macht, wo Baaden so zu sagen , nun eine Vorstadt
Wiens geworden ist. Wie wenig Zeit ist heut zu Tage erforderlich,
um sich mehrere frohe Stunden an diesem lieblichenAaufenthaltsorte
zu bereiten, der Stadt und Land so eng verbindet, und die Wünsche
aller Besucher so reichaltig befriediget, und wer hat jemahls
Baaden besucht, ohne das schöne Hotel "zur Stadt Wien"
früher durch eine lange Reihe von Jahren unter dem wohlberühmten
Nahmen "Otto´s Casino" kennengelernt zu h aben.
Dieses herrliche in seiner Art großartige Gebäude,
befindet sich auf dem schönen Hauptplatze in Baaden, im
Mitelpunkt der Stadt. Nur wenige Schritte führen zu dem
immer überfüllten Scheiner´schen Kaffehhaus,
dem Sammelplatz der politisierenden und schaulustigen schönen
Welt, eine kurze Strecke weiter, und man befindet sich im Doblhofischen
Garten, am einladenden Kaffehtische, um auf dem Wege nach dem
romantischen Helentale, wo in des Berges Schoß die wahrhaft
kaiserliche Burg des durchlauchtigsten Erzherzog Carl, die Veste
Weilburg prangt, und die ehrwürdigen Ruinen der mittelalterlichen
Schlösser Rauheneck und Rauhenstein als Erinnerungen aus
der ernsten Vergangenheit in die lustige Gegenwart herabwinken.
Aber nicht allein, daß wir uns durch die glückliche
Lage des Hotels "zur Stadt Wien" in so kurzer Zeit,
in die schönen Umgebungen Baadens versetzt finden, mit
einem Blicke übersehen wir auch dort, all die weitgehenden
Gefilde, deren treue Schilderung der schwachen Feder unmöglich
wird.
PS:
Es mach ein wenig betroffen, dass abgesehen von den beiden Burgruinen
keine der beschriebenen Lokalitäten die 1960er Jahre überlebt
hat.
50
Jahre Sprengung des Weilburg Portikus
Am
19. August 1964 wurde der letzte Rest des Weilburg-Hauptgebäudes
gesprengt. Ein viele Jahre andauerndes Tauziehen um eine der
bedeutendsten Bauschöpfungen des Klassizismus in Österreich,
die Weilburg, war unwiederbringlich verloren. Dieser Beitrag
bemüht sich, ein wenig Licht in die letzten Jahre der Weilburg
zu bringen.
Privater
Sommersitz des "Biedermeier-Traumpaares"
Die Weilburg, 1820 bis 1822 von Joseph Kornhäusel für
Erzherzog Carl bzw. dessen Gemahlin Henriette von Nassau-Weilburg
erbaut, war bis zum Ende des ersten Weltkrieges ein ausgesprochen
privater Sommersitz der Nachkommen dieses "Traumpaares
der Biedermeierzeit". Mit dem Entschluss Erzherzog Friedrichs
(1856-1936), auf die österreichische Thronfolge nicht zu
verzichten und dem damit verbundenen Einreiseverbot in die junge
Republik, wurde die Weilburg zum Problemfall. Bereits 1919 wurden
die besseren Möbel und Einrichtungsgegenstände in
die Schlösser Halbturn und Ungarisch-Altenburg gebracht.
Diese Schlösser erlitten in den 1940er-Jahren dasselbe
Schicksal wie die Weilburg: sie verbrannten und mit ihnen die
Möbel der Weilburg. Bis 1938 gab es eine große Zahl
an nicht verwirklichten Ideen für die Entwicklung der leerstehenden
Immobilie, die jedoch allesamt nicht umgesetzt wurden.
Zerstörung
durch
Deutsche Wehrmacht
1938 mietete sich die Deutsche Wehrmacht in der Weilburg ein.
Bis zur Fertigstellung der Martinekkaserne hausten die Soldaten
der 14. Batterie des 8. FlakRegimentes in Schloss und Garten.
Der von Erzherzog Carl mit einem riesigen Rosarium ausgestattete
Garten wurde durch die Errichtung von Baracken zerstört.
Im Schloss wütete die Soldateska wie die Vandalen. Berichte
aus 1939 schildern zerstörte Figurengruppen, herabgerissene
Tapeten, zerschlagene Möbel, Türen und Fens-
ter, Brandschäden u.v.m.. So fand die Pracht des Schlossinneren
schon vor dem Großbrand 1945 ein klägliches Ende.
Die Einquartierung eines Getreidelagers in die Belletage des
Schlosses konnte im Dezember 1939 in letzter Minute gerade noch
verhindert werden. Am 30. Jänner 1940 stellte die Zentralstelle
für Denkmalschutz das Schloss unter Schutz.
Weilburg fällt Flammen und dubiosen Entscheidungen zum
Opfer
Ab April 1943 bis zum Ende des Weltkrieges diente die Weilburg
als Kaserne für das Regiment Brandenburg, um das sich viele
Geschichten ranken. Zu Kriegsende kämpfte hier die Waffen-SS.
Am 2. April 1945 ging das Schloss in Flammen auf. Zeitgenössische
Berichte sind sich einig, dass die abziehenden deutschen Einheiten
das Feuer gelegt hatten, welches in Folge 14 Tage lang brannte.
Der örtlichen Feuerwehr wurde das Löschen des Brandes
untersagt.
1946 wurde die Genehmigung erteilt, den Bauschutt und gefährdende
Teile der Innenmauern der Brandruine sowie die halbrunden Stall-
und Remisengebäude zu entfernen. Das riesige Kupferdach
diente dem Wiederaufbau des Belvederes und des Stephandoms in
Wien sowie zur Beseitigung von Kriegsschäden in Baden.
Die beteiligten Baufirmen beseitigten jedoch Mauern weit über
das genehmigte Ausmaß hinaus. ALLE Innenmauern, ebenso
wie eine Schneise in die Außenmauer, gingen verloren bzw.
wurden als Baumaterial für den Wiederaufbau verwendet.
Der Brandschutt blieb hingegen liegen.
Im Nachhinein gesehen war dies der eigentliche Todesstoß
für die Weilburg. In den kommenden Jahren sollte sich herausstellen,
dass niemand bereit war, die Kosten für eine Wiederherstellung
zu tragen. Dass der Verwaltungsgerichtshof dem Bundesdenkmalamt
(BDA) bei der Verteidigung der Weilburg in den Rücken gefallen
ist, sei nur nebenbei erwähnt. Jede Genehmigung, weitere
Teile der Ruine abbrechen zu dürfen, führte "aus
statischen Gründen" unweigerlich in den nächsten
Abbruch. Ende 1958 gab das BDA die Ruine mit Ausnahme von Portikus
und Kapelle zum Abbruch frei, der jedoch erst 1963/1964 erfolgten
sollte. Der nun exponiert stehende Portikus war den Liegenschaftsentwicklern
ebenso ein Dorn im Auge wie die weitgehend unbeschädigte
Kapelle. Gegen einen Sturm des Protestes, der von engagierten
Bürgern ebenso getragen wurde, wie von der österreichischen
Tagespresse, gab das Unterrichtsministerium als zweite Instanz
im Denkmalschutzverfahren und in der Folge auch die Stadtgemeinde
den Bodenspekulanten nach.
Die Kosten für die Sicherung des beschädigten Portikus
wollte niemand übernehmen, sodass die Säulen der Weilburg
im Helenental am 19. August 1964 endgültig fielen. Hans
Hornyik
Auferstehung
der Weilburg
1821
bis 1823 von Joseph Kornhäusel für den österreichischen
Helden der Franzosenkriege, Erzherzog Carl und dessen junge
Frau Henriette von Nassau-Weilburg errichtet, war die Weilburg
das bedeutendste klassizistische Bauwerk Österreichs.
Das riesige Gebäude fügte sich harmonisch in die Landschaft
am Eingang ins Helenental. Es gibt nur wenige Orte, die im 19.
Jahrhundert so oft gemalt wurden, wie die Weilburg und ihre
Umgebung.
Bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Gebäudekomplexes
stellte sich rasch die Frage, worum es sich da eigentlich handelt.
Die Weilburg ist ein Sommersitz, aber kein Schloss mehr, aber
auch noch keine Villa. Sie steht quasi als Zwitter zwischen
den Epochen der Architekturgeschichte. technisch auf der Höhe
der Zeit, Die Voraussetzungen waren auch in Österreich
für den barocken Schlossbau mit dem Durchbruch der Aufklärung
im Rahmen der Napoleonischen Kriege zu Ende gegangen. In der
Aussenerscheinung schließt Kornhäusel noch einmal
an den barocken Schlösserbau an. Die funktionelle Entwicklung
des Hauses weist aber schon in die Zukunft. Als reines Sommerdomizil
für die Familie fehlen die meisten Elemente herrschaftlicher
Repräsentation, womit im Inneren eigentlich eine Frühform
der Villa vorliegt.
Die Weilburg war bis zum Ende der Monarchie der zentrale sommerliche
Treffpunkt der Nachfahren von Carl und Henriette. Noch 1912
wurde kräftig investiert. Neue Fäkalkanäle, eine
Tankstelle und ein neues Gärtnerhaus dienten der Modernisierung.
Erzherzog Friedrich war 1919 nicht bereit auf die Thronfolge
zu verzichten und musste deshalb Österreich verlassen.
Damit hatte die Weilburg ihre Funktion für ihre Eigentümer
verloren. In der Zwischenkriegszeit gab es mehrere erfolglose
Versuche, das Schloss mit Leben zu füllen.
1939 bis 1945 diente sie als Lazarett. 1945 brannte das Hauptgebäude
aus. Die Erklärungen über die Ursachen bleiben widersprüchlich
und im Dunkeln. 1964 wurden die Brandruine, aber auch unbeschädigte
Teile wie die Kapelle, Opfer der Bauspekulation. Die Sprengung
hat dem Helenental seine berühmte Ansicht und Österreichs
Kunstgeschichte eines ihrer wichtigsten Bauwerke beraubt.
Mit einer Sonderausstellung im Kaiserhaus aus Anlass des 200.
Hochzeitstages von Carl und Henriette wird 2015 an die Weilburg
erinnert. Im Bereich des Weilburgareals werden im
kommenden Jahr die verbliebenen Gebäude (z.B. die Kavaliershäuser)
und die weitläufigen Reste der Parkanlagen wieder ins Bewusstsein
der Badener gehoben. Die Urania lädt als Einstieg in dieses
Weilburgjahr am 17. Mai zu einer Bauhistorische Exkursion. Die
Details entnehmen Sie dem Programm.
Aus
der Serie von Dr. Rudolf Maurer:
Friedrich
der Landfahrer und seine Abenteuer
Aus
der Serie von Dr. Rudolf Maurer
Ende 1328 wurde Friedrich wieder vom Fernweh gepackt, und so
war es geradezu eine Fügung, dass König Johann von
Böhmen Mitstreiter für einen Kreuzzug suchte. König
Johann war damals der Inbegriff der Ritterlichkeit - von seinem
vornehmen Verhalten gegenüber Alber von Rauhenstein haben
wir ja schon gehört -, und einen echten Kreuzzug hatte
es schon seit hundert Jahren nicht mehr gegeben. Wenn er auch
nicht mehr ins Heilige Land ging, sondern nur mehr ins heidnische
Preußen, so hatte ihn doch niemand Geringerer als der
Papst ausgerufen! So beteiligte sich auch Friedrich an der Zwangsbeglückung
einiger tausend Preußen. Das Unternehmen zog sich bis
in den Mai 1326, und dann durfte Friedrich auch zu dem großen
Turnier mitfahren, das der Herzog der Bretagne für den
21. Oktober in Tours angesetzt hatte - zu Ehren des großen
Köngis Johann! "Dabei sein ist alles", war wohl
schon damals die Devise, zumindest für Ministerialen vom
Rang eines Friedrich von Chreuspach - die spektakulären
Erfolge waren bei einem solchen Nobelturnier natürlich
für die gekrönten Häupter reserviert!
Der
Kreuzzug nach Preußen und das Turnier von Tours
Danach
schloss sich der große Mann
dem Zug des Böhmenkönigs an.
Er zog mit König Johanns Schar
nach Preußen, das noch heidnisch war.
Beim Angriff auf das erste Schloss
gab er die Sporen seinem Ross
und stürmte allen andern vor.
Er war als erster an dem Tor,
sein Mut gab allen Christen Kraft!
So zwangen sie mit Leidenschaft,
durch Sturmangriff in hellen Haufen,
fünftausend Heiden sich zu taufen.
Sechs Burgen nahm man ihnen ab
im Sturm, wie ich erfahren hab.
Und doch - beachtet, was ich sage! -
war man im Lande nur elf Tage!
Dann
zog er um des Ruhmes Lohn
nach Tours in Frankreich, in Touronne.
Dort gab der Herzog von Bretagne,
ein ritterlich vollkomm'ner Mann,
für König Johann ein Turnier -
den ehrt' er als der Ritter Zier.
Da schlug sich auf dem weiten Feld
mit ritterlichem Mut der Held.
Als
König Johann vom Turnier zurückkehrte, fand er sein
Land Mähren in wilder Unordnung, weil eine Fehde der Rauhensteiner
von Feldsberg ausgeufert war - wir haben schon davon gehört.
Sogleich trat König Johann andie Seite seiner Landsleute
und verbündete sich mit den Ungarn, so dass Österreich
in die Zange genommen wurde. Natürlich musste ihm Friedrich
nun den Dienst aufsagen und auf Seiten seines eigenen Landesherrn
in den Krieg ziehen. Ein entscheidendes Gefecht entwickelte
sich in Kostel bei Nikolsburg (heute Mikulov). Die Böhmen
mussten die Flucht ergreifen, es kam zu einer wilden Verfolgungsjagd.
Bei einer Brücke entstand ein Flaschenhals, im Stau kämpften
die Böhmen verbissen um ihr Leben und dabei wurde wieder
einmal Friedrichs Ross getötet, auch Friedrich selbst wurde
schwer verletzt. Wahrscheinlich ertrug er das in dem freudigen
Bewusstsein, dass er und seine Standesgenossen die Ehre Österreichs
gerettet hatten!
Bei dem Zeitraffer, in dem Peter Suchenwirt einen Höhepunkt
im ritterlichen Leben Friedrichs auf den anderen folgen lässt,
ist nicht festzustellen, in welchen Abschnitt der böhmischen
Fehde die Episode auf der Brücke von Kostel fiel, gleich
1330 oder erst 1332 oder 1336. Jedenfalls wurde Friedrich, wie
wir schon gehört haben, schwer verletzt und wird sicher
eine gewisse Zeit gebraucht haben, bis er wieder abenteuerfähig
war. Dazu passt es gut, dass er in den Jahren 1336, 1340 und
1344 in Österreich belegt ist, was in den Jahrzehnten davor
nicht der Fall war. Möglicherweise fiel in diese ruhige
Zeit (bzw. wie wir Friedrich kennen, wahrscheinlich: vergleichsweise
ruhige Zeit!) die Familiengründung. Immerhin war der Land-fahrer
nun schon fünfzig Jahre alt, d.h. er hatte die Lebenserwartung
seiner Zeit bereits über-reicht oder sogar überschritten!
Friedrich hatte zwei Söhne Friedrich und Wilhelm. Friedrich
(II.) starb in den 1370er-Jahren relativ jung, und von Wilhelm
haben wir nur zwei zentrale Daten: 1361 trat er die Nachfolge
seines Vaters als Oberstjägermeister an (d.h. er muss schon
erwachsen gewesen sein) und 1419 oder wenig später starb
er (d.h. selbst nach heutigen Begriffen wurde er uralt). Rein
rechnerisch gehen sich also für Friedrichs Eheschließung
und die Geburt der beiden Kinder nur die wenigen Ruhejahre nach
der Böhmenfehde aus.
Die böhmische Fehde
Danach
entstand ein großes Streiten,
und Friedrich wechselte die Seiten.
Von Böhmen und von Ungarland
kam man mit starker Macht gerannt
und wollt' dem Herrn von Österreich
das Land verwüsten. Doch sogleich
verhinderte die Ritterschaft
die Plünderung mit Mut und Kraft.
Das Land ward rot von Blut gefärbt,
so manchen ward das Fell gegerbt.
Vor seinen wohlgezielten Streichen
mussten die Feinde schließlich weichen.
Da schrien alle: "Stich und Schlag!",
er sprengt' voraus, den Feinden nach.
Er stürmte auf die Brücke los
in Kostel, doch da ward sein Ross
erstochen; eine schwere Wunde
empfing er selbst zu dieser Stunde.
Doch Österreich errang den Sieg -
die Ritterschaft entschied den Krieg.
Der
Zug ins Heilige Land
Neapel
in Apuliens Land,
so hieß es, sei im Krieg entbrannt.
Er wollte König Robert dienen,
doch bis er hinkam, war schon Frieden.
Da ritt er bis nach Spanien hin,
und ein Franzose zog mit ihm.
Auch dort kam's ohne Kampf zum Frieden,
so dass Herr Friedrich sich entschieden
zur Weiterfahrt zum Heil'gen Grab,
in dem Gott selbst einst drinnen lag.
Auch suchte er auf dieser Fahrt,
so recht nach bester Ritterart,
die heilige Katharina auf.
Nach Babylon zog er darauf -
ich geb euch richtigen Bescheid! -
einundzwanzig Tage weit.
Dann zog er weiter durch das Land
in eine Stadt, die Guzz genannt.
Er hatte diesen Weg genommen,
um bis nach Indien zu kommen.
Das hinderte der Heiden Macht:
Er ward in ein Verlies gebracht
und lag ein halbes Jahr gefangen.
Stets musst' er um sein Leben bangen,
stets musste er in Ängsten schweben:
Werd' ich den nächsten Tag erleben?
In dieser Lage rief der Mann
die heilige Maria an;
er schwor in seiner größten Not
zu fasten bis zu seinem Tod
sechs Tage jede Wochen -
das hat er nie gebrochen,
er hielt es treulich jeden Tag.
Nun half ihm Gott - hört, was ich sag:
Es kamen Händler in das Land,
denen war er gut bekannt
als Ehrenmann und großer Held:
Man lieh ihm ohne Zögern Geld
und trat mit Nachdruck ein für ihn:
So ließen ihn die Heiden zieh'n.
Den Rückweg trat der edle Mann
über die Stadt Venedig an.
Wieder
haben wir Anlass, dem Zeitraffer Suchenwirts zu misstrauen,
denn Robert v. Anjou, König von Neapel, starb 1343. Sein
letzter wenig erfolgreicher Feldzug wurde 1341 abgeschlossen.
Das muss also der Zeitpunkt des Eintreffens Friedrichs in Neapel
sein. Da Suchenwirt am Ende seiner Ehrenrede resümiert,
dass Friedrich sein Fastengelübde elf Jahre lang, bis zum
Ende seines Lebens (lt. Grabinschrift 1360), eingehalten habe,
müsste seine Gefangenschaft in das Jahr 1349 fallen. Allerdings
ist er 1344 in Österreich nachgewiesen. Der Widerspruch
ist vielleicht so aufzulösen, dass Fastengebote (und damit
wohl auch Fastengelübde) für Reisende nur eingeschränkt
galten oder überhaupt ausgesetzt waren. Friedrich hätte
also nur in der Heimat oder bei längeren Aufenthalten gefastet.
Von seiner "Nordlandreise" ist als einziger ausdrücklich
gesagt, wie lange sie dauerte (dreieinhalb Jahre), sie war also
offensichtlich die längste seines Lebens. Bedenkt man nun,
dass er außerdem noch eine Rundreise um die ganze damals
bekannte Welt machte, die allein von der Kilometerzahl her bestimmt
auch zwei oder drei Jahre dauerte, so gehen sich elf Jahre Fasten
bis 1360 ohnehin nur mehr knapp aus.
Der alte Mann - immerhin war er ja rund 60 Jahre! - wurde also
in seinem Tatendrang frustriert, sowohl in Italien als auch
in Spanien; aber dort ergab sich Gelegenheit, seine erste Weltreise
zu beginnen. Er besuchte das Katharinenkloster am Sinai, Jerusalem,
Babylon und wollte weiter nach Indien. Ob mit der Stadt Guzz,
die er als Ausgangsbasis für diese Reise wählte, tatsächlich
die Provinz Chusistan am persischen Golf gemeint war, wissen
wir nicht. Jedenfalls ereilte ihn dort das Schicksal, er wurde
eingesperrt und unter bedrohlichen Bedingungen ein halbes Jahr
gefangen gehalten - vielleicht hielt man ihn für einen
Spion, vielleicht war es nur ein brutaler Erpressungsversuch.
Erstmals fühlte sich der Landfahrer ernstlich bedroht und
machte ein weitreichendes Fastengelübde. Tatsächlich
wurde er bald darauf von bekannten Händlern ausgelöst
und konnte über Venedig heimwärts ziehen, wo er wohl
im Herbst oder Winter 1343/1344 eintraf.
Dass Friedrich in Venedig eine vertrauenerweckende Ritterschar
antraf, mit der er dann nach Armenien zog, ist wohl so zu verstehen,
dass sich dort abenteuersuchende Ritter mit diesem Reiseziel
sammelten und Friedrich versprach, zu einem bestimmten Zeitpunkt
wieder da zu sein und sich ihnen anzuschließen. Wann das
gewesen sein könnte, lässt sich ungefähr einschätzen,
denn etwa zur Halbzeit seiner großen Rundfahrt nahm Friedrich
am Russlandfeldzug des Schwedenkönigs Magnus Erikson teil,
der 1347/48 stattfand. Da die ganze Reise dreieinhalb Jahre
dauerte, könnte man sich vorstellen, dass Friedrich im
Frühjahr 1346 aufbrach und Ende 1349 wieder heimkam.
Friedrich verbrachte also etwa zwei Jahre in der Heimat, dann
ging es mit der neuen Kumpanei nach Armenien. Immer dasselbe
- auch dort war der Krieg schon aus, als sie hinkamen! So machte
der Landfahrer noch einen kleinen Abstecher nach Jerusalem -
es gab schließlich einiges, für das er sich zu bedanken
hatte. Über Zypern und Konstantinopel brachte ihn ein Schiff
nach Kaffa (heute Feodosja) an der Südküste der Halbinsel
Krim, die damals von den Tartaren beherrscht wurde. Von dort
ging es über Russland, Polen, und Masowien nach Preußen,
wo sich wieder einmal die Gelegenheit ergab, bei den allsommerlichen
Kreuzzügen des Deutschen Ordens ein paar Heiden zu erschlagen.
Ein ähnliches Unternehmen war gerade in Weißrussland
im Gange: Dort wurde Isborsk ("Eisenburg"), die Zugangsfestung
der Stadt Pleskau (Pskow) belagert, vielleicht wieder einmal
vom Livländischen Orden, der es immer wieder auf sie abgesehen
hatte. Bei der Eile, mit der der Landfahrer unterwegs war, fragt
man sich, ob er je einen Feldzug zu Ende führte oder immer
nur ein paar Schwerthiebe austeilte, bis das nächste Gerücht
von einem noch prestigeträchtigeren Krieg eintraf.
Jedenfalls
bestand er in Isborsk "in Ehren", da hörte er
Vielversprechendes aus Schweden und eilte sofort nach Stockholm,
um in die Dienst des Magnus Erikson zu treten, mit dem er dann
nach Russland zurückging. Dieser unglückliche Krieg
sollte Magnus schließlich die Krone kosten, doch ob Friedrich
bis zum bitteren Ende blieb, ist fraglich, denn schon sauste
er über Trondheim, Schottland und England nach Irland.
Dort war zwar ein herrliches Heer versammelt, aber insgesamt
war es ein Reinfall: Wohl gerade wegen der vernichtenden Größe
des Heeres kam es dann nicht zur Schlacht! Schadenersatz bot
England: Dort platzte Friedrich in eine Seeschlacht, die ein
wunderbares (und für viele tödliches) Spektakel bot
- nicht weniger als 26 Schiffe sanken mit Mann und Maus! Nun
zog er über Holland nach Italien, um seine große
Reise mit einer Pilgerfahrt nach Rom abzuschließen. Hatte
er auch dringend nötig, würde man aus heutiger Sicht
nach all dem Gemetzel, an dem er beteiligt war, sagen! Er selbst
sah es wohl als Danksagung, nachdem er den bisherigen Höhepunkt
seiner ritterlichen Laufbahn erlebt hatte - oder soll man sagen:
überstanden hatte?
Im Gegensatz zu Friedrichs jungen Jahren hören wir nichts
von Draufgängertum und besonderen Leistungen, immer nur
allgemeine Floskeln. Wie sahen wohl die militärischen Einsätze
des alten Mannes aus? Sicherlich machte es überall großen
Eindruck, dass es sogar ein so ehrwürdiger Greis für
nötig erachtet hatte, für die jeweils natürlich
gute Seite zu den Waffen zu greifen. Aber die militärische
Einsatzfähigkeit? Man könnte sich vorstellen, dass
Friedrich als wertvolles Prestigeobjekt irgendwo hingestellt
wurde, wo er eine gute Aussicht hatte und im Kampf nicht allzu
sehr gefährdet war. So dass seine Begleiter gut auf ihn
aufpassen und notfalls eingreifen konnten
Ein großartiger Sportler muss der Landfahrer auf jeden
Fall gewesen sein - allein die Kilometer-Leistung der Nordlandreise
ist beeindruckend!
Einmal um die Alte Welt!
Nehmen wir an, dass Friedrich wieder ein, zwei Jahre zu Hause
blieb, um Gefährten und Kapital für die nächste
Reise aufzutreiben, so muss er etwa 1351 wieder aufgebrochen
sein - vielleicht schenkte er sich selbst diese Reise zum 70.
Geburtstag! Diesmal war es wirklich nur mehr ein Kilometerfressen.
Dann kam der edle Mann zum dritten
Mal ins Russenland geritten,
wo sich der König bald ergab:
Er ließ von seinem Bündnis ab,
in dem er mit dem Ungarland
und dessen edlem König stand.
Dann kam der dritte Preußenzug,
wo er die Heiden weidlich schlug;
dann fuhr der edle Ritter stark
nach Schweden und nach Dänemark.
In Holstein, im Westfalenland
ward er durch Heldentum bekannt.
Dann baute er im Hennegau
an seines Ritterruhmes Bau.
Frankreich war sein nächstes Ziel,
dort zeigte er sein Ritterspiel
vor Frankreichs König in Paris.
Dann zog der Edle weiter bis
Sevilla im Granatenland,
wo er manch Abenteuer fand.
Hierauf ritt er durch Aragon
zu werben um der Ehren Kron'.
Mit ungebroch'ner Heldenkraft
bekämpfte er die Heidenschaft.
Dann ritt er an der Küste hin -
nach neuer Seefahrt stand sein Sinn.
Im Hafen von Valencia
schifft' er sich ein nach Afrika:
Das Schiff legt' in Mallorca an,
hielt in Sardinien sodann;
schon war der Ritter tadelsfrei
gelandet in der Berberei.
Er zog bis in die Stadt Tunis,
wo er sein Kampfspiel sehen ließ.
Dann fuhr er über Sizilien
weiter nach Kalabrien,
nach Zypern, Rhodos, und sodann
schloss er die dritte Wallfahrt an
zum Heil'gen Grab der Christenheit.
Auch dort blieb er nur kurze Zeit,
denn schon trieb ihn sein edler Sinn
bis nach Konstantinopel hin.
Dann ritt er durch Bulgarien frei
und weiter in die Walachei -
dort freut' er sich der Vogelbeize.
Er sah auch Siebenbürgens Reize
und kehrte heim durchs Ungarland.
Formal werden in Suchenwirts Bericht auch bei der letzten Weltreise
des Landfahrers noch Kampfhandlungen erwähnt - zumindest
zwei Mal, jeweils bei der Heidenbekämpfung, ist auch seine
Teilnahme ausdrücklich betont. Aber ebenfalls zwei Mal
werden seine Auftritte eindeutig als Schaukämpfe beschrieben:
Einen davon durfte er sogar vor dem König von Frankreich
aufführen, den anderen immerhin in Tunis, das damals schon
lange in arabischer Hand war und als Kulturhauptstadt Nordafrikas
galt! Der Landfahrer war zur lebenden Sehenswürdigkeit
geworden, ähnlich wie der hundertjährige Otto? v.
Wolkersdorf, der sich die Freude machte, gegen seinen gleichnamigen
Urenkel beim Turnier anzutreten - bei Massenbesuch der gerührten
Menge natürlich!
Verherrlichung
Dem
Ritter war es wohlbekannt,
wie man sich schlägt für Christi Reich.
Wer das nicht glaubt, der frage gleich
die besten Ritter, die noch leben
und in den Ritterorden streben,
den Christenglauben zu verbreiten
im Heldenkampfe mit den Heiden.
Im Ritterspiel und Kampfgeschrei
war er mit Freuden stets dabei,
um's mit den Besten aufzunehmen.
Wer das nicht glaubt, der soll sich schämen!
Wohl vierzig Mal war's ihm beschert,
dass er der Feinde sich erwehrt'.
Er macht' zu Wasser und zu Land
sechs Schlachten durch mit starker Hand,
um Ritterehren zu erjagen.
Dazu hielt er an allen Tagen
elf ganze Jahre lang ein Fasten:
Fleisch und Eier ließ er rasten -
was lebend war und lebend ward.
Maria, Gottesmutter zart,
bewahre vor der Hölle den,
dessen Namen ich nun nenn'!
Ich will euch auch den Schild erklären:
Er strahlte golden schon von fern,
drin kroch, zu seiner Feinde Schreck,
ein zobelschwarzer Krebs ins Eck.
Nun sehen wir zum Helm hinauf:
Ein zobelschwarzer Krebs saß drauf,
der mit den Scheren - ein würdig Bild! -
die Helmdeck' fest umklammert hielt;
sonst war sein Körper durchgestreckt,
als hätte es der Krebs bezweckt,
schnell durch die Luft herabzufliegen,
um Kampfesehre zu ersiegen.
Dies Wappen trug der Held voran.
Friedrich von Krebsbach, edler Mann,
Gott nehme deine Seel' in Hut.
Der durch sein rosenrotes Blut
uns von den Sünden hat befreit,
der schenke ihm die Seligkeit!
Das wünscht ihm, Ritter und Frauen gut,
in eurem hohen Edelmut!
Über die allerletzten Lebensjahre des greisen Friedrich
von Chreuspach ist hier seltsamerweise nichts gesagt. Dabei
gäbe es durchaus einiges Erwähnenswertes. Als nämlich
1358 der jugendliche Herzog Rudolf IV. die Regierung übernahm,
ging er sofort daran, seinen Hof im Stil eines Königshofes
aufzuwerten, und dazu gehörte natürlich die Einführung
der klassischen Erbämter - u.a. brauchte Rudolf nun einen
Obersten Jägermeister, und dafür gab es anscheinend
keinen prestigeträchtigeren Kandidaten als den fast 80-jährigen
"Landfahrer"! Warum Peter Suchenwirt das nicht erwähnt?
Hätte etwa das Hofamt zu stark mit dem bisherigen ungebundenen
Heldenleben kontrastiert?
Wir wissen es nicht, aber als Friedrich 1360 zu seinen Vätern
versammelt wurde, ließen ihm seine Söhne den schönen
Grabstein setzen, den wir schon eingangs bewundert haben. 1365
starb auch Rudolf der Stifter; sein Leichnam wurde in ein wunderschönes
Tuch gehüllt, das 1316/1335 in Persien gewebt worden war.
Als man es in der Zwischenkriegszeit wiederent-deckte, fragte
man sich, wie es wohl an den Wiener Hof gekommen sein könnte.
Eine der Antworten war, dass es vielleicht der Landfahrer seinem
Herrn als Souvenir für die Schatzkammer mitgebracht hatte.
Wer weiß, vielleicht ist dieses Prunkstück des Wiener
Dom- und Diözesanmuseums wirklich ein Andenken an den Badener
Ritter Friedrich v. Chreuspach, genannt "der Landfahrer"!
Benützte Literatur: Friedrich BENSCH, Geschichten aus der
Geschichte (Baden 2002), 40-45. - Franz X. WE-NEDETTER, Schloß
Kreisbach im Wandel der Jahrhunderte (St. Pölten 1929).
Zahlreiche Lexika und sonstige Nachschlagewerke sowie auch Internetseiten.
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An
der rechten Seitenwand der Frauenkirche befindet sich ein schöner
Grabstein aus rotem Marmor, der zwei Wappen zeigt: Auf dem einen
sehen wir einen Ring mit drei Ketten, auf dem anderen einen
Krebs; als Helmzier tragen die Wappenschilde einen gekrönten
Kettenhund und ebenfalls einen Krebs. Die Inschrift lautet in
deutscher Übersetzung: Im Jahr des Herrn 1360 starb der
edle und gestrenge Ritter Herr Friedrich von Chreuspach, genannt
"der Landfahrer", und wurde hier begraben.
Da der Familienname Chreuspach so viel wie "Krebsbach"
bedeutet, handelt es sich bei dem einen um ein so genanntes
sprechendes Wappen (das den Familiennamen illustriert); das
andere ist ein Amtswappen, denn auf seine alten Tage wurde Herr
Friedrich Oberstjägermeister von Österreich.
Friedrich war der dritte von fünf Söhnen des Ritters
Leutold von Chreuspach, der 1285 das Badener Augustinerkloster
stiftete. Da auf der Stiftungsurkunde auch die beiden jüngsten
Söhne bereits genannt sind, muss Friedrich spätestens
1283 geboren sein - eher ein paar Jahre früher, also ca.
1280. Beim Todesdatum 1360 ein respektables Alter, das Herr
Friedrich erreichte - überhaupt wenn man sich vor Augen
hält, was er für ein abenteuerliches Leben führte.
Wieder ist es Peter Suchenwirt, dem wir die Kunde davon verdanken
(und wieder habe ich das Gedicht ins Neuhochdeutsche übersetzt
und mich dabei bemüht, die Holprigkeit der Verse möglichst
beizubehalten). Da Suchenwirts Gedicht außerordentlich
lang ist, habe ich mir erlaubt, es in Abschnitte unterzuteilen,
die dann einzeln besprochen werden.
Totenklage
Ich
klag den Hochgemuten,
den Biederen und Guten -
der Tod nahm ihn nun leider hin,
was mich betrübt in Herz und Sinn.
Wenn ich viel schöne Worte fände,
die Rede ginge nie zu Ende.
Oh
Österreich, du hast verloren,
der dir zur Freude war geboren!
In ritterlicher Würdigkeit
erstrahlt sein Name weit und breit;
das hat er sich in manchem Land
erkämpft mit ritterlicher Hand.
Das Wie und Wo tu ich jetzt kund
mit meinem Wort in dieser Stund.
Friedrich,
der jugendliche Held
Vernehmt,
dass er sich redlich schlug,
schon als er erstmals Rüstung trug:
Bei zwei gelung'nen Waffengängen
konnt' er die Feinde hart bedrängen,
die Freunde aber schützten ihn.
Dies war vor Kostel und vor Brünn,
als Österreich mit Böhmenland
in schwerem Kriege sich befand
und Buchwitz, eine feste Stadt,
dem Feind im Sturm genommen hat.
Den Sturm auf Bechin macht er mit -
wie ritterlich er damals stritt!
Zwei ganze Winter war der Mann
in Bayern bei der Landwehr dann:
Bei Burgau und bei Titmoning,
bei Mühldorf, wo es darum ging,
in Stadt und Festung einzudringen,
konnt' er so manchen Feind
bezwingen.
Zu Padua in der Lombardei
war er ganz vorne mit dabei.
Den Garten wahren Rittertums
zierte die Blüte seines Ruhms.
Herr Hund von Bern ward an
zwei Tagen
im Kampfe zwei Mal schwer
geschlagen -
da tat er sich hervor im Streit
durch ritterliche Männlichkeit.
Darnach stritt er im Bayernland
vor einem Ort Dornberg genannt.
Dort wurde er in diesen Tagen
gefangen und halb totgeschlagen.
Als
im Jahre 1306 der Böhmenkönig Wenzel III., der letzte
Przemyslide, ermordet wurde, rückten sofort König
Albrecht I. und sein Sohn Herzog Rudolf III. in Böhmen
ein und konnten tatsächlich die Anerkennung Rudolfs III.
als König von Böhmen erreichen. Im Gefolge der beiden
Habsburger war der junge Friedrich v. Chreuspach, damals etwa
25 Jahre alt. Entsprechend seiner Jugend scheint er ein ziemlicher
Draufgänger gewesen zu sein - die Zeile "die Freunde
aber schützten ihn" scheint diskret auszudrücken,
dass er seinen Einsatz ohne sie mit dem Leben bezahlt hätte.
Allerdings war dieser Einsatz vergebens, denn bereits 1307 starb
Rudolf, und die böhmische Königskrone entglitt den
Habsburgern.
Nach 1314 wurde Friedrich in die Thronwirren zwischen Ludwig
dem Bayern und seinem Rivalen, Albrechts Bruder Friedrich "dem
Schönen", verwickelt. Zwei lange Winter musste er
an der bayrisch-österreichischen Grenze verbringen, um
einen Einfall der Anhänger Ludwigs zu verhindern. Es muss
für ihn (und all seine Kameraden) eine Erholung gewesen
sein, als die Herzoge Friedrich der Schöne und sein Bruder
Otto der Fröhliche einen Feldzug nach Italien unternahmen,
um dem Herrscher von Verona, dem berühmten Cangrande della
Scala (Cane = Hund!), der als Ghibelline ein enger Verbündeter
König Ludwigs des Bayern war, einen kleinen Dämpfer
zu versetzen. Dies scheint zwar einigermaßen gelungen
zu sein, doch schon war es Zeit, zur Entscheidungsschlacht gegen
Ludwig den Bayern zurückzukehren. Bei Dornberg (in der
Nähe von Mühldorf am Inn, wo Friedrich schon zwei
Winter verbracht hatte) ging es ums Ganze. Friedrich der Schöne
verlor die Schlacht und geriet in Gefangenschaft - genauso sein
Gefolgsmann Friedrich von Chreuspach, der überdies schwer
verletzt wurde. Ein schwarzer Tag in seinem Leben, dieser 28.
September 1322!
Italien:
Der Ritterschlag
Obwohl
er dieses Unglück litt,
zog er mit Herzog Otto mit,
als Padua erobert ward.
In der Toscana stritt er hart,
in Altopascio kämpfte er,
und keine Tat war ihm zu schwer.
Zweitausend zogen in den Streit -
fünfhundert bracht' er schweres Leid:
Sie traf der Tod gar bitter!
Im Feld noch schlug man ihn zum Ritter.
Und diesen Namen heiß begehrt
hat er seitdem noch oft bewährt!
An diesem Tag gab's keinen Sieger,
die Nacht erst rief zurück die Krieger.
Wie
es Friedrich gelungen war, sich nach der Schlacht von Mühldorf
wieder aus der Gefangenschaft zu befreien, ist nirgends ausdrücklich
festgehalten. Wahrscheinlich musste ihn seine Familie um ein
geschmalzenes Lösegeld freikaufen. Ein Indiz in diese Richtung
ist die Tatsache, dass sein Bruder gerade 1323 im Einvernehmen
mit allen Familienangehörigen das Stammschloss "Krebsbach"
(Kreisbach bei Wilhelmsburg) verkaufte. Um den Preis einer ganzen
Burg war Friedrich wieder freigekommen!
Und schon im nächsten Jahr, also 1324, finden wir ihn erneut
im Gefolge Herzog Otto des Fröhlichen in Italien. Die Eroberung
von Padua scheint ihm solchen Spaß gemacht zu haben, dass
er nicht mit dem Herzog heimkehrte, sondern auf eigene Faust
in Italien Abenteuer suchte. Auch wenn Zahlenangaben im Mittelalter
prinzipiell nicht zu trauen ist, scheint es vor Altopascio zu
einem wilden Gemetzel gekommen zu sein. Friedrich zeichnete
sich dabei so aus, dass er noch auf dem Schlachtfeld zum Ritter
geschlagen wurde. Zu diesem Zeitpunkt muss er schon gut 40 Jahre
alt gewesen sein!
In Italien gab es wegen des ewigen Gegensatzes zwischen den
Parteien der Welfen und der Ghibellinen ständig Bürgerkrieg,
und ohne allzu viele Skrupel verdingte sich Friedrich bald diesem,
bald jenem Herrn. Zunächst kämpfte er für die
verbündeten Städte Florenz und Mantua gegen Herrn
Castruccio von Lucca. Wieder war er auf der Verliererseite,
doch versuchte er, der Schlacht noch im letzten Augenblick eine
günstige Wendung zu geben, indem er die Kriegsfahne der
Feinde an sich riss. Das war aber ein schmerzhaftes Unterfangen,
denn genau um das zu verhindern, war die Fahnenstange rund herum
mit Eisenstacheln versehen, wahrscheinlich dicke Nägel,
die auf der anderen Seite wieder herauskamen. Mit der Hand konnte
man die Fahne also nicht nehmen. Friedrich versuchte, das zu
umgehen, indem er die Stange mit beiden Armen umfing und sie
fest gegen seinen Brustpanzer drückte. Da er anscheinend
nur leicht gerüstet war, ließ es sich dabei nicht
vermeiden, dass er sich 15 Stacheln ins Fleisch rammte - wohl
meist in die Arme. Auch hatte er keine Hand frei und scheint
dadurch einen Schwerthieb abgekriegt zu haben, der seinen Panzer
durchschlug und den Rücken und die Rippen lädierte.
Friedrich verbiss den Schmerz und hielt die Fahne fest, bis
sein Ross tot unter ihm zusammenbrach. Die Schlacht hatte er
damit nicht gerettet, aber immerhin trug ihm das Wagestück
den Ehrentitel "Held des Tages" ein - am besten wohl
mit dem Gelben Trikot zu vergleichen, das bei der Tour de France
jeweils an den Tagesbesten vergeben wird!
Freitag,
4. Oktober, 16 Uhr
Eröffnung
Kaiserhaus-Museum
Ab 4. Oktober ist im neu eingerichteten Museum in der Beletage
des Kaiserhauses "Die Welt der Habsburger, die Figurinen
des Helmut Krauhs" zu sehen. Kurator Prof. Gerhard Tötschinger
gestaltete eine ausgesprochen interessante Sicht auf Österreichs
monarchische Vergangenheit. Marginalien aus Badens Habsburgerzeit
ergänzen die Ausstellung und schaffen die Anbindung an
die Kurstadt. Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis
18 Uhr geöffnet.
Das Kaiserhaus wurde aus dem Dornröschenschlaf geweckt.
Der Bauzustand der Zeit von Kaiser Franz ist so weit möglich
wieder hergestellt. Die Raumstruktur, Wandmalereien, Parkettböden
bis zu Details, wie Tür- und Fensterbeschlägen wurden
restauriert und ergänzt. Neben dem kaiserlichen Appartement
im ersten Stock wurden Fassaden und Dach saniert, sowie Hof
und Garten reaktiviert. Rund um den "türkischen Pavillon",
dessen Zwillings-Fundamente aus den 1790er Jahren im vergangenen
August archäologisch ergraben wurden, entsteht ein "Kaiser
Franz Garten". Dieser kleine Biedermeierliche Park erinnert
an die von Franz I. erlernte Profession des Gärtnerns.
Das Kaiserhaus ist ein mythenumranktes historisches Monument,
in dem die Kaiser Franz I. und Karl I. wirkten. Dem angemessen
soll das gesamte, ursprünglich vom berühmten Architekten
Charles de Moreau geschaffene Ensemble erlebbar werden. Die
neuen Forschungsergebnisse aus Archäologie, Bauforschung
und Auswertung neu erschlossener Quellen werden demnächst
publiziert.
Im Südflügel des Hauses öffnen kommenden Winter
die Tore der Konditorei "Herwig Gasser - Süßes
vom Feinsten". Dieses Lokal wird im Hof einen Gastgarten
und in den kaiserlichen Küchen eine Schau-Zuckerbäckerei
umfassen - für das Museum eine ideale, dem Kaiserhaus angemessene
Ergänzung.
Die Adaptierung des Hauses wird im Winter 2014/15 fortgesetzt.
Im Nordflügel wird ein behindertengerechter Zugang mit
Aufzug in die Obergeschoße errichtet, neue Räume
für Kassa und Shop ergänzen das Museum. Mit Fertigstellung
dieses Bauabschnitts wird die nächste Ausstellung zu den
Badener Habsburgern zu sehen sein. Die Erweiterung des Museums
in den 2. Stock und die Ausdehnung des Kaiser-Franz-Gartens
auf den gesamten Grünraum hinter dem Haus sollen voraussichtlich
2018 folgen.
Für Mitglieder der Badener Urania gibt es am
Samstag, 12. Oktober, um 17 Uhr eine Sonderführung
durch die neu restaurierten Räume und die Ausstellung,
geführt von Dr. Christine Triebnig-Löffler und Kaiserhauskoordinator
Urania-Obmann Hans Hornyik.
Aus
der Serie von Dr. Rudolf Maurer:
Der
edle Ritter Alber v. Rauhenstein (ca. 1297 - 1353/54)
Wenn
ein österreichischer Ritter nach ruhmvoller Karriere starb,
konnte er in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. das Glück
haben, dass ihm der "Heroldsdichter" Peter Suchenwirt
(ca. 1320 - ca. 1400) einen gereimten Nachruf widmete. Ob eine
solche "Ehrenrede" von der Familie bestellt (und bezahlt)
wurde oder ob der Dichter das Werk aus freien Stücken verfasste
und dann auf ein entsprechendes Honorar hoffte, wissen wir nicht,
aber jedenfalls war der Badener Ritter Alber v. Rauhenstein,
der Sohn des "jungen Pillichsdorfers" und der Tursin
Elisabeth, die wir unlängst kennen gelernt haben, einer
dieser Auserwählten. Wieder habe ich das Gedicht in Reimform
übersetzt und diesmal auch gekürzt - weggelassen wurden
aber nur Trauerfloskeln und Gebete.
Gott Vater, Herr der höchsten Macht,
du bist der Ewige und gibst Acht
auf deine Schöpfung weit und breit.
Mach meine Zunge nun bereit,
damit ich hier die Wahrheit sage:
Es traf der Tod mit einem Schlage
gar schwer die ganze Ritterschaft
und schwächte sie in ihrer Kraft.
Des bin ich mir bewusst geworden
an einem, der den Ritterorden
so würdig immer hat getragen,
dass er in seinen Erdentagen
nie mutlos war und nie verzagt.
Gott Vater, dir sei es geklagt:
Der Tod hat ihn hinweggerafft,
die Zierde uns'rer Ritterschaft!
(
)
Wer Minne, Mannesmut begehrt,
hat wirklich viel an ihm verloren.
Sein Sinn, vor allen auserkoren,
war treu, voll Großmut, kühn und weise.
Sein Hof, der stand in hohem Preise:
So mancher Gast, von fern gekommen,
ward äußerst liebreich aufgenommen;
ob Freund, ob fremd, ganz gleich woher -
man nahm ihn auf, erwies ihm Ehr,
in Gottes Nam' war er willkommen.
(
)
Er
zog mit kühnem Heldenmut
dreimal hinaus ins Preußenland,
wo unser stolzer Ritterstand
die Heiden ohne Schonung schlug.
Da sah man Heidenvolk genug,
so manches Schlachtfeld füllt' ihr Heer.
Er setze mannhaft sich zur Wehr
und zeigte so den Todgeweihten,
wie echte Christenritter streiten.
Er kündet' es mit starker Hand
und ward berühmt im Heidenland
als Ritter, der kein Zagen kannte.
(
) Fortsetzung Seite 4
Er zog nach Frankreich, um sich Ruhm
und Ehr zu schaffen als ein Held.
Dort sah man auf dem weiten Feld
gar viele Ritter beim Turnier,
viel hundert Mann, so sagt man mir,
wo dieser Ritter ehrenwert,
der Dienstmann, der nach Ruhm begehrt',
stets vorne bei den Besten war
und einmal Held des Tages gar!
Ein Ross war seine Ehrengabe,
damit er keinen Schaden habe -
sein eig'nes tot zu Boden fiel,
so hart war dieses Ritterspiel!
Auch
blieb sein Ansehn unversehrt,
obwohl zwei Mal sein Land verheert:
Vom Böhmenland der König gut
verehrte seinen Rittermut,
ersetzte seine Schäden gleich
und half ihm, bis er wieder reich.
So ging's ihm auch ein drittes Mal,
bei Eisgrub in der Zwentnach Tal:
Der Kampf war hart, denn diesmals stand
sich gegenüber Land und Land;
es zog herbei manch starke Schar,
so dass viel schönes Fechten war.
Da kämpfte er gar heldenhaft
und wehrte sich mit aller Kraft,
und erst als Wunden ihn bezwangen,
nahm man ihn ehrenvoll gefangen.
Getreu vergoss er Blut und Schweiß
für reiner Frauen Gunst und Preis.
Der Böhmenkönig Herr Johannes
belohnt' den hohen Mut des Mannes -
er ließ ihn frei und hieß ihn ziehn,
er schenkte Ross und Schätze ihm
und gab voll Großmut ihm Geleit.
So blieb durch seinen Mut im Streit,
durch seine ritterliche Art,
durch seine Treue, stets bewahrt,
die Niederlage ohne Schande.
(
)
Sein
Schild der ist Saphir und Gold;
ganz ebenmäßig ist die Zier:
erst ein Band Gold, dann eins Saphir -
so trägt vier Bänder dieser Schild,
es ist ein wahrhaft vornehm Bild.
Und seht den Helm - er ist fürwahr
geziert mit einem Flügelpaar;
die Farben sind dem Schilde gleich.
Ihr Glanz, der ward allmählich bleich,
fiel ab in Kampfes Ungewittern,
wo dieser Ritter ohne Zittern
für and're Leute sich geschlagen.
Ich will euch seinen Namen sagen:
Herr Albero von Rauhenstein.
Vor immerwähr'nder Höllenpein
bewahre du dort drüben ihn,
Maria, hehre Königin!
Wir erfahren also, dass das Wappen des Rauhensteiners (zwei
Mal Blau-Gelb) den niederösterreichischen Farben abgeschaut
war. Am Helm trug er zwei Flügel, die ebenfalls blau-gelb
eingefärbt waren, aber im Lauf der vielen Feldzüge
allmählich die Farbe verloren hatten. Aus dem Jahre 1346
hat sich ein Siegel Alberos von Rauhenstein erhalten; darauf
führt er nicht die von Peter Suchenwirt beschriebenen Farben,
sondern ein sprechendes Wappen: ein Felsgebirge, das offenbar
einen "rauen Stein" darstellen soll, und auf dem Helm
hat er nicht Adlerschwingen, sondern ein paar Straußenfedern.
Doch zurück zum Gedicht. Die positiven Eigenschaften des
Ritters steigern sich von Abschnitt zu Abschnitt. Zunächst
sind die Charakterzüge erwähnt, die man von jedem
Ritter erwartete: Minne, Mut, Großzügigkeit, wobei
die Gastfreundschaft besonders hervorgehoben wird - vielleicht
durfte sie der fahrende Sänger Peter Suchenwirt auf Rauhenstein
am eigenen Leib erfahren. Nun kommen die drei großen Heldentaten
seines Lebens. Wie die meisten Ritter seiner Zeit nahm er an
den Kreuzzügen gegen die Preußen teil, aber gleich
drei Mal, und es scheint, dass er sich dabei einen Ehrennamen
wie "Ritter Unverzagt" o.ä. erwarb. Einmal war
er bei einem großen Turnier in Frankreich dabei, wo sich
die Crème de la Crème der europäischen Ritterschaft
zu treffen pflegte. Nicht nur, dass er dabei einmal Tagessieger
("Held des Tages") wurde - er erhielt sogar eine ganz
ungewöhnliche Ehrengabe: Als er sein Pferd zu Tode geritten
hatte, schenkte man ihm ein neues!
Den Höhepunkt der Ritterlichkeit stellten (auf beiden Seiten!)
die Böhmenfehden dar, in die Herr Albero verwickelt
war. Diese Kriegszüge fanden auch bei den böhmischen
Zeitgenossen Beachtung, z.B. in den Chroniken von Königsaal
(heute Zbraslav, Stadtteil von Prag) - ich habe sie für
unsere Leserinnen und Leser aus dem Lateinischen übersetzt:
1328. Im Juli dieses Jahres entstand zwischen einigen Herren
von Mähren und Österreich aus einer geringfügigen
Ursache ein zunächst begrenzter Streit. Dieser wurde aber
dann - wie ein Feuer, das den Wald verschlingt - recht groß
und griff auf Könige und Fürsten über. Heinrich
von Lipa begann nämlich eine Fehde mit einem österreichischen
Adeligen, der sich von Rauhenstein nannte. Herzog Friedrich
von Österreich, der behauptet, Römischer König
zu sein (Friedrich der Schöne - Anm. R.M.), schickte ihm
Bewaffnete gegen Heinrich zu Hilfe. Die Böhmen kamen den
Mährern zu Hilfe, und der Streit wurde von Tag zu Tag ernster
(
) Daher sammelte König Johannes (von Böhmen)
sowohl aus seinem eigenen Reich als auch von den Herzogen Polens
Truppen und hatte bald 2300 gewappnete Krieger um sich geschart.
Mit ihnen richtete er in Österreich große Verwüstungen
an, aber nur diesseits der Donau (d.h. im Norden Niederösterreichs
- Anm. R.M.), denn auf der anderen Seite lag der König
von Ungarn mit seinem Heer und verheerte Österreich. Da
eroberte freilich der Böhmenkönig Johannes in kürzester
Zeit und ohne die Mühe, die ein Angriff gewöhnlich
mit sich bringt, etwa 40 österreichische Festungen, darunter
auch die befestigten Städte Feldsberg, Drosendorf und Eggenburg
Feldsberg (heute Valtice, Tschechien) gehörte damals den
Rittern von Rauhenstein - das ist das Gebiet, auf dessen Verwüstung
Peter Suchenwirt anspielt. Das Eingreifen König Johanns
kann frühestens Anfang 1330 erfolgt sein, denn noch Ende
Oktober war König Johann bei einem Tournier in Frankreich.
Wenn wir dem Dichter glauben dürfen, war König Johann
von der ritterlichen Kriegsführung des Rauhensteiners so
beeindruckt, dass er ihm in Form eines großzügigen
Ehrengeschenkes Schadenersatz leistete - obwohl doch gerade
der Rauhensteiner einer der Urheber des ganzen Krieges gewesen
war! Ähnliches berichtet die Königsaaler Chronik auch
für das Jahr 1332, und beendet wurde die ganze Geschichte
durch einen dritten Feldzug im Jahre 1336: Im Februar dieses
Jahres, am Tag des hl. Apostels Matthias (24. oder 25. Februar),
verließ der Böhmenkönig Johannes Prag, sammelte
aus verschiedenen Ländern eine große Schar von Kriegern
und zog gegen Albert und seinen Bruder Otto, die Herzoge von
Österreich. Die ganze Fasten- und Osterzeit hindurch verwüstete
er ihr Land nördlich der Donau mit Feuer und Schwert und
vertrieb die Bewohner. Er stürmte 20 Festungen, nahm viele
Grafen, Ritter und Adelige aus Österreich und anderen Ländern
gefangen und eroberte auch einige befestigte Städte.
Wieder weiß die Chronik nichts davon, dass Herr Johannes
den Rauhensteiner in wahrhaft königlicher Großmut
unter freiem Geleit und mit Ehrengeschenken überhäuft
nach Hause zurückkehren ließ. Aber da uns nach diesem
Abenteuer keine weiteren Höhepunkte aus dem Leben Herrn
Albers berichtet werden, trat er nun offensichtlich etwas leiser
und hatte noch zwanzig Jahre Zeit, während der Becher kreiste,
Peter Suchenwirt und anderen, die es hören wollten, ausführlich
über die Heldentaten seiner Jugend zu berichten
Franz vom Hag kommt an den Galgen!
Schon
hatten die 400 Böhmischen Brüder unter ihrem Anführer
Franz vom Hag Baden fest in der Hand. Sie hatten die Burgen
Rauheneck und Weikersdorf erobert und brauchten sich nicht mehr
in der Putschanerlucken zu verstecken. Da endlich beschloss
der Kaiser, dem Unfug ein Ende zu bereiten. Die Burgen wurden
zurückerobert, die Anführer gefangen genommen und
die restliche Bande zerstreut.
Die Anführer ließ der Kaiser auf dem Hühnerberg
aufhängen, damit sie im ganzen Land ringsum als abschreckendes
Beispiel zu sehen seien. Da es üblich war, den Delinquenten
vor der Hinrichtung noch einen letzten Wunsch zu gewähren,
wünschte sich Franz vom Hag, von sechs Schimmeln zum Galgen
geführt zu werden, und die Bitte wurde ihm erfüllt.
Als dann Baden einige Jahre später seine eigene Gerichtsbarkeit
bekam, wurde der Hühnerberg zum ständigen Hinrichtungsplatz
bestimmt. Und dort erhielt Baden eines seiner drei Wahrzeichen,
den höchsten Galgen im ganzen Land. Auch behielt es das
Vorrecht, seine Delinquenten mit sechs Schimmeln zum Galgen
hinausführen zu lassen.
So weiß es der Badener Volksmund, so oder ähnlich
haben wir es alle in der Volksschule gelernt. Auch dazu hat
Michel Beheim einen Bericht geliefert.
Doch sehen wir uns zuerst das historische Umfeld an. Im Laufe
des Jahres 1463 starb Herzog Albrecht VI., der ehrgeizige Bruder
Kaiser Friedrichs III. Da er der Hauptunruhestifter war, kam
es nun zu einem Frieden - theoretisch, denn jeder der Kontrahenten
hatte Söldnerbanden angeworben und mehr oder weniger pünktlich
bezahlt, und die wurden nun entlassen und zogen arbeitslos,
aber umso beutelustiger durchs Land. Geduldig machte sich Kaiser
Friedrich ans Aufräumen. Gegen Ende des Jahres wurde der
treue Hager in Weikersdorf befreit, das haben wir schon gehört.
Und 1464 ging es Franz vom Hag an den Kragen, wie wir gleich
hören werden!
Und
nicht viel später kam ein Tag,
da zog derselbe Franz vom Hag
von seinem Waltersdorfer Schloss
auf Abenteuer hoch zu Ross.
Mit seinen besten Mannen
eilt' damals er von dannen.
Er wählte vierundzwanzig aus,
die anderen ließ er zuhaus.
Er hatte einen bösen Plan:
Wer immer ihm entgegen kam,
der müsste daran glauben,
den wollte er berauben.
Von Waltersdorf zwei Meilen weit
wohnte ein Ritter kampfbereit,
ein Pottendorfer von Geburt,
und seine Burg hieß Ebenfurt.
Den Namen will ich nennen:
Herrn Jörg soll jeder kennen!
Man brachte ihm die Mär ins Haus:
"Der Franz, der reitet wieder aus!"
Da brach er auf in schnellem Ritt,
nahm vierundvierzig Reiter mit;
sie trabten durch die Fluren
und folgten Franzens Spuren
bis zu der Feste Scharfeneck.
Dort rastete der Franz ganz keck.
Herr Jörg griff an mit frischem Mut,
doch auch der Franz war auf der Hut.
Mit all seinen Genossen
war er zum Kampf entschlossen.
Dem Jörg ward kräftig zugesetzt,
doch hatten sie sich überschätzt.
Der Kampf war eben recht entfacht -
schon spürten sie die Übermacht:
Die Räuber mussten weichen
vor Jörgens harten Streichen.
Sie sprengten fort in Angst und Pein,
die Pottendorfer hinterdrein.
Die Räuber packte wilder Schreck:
Der warf das Schwert, die Lanze weg,
der ließ die Armbrust fallen,
und so erging es allen.
Eisenhut, Handschuh ohne Zahl
sah man da fallen überall.
Der eine floh in wildem Ritt,
denn ihn verfolgten sie zu dritt;
der andre ward von zweien
gehetzt mit lautem Schreien.
Von so viel Unglück, Müh und Plag,
von so einer Verfolgungsjagd
hat man seitdem nie mehr gehört.
Der eine ward vom Ross gezerrt,
jedoch manch andrer wieder
stürzte getroffen nieder.
Viel Blut floss beiderseits dabei,
doch blieben nur drei Räuber frei,
die andern wurden festgesetzt.
Es wurde auch zu guter Letzt
der Franz noch festgenommen;
fast wäre er entkommen.
Zwei Armbrustschuss weit war er schon
in Richtung Waltersdorfentflohn,
da stellte man ihn doch noch und
schlug ihn im Kampf gefährlich wund;
man bracht' den tödlich Wunden
nach Ebenfurth gebunden.
Die andern wurden nach der Schlacht
in den Markt bei dem Schloss gebracht.
Dort litten sie Gefangenschaft,
und viele starben in der Haft -
des Teufels ohne Gnade;
es war um sie nicht schade.
Der Teufel lässt die Seinen nicht,
das zeigt so mancher Bösewicht.
So hängte man schon bald darauf
den Franz und auch den Watzla auf.
Gott und den Heiligen Ehre!
So endet diese Märe.
Enttäuschend
- kein Wort von Baden! Der letzte Raubzug des Franz vom Hag
geht von Unterwaltersdorf aus. Die Verfechter von Recht und
Ordnung kommen aus Ebenfurth, sie stehen unter der Leitung des
Jörg von Pottendorf. Gestellt werden die Räuber bei
Scharfeneck am Leithagebirge. Nach ihrer Überwältigung
werden die gewöhnlichen Räuber in das Ortsgefängnis
von Ebenfurth gebracht. Standesunterschiede müssen sein,
und so kommt ihr Anführer, der ja immerhin ritterlichen
Ursprungs ist, ins Burgverlies von Ebenfurth. Während das
niedere Volk großteils gleich im Gefängnis stirbt,
wird Franz vom Hag so weit gesundgepflegt, dass man ihn dann
in feierlicher Zeremonie aufhängen kann. Auch dabei ist
von Baden keine Rede, und von sechs Schimmeln schon gar nicht
- man wird ihn wohl gleich in Ebenfurth aufgeknüpft haben.
Schade um die schöne Badener Sage! Dabei hatte sie sogar
noch ein Nachspiel. Als am Hühnerberg, bzw. auf seinem
Vorgipfel, dem Richtberg, an der Stelle des ehemaligen Galgens
die Theresienwarte errichtet wurde, fand man nämlich ein
Skelett. Natürlich war es ganz Baden sofort klar: Es waren
die Gebeine des Franz vom Hag! Der Schädel wurde ins Rollettmuseum
gebracht und war dort bis vor wenigen Jahren in der Schädelsammlung
ausgestellt - als Schädel des Franz vom Hag. Auch damit
ist es nun nichts! Aber immerhin ließ sich die Identität
des Verstorbenen klären. Im Jahre 1745 verfiel nämlich
ein "fremder Hausknecht" (nicht einmal sein Name war
in Baden bekannt!) in Depressionen und erhängte sich in
seiner Wohnung am Renntor. Ein Selbstmörder durfte aber
nicht in geweihter Erde begraben werden, und so wurde er im
Schinderkarren auf den Richtberg gebracht und dort unter dem
Galgen verscharrt. Dieses außerordentliche Ereignis wurde
natürlich auch der NÖ. Landesregierung gemeldet, die
sich jedoch kritisch dazu äußerte: Es sei zwar vorschriftsmäßig
verfahren worden, doch sei die Vorschrift mittelalterlich und
überholt - das nächste Mal sei vorher der Rat der
Landesregierung einzuholen! Damit war dies die letzte Amtshandlung
am Richtberg, und so können wir sicher sein, dass der Schädel
im Rollettmuseum der des "fremden Hausknechts" ist!
Dr. Rudolf Maurer
Franz
vom Hag besetzt Weikersdorf
Michael Beheim, geb. 1419 in Württemberg, war gelernter
Weber, trat aber 1439 in den Kriegsdienst. Seit etwa 1455 stand
er in österreichischen Diensten und war bis 1465 ein geachteter
Begleiter Kaiser Friedrichs III. - er brachte es bis zum Hauptmann.
Als aufmerksamer Beobachter seiner Zeit schrieb er "Das
Buch von den Wienern", das die dramatischen Ereignisse
der Jahre 1462 - 1465 in Form einer Reimchronik schildert. Den
Lebensabend dürfte Beheim wieder in seiner Heimat verbracht
haben (1474).
Im Falle Beheims erfahren wir auch, warum man Chroniken in der
für uns ungewohnten Form von Reimereien abfasste: Lesen
konnte niemand, vorlesen wäre zu fad gewesen, und so musste
eine Chronik, um erfolgreich zu sein, singbar gemacht werden
- man konnte sie dann zur Begleitung einer Drehleier o.ä.
vortragen! Im "Buch von den Wienern" ist den erhaltenen
Handschriften sogar die passende Melodie beigefügt. Wenn
Sie Noten lesen können, können Sie sich also meine
Übersetzung der Chronik Beheims vorträllern!
Zwei markante Episoden interessieren uns Badener direkt: die
hinterlistige Besetzung des Schlosses Weikersdorf durch einen
tief gesunkenen österreichischen Ritter mit Hilfe einiger
böhmischer Söldner - und das böse, aber verdiente
Ende, das dieser wenig als ein Jahr später erlitt. Wir
versetzen uns also in das Jahr 1463, als zwischen den verschiedenen
Linien des Hauses Habsburg ein verheerender Bürgerkrieg
ausgebrochen war, dessen Zentrum in Niederösterreich lag.
Im Zuge dieser Ereignisse kam es auch in Baden zu einer Katastrophe,
und obwohl der Bericht in seiner breiten Ausmalung wie eine
besonders grimmige alte Sage klingt, wird er von einem weiteren
berühmten Zeitzeugen namens Thomas Ebendorfer bestätigt.
Hier die Erzählung aus Beheims "Buch von den Wienern":
Ein guter Mann war mir bekannt,
der war Siegmund Hager genannt.
Fern lag ihm Hass und Zwistigkeit,
drum hielt er Ruhe in dem Streit.
Zu Weikersdorf am Anger -
so hieß sein Schloss, das lang er
bei Kampf und Streit in Obhut nahm,
bis dann das hohe Pfingstfest kam.
Der Franz vom Hag sann hin und her,
wie es mit List zu nehmen wär.
Laschitzky, sein Geselle
war ebenfalls zur Stelle.
Nun hatte Franz vom Hag bei Nacht
zwei fremde Knechte hergebrachtzu
einer Burg, die unfern stand -
sie wurde Rauheneck genannt,
ein Schloss, das seine Mannen
schon vorher ihm gewannen.
Dies ist der Plan, den er ersann:
Am Morgen gingen die zwei Mann
nach Weikersdorf zur Feste hin,
zum Hager, und sie baten ihn
sie wollten an drei Tagen
zum Zeitvertreibe jagen,
er möge doch so gütig sein,
ein Netz zum Jagen herzuleih'n;
vielleicht geläng' ein Hasenfang,
dann würden sie nicht säumen lang:
Gleich nach der Jagd Gelingen
wollten sie's wiederbringen.
Das glaubte gern der gute Mann
und nahm's als reine Wahrheit an;
sie logen ihm ins Angesicht,
doch ahnte er die Tücke nicht
und tat nach ihren Bitten,
worauf sie wieder ritten.
Nun rüsteten sich Franz vom Hag
und Laschitzky für den dritten Tag:
Wohl dreißig Leute oder mehr
waren bereit mit ihrer Wehr.
In einem Haus im Orte,
nah bei des Schlosses Pforte,
da hielt die Bande sich versteckt
und lauerte ganz unentdeckt.
Und schon war es der dritte Tag,
seit auf Befehl des Franz vom Hag
die zwei beim Hager waren,
wie ihr zuvor erfahren.
Die Mittagsstunde war vorbei,
da kamen wieder diese zwei;
dem Torwart riefen sie hinein:
"He, hol das Hasennetz herein!"
Der Wächter an der Pforte,
der hörte ihre Worte.
Er sperrte auf und ging vors Tor.
Da traten auch die beiden vor
und hielten ihm das Jagdnetz hin.
Als er es nahm, da packten ihn
die Schurken: Mit dem Beile
erschlugen sie in Eile
den Wächter, der das Tor freigab -
gespalten hing sein Haupt herab.
Die zwei, die ich genannt zuvor,
die sprangen nun sogleich zum Tor;
der Kampf war kaum begonnen,
war dieses schon gewonnen.
Und Narek, Dubsky, Franz vom Hag
lustwandelten an diesem Tag
in Frauenkleidern, unentdeckt -
darunter war das Schwert versteckt.
Die kamen nun gesprungen,
der Streich war wohlgelungen.
Laschitzky lag ja auch bereit
in einer Hütte gar nicht weit.
Mit seinen dreiundzwanzig Mann
griff er sogleich die Feste an,
und ohne zu verweilen
ließ er zum Kampf sie eilen.
Der Hager war in seinem Bau
fast ganz allein mit seiner Frau:
Vier Mann war seine ganze Macht,
von ihnen war die Burg bewacht.
Verzweifelt war die Lage,
vergebens alle Plage.
Des Hagers Feste ward verheert,
er selbst ins Burgverlies gesperrt.
Dort lag er - das ist wirklich wahr -
gefangen fast ein halbes Jahr,
bis seines Herzogs Mannen
die Freiheit ihm gewannen.
Der Franz betrieb noch allerhand
Verbrechen, Freveltat und Schand,
Verwirrung, Hader, bösen Streit -
das aufzuzählen fehlt die Zeit.
Und immer war sein Sinnen,
noch Schlimm'res zu beginnen.
Dr.
Rudolf Maurer
Die
Zerstörung von Rauhenstein 1299
Zahlreiche
romantische Sagen und Märchen über unsere altehrwürdigen
Burgruinen sind im Umlauf, und ich selbst habe immer wieder
Gelegenheit, sie staunenden Kinderscharen vorzutragen. Dabei
geht aber völlig unter, dass die alten Chroniken gar nicht
so wenige authentische Berichte - meist sogar Zeitzeugenberichte
- über die Schicksale der Badener Ritter und ihrer Burgen
liefern. Ich möchte Ihnen in lockerer Folge einige davon
vorstellen.
Da gibt es z.B. die Reimchronik des steirischen Ritters Ottokar
aus der Gaal (1265/67 - 1319/21), früher auch Ottokar v.
Horneck genannt, also einen Zeitzeugenbericht. Die Chronik ist
in mittelhochdeutscher Sprache und in lockeren, fast möchte
man sagen Knüttelversen geschrieben. Ich habe mir erlaubt,
sie in die heute geläufige Form der deutschen Sprache umzusetzen.
Die Festung Rauhenstein wird von den Wienern geschleift.
Der
braven Wiener Bürgerschaft
ward böse Nachricht hinterbracht:
Dass eine feste Burg bestehe,
gar nicht weit, ganz in der Nähe,
auf der man manches Böse täte,
wovon das Land viel Schaden hätte.
Nun höret, was sie taten:
Den Fürsten sie baten,
er möge die Erlaubnis geben,
sich dagegen zu erheben,
das Unrecht hart zu rächen
und diese Burg zu brechen.
Dem Fürsten schien das Beste
zu klagen diese Feste,
ihr gutes Recht zu sprechen
und dann erst sie zu brechen.
Gehorsam hörte man auf ihn.
Die ganze Bürgerschaft von Wien
beklagt' sich heftig vor Gericht,
doch lange kam das Urteil nicht.
Mit Freude man's zur Kenntnis nahm,
als endlich dann der Schuldspruch kam.
Sie eilten dorthin alle
mit Jubel und mit Schalle.
Sie rächten sich am Räuberneste
und schleiften gründlich diese Feste.
Kein Stein blieb auf dem andern mehr,
als ob sie nie gestanden wär.
Die Burg war Rauhenstein genannt.
Als die Zerstörung ward bekannt,
da brach man aus in Jubellieder;
die Wiener zogen heimwärts wieder.Der Herr, dem diese Burg
gehörte,
die man so gründlich da zerstörte,
war schuldlos an den Räubereien:
Der Burggraf trug die Schuld allein.
Der Burgherr selber war noch jung,
ein Ritter voll Begeisterung;
er stammt' aus PillichsdorfsGeschlechtund tat und dachte immer
recht,
so dass er keine Ahnung hatt',
was Böses oft sein Burggraf tat.
Der Ritter selbst war ohne Schuld,
drum schenkt' der Fürst ihm seine Huld:
Er sah, man konnte ihm vertrauen
und ließ ihn neu die Burg erbauen.
Also
eine ziemlich klare Geschichte: Die Tätigkeit der Rauhensteiner
behinderte - wohl durch exzessive "Mauteinhebung"
- die Versorgung der Stadt Wien. Die Wiener Bürgerschaft
wollte zur Selbstjustiz greifen, wurde aber vom Landesfürsten
auf den Rechtsweg verwiesen. Erst als amtlich festgestellt war,
dass hier Raubritterei betrieben wurde, erhielten die Wiener
die Genehmigung, den Rauhensteinern das Handwerk zu legen. Das
taten sie anscheinend mit Vergnügen! Aber wie am erhaltenen
Baubestand leicht zu erkennen ist, konnte keine Rede davon sein,
dass die Burg bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Der
Fachausdruck "zerstö-ren, als ob nie ein Stein auf
dem anderen gelegen wäre" bedeutet vielmehr, dass
in den Bering, die Zwingermauer der Burg, eine breite Bresche
geschlagen wurde, so dass sie nicht mehr verteidigt werden konnte.
Wie das aussah, kann man bis heute an der nahe gelegenen Ruine
Scharfeneck erkennen, wo eine solche Bresche - genau 1 Klafter
(= knapp 2 m) breit - bis heute vorhanden ist.
Durch diesen Rechtsakt war die Burg offiziell "gebrochen",
und der nächste Schritt lag beim Burgherrn. Dieser machte
es sich einfach: Da die Besitzungen der Pillichsdorfer weit
verstreut lagen, hatte er eben keinen guten Überblick,
und so hatte der Burggraf ohne Wissen seines Arbeitgebers auf
eigene Faust gehandelt, so ließ er - wenig loyal - verlauten.
Da die Pillichs-dorfer eine wichtige Ministerialenfamilie waren,
ließ es der Herzog dabei bewenden und gab die Erlaubnis
zum "Wiederaufbau" -, oder auf Deutsch: Die Bresche
konnte geflickt werden, die Burg war offiziell wieder wehrfähig.
Diese Deutung wird vom bauhistorischen Befund (im Dehio) gedeckt:
Die westliche Tormauer des inneren Burghofs (zwischen Nordmauer
und Bergfried) wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts aus Altmaterial
neu errichtet.
Vielleicht war aber die Entschuldigung des Burgherrn gar keine
Ausrede, er war nämlich wirklich erst seit wenigen Jahren
Inhaber von Rauhenstein. Bis ca. 1295 war die Burg im Be-sitz
des Ministerialengeschlechts der Tursen gewesen. Die Tursen
von Rauhenstein hatten aber gemeinsam mit ihren Cousins, den
Tursen von Rauheneck, an der Kolonisierung des wilden Waldviertels
mitgewirkt und sich dort eine neue Burg Lichtenfels gebaut.
Rauhenstein hatten sie ihrer Schwester Elisabeth überlassen,
die ca. 1295 den jungen Pillichsdorfer (seinen Vornamen kennen
wir nicht) geheiratet hatte. Also - vielleicht tanzte die alte
Mannschaft dem neuen Chef wirklich so lange auf der Nase herum,
bis es den Nachbarn zu viel wurde!
Aber Ende gut, alles gut: Die Pillichsdorfer blieben Herren
von Rauhenstein und brachten es zu hohem Ansehen, wie wir nächstes
Mal hören werden.
Dr. Rudolf Maurer
Frau
Diemut von Baden befreit ihren Mann
Im Mittelalter sind Berichte in Ich-Form äußerst
selten, aber im Heiligenkreuzer Urkundenbuch hat sich einer
erhalten, der noch dazu von einem Badener Rittergeschlecht stammt.
Die Vorgeschichte: Herzog Ottokar von Böhmen hatte sich
in langen Kämpfen durchgesetzt und konnte die Nachfolge
der Babenberger als Herzog von Österreich antreten. Die
Steiermark jedoch musste er 1254 den Ungarn überlassen.
Nun war (vorläufig) wieder Friede eingekehrt, und der neue
Landesfürst musste seine Getreuen entsprechend belohnen.
Einem, dessen Namen wir nicht kennen, gab er die Burg Baden
(an der Stelle der heutigen Pfarrschule) mit allen Untertanen
zu Lehen. Er und seine Familie nannten sich nun "die Herren
von Baden". Albero von Baden, wahrscheinlich ein Sohn des
Familiengründers, stellte am 22. Juli 1262 folgende Urkunde
aus (Übersetzung aus dem Lateinischen R.M.):
Das Gedächtnis der Menschen ist schwankend, jede menschliche
Handlung ist unsicher und vergänglich; deshalb ist es passend
und nützlich, dass Geschäfte und Stiftungen durch
das klare Zeugnis der Urkunden bestätigt werden.
Daher wünsche ich, Albero von Baden, dass alle Leser dieser
Urkunde folgendes wissen:
Durch schwere Schicksalsschläge geriet ich in Bedrängnis,
denn ich wurde zu meinem Unglück von Herrn Bernhard von
Wolkersdorf gefangengenommen und zu meinem noch größeren
Unglück von ihm länger gefangen gehalten. Durch diese
Katastrophe war ich gezwungen, all meine ererbten Güter
in Baden (auch meine Miterben hatten mir ihre Anteile nach dem
Verzichtsrecht übertragen) in kürzester Zeit auf einen
gewissen Termin an Herrn Perchtold von Enzesfeld zu verpfänden,
um mich aus meinem Elend freizukaufen.
Als dies meine geliebte Frau Diemut, die Schwester Herrn Johanns
von Merswang, die ich nach meiner Gefangenschaft gerade erst
geheiratet hatte, sah, hatte sie aufrichtiges Mitleid mit meinem
Unglück, wie es sich für eine treue Gattin gehört.
Obwohl sie noch kein Kind mit mir hatte, verkaufte sie mit Einwilligung
ihres oben genannten Bruders und all seiner Miterben sogleich
ihren ganzen Besitz, der auch ihr durch das Verzichtsrecht von
ihren Miterben übertragen worden war. Damit befreite sie
mich getreulich aus der Gefangenschaft und meine Güter
von der Verpfändung und von meinem Gläubiger, Herrn
Perchtold von Enzesfeld.
Die so große Treue meiner guten und treuen Frau und ihre
Liebe, die man allen empfehlen könnte, will ich nun, da
ich selbst befreit, meine Güter zurückgekauft und
sämtliche Schulden durch meine Gattin zur Gänze beglichen
sind, vergelten: Meinerseits von brennender Liebe erfüllt,
übergebe ich hiemit meiner Frau und Befreierin, die auch
meine Güter gerettet hat, jetzt, wo ich frei bin und frei
handeln kann, all meine Güter, die ich in Baden behalten
konnte, zur freien Verfügung; sie möge mit diesen
Gütern, zu Lebzeiten oder nach dem Tod eines von uns beiden,
tun, anordnen oder verfügen, was ihr am besten scheint.
Als klaren Beweis und Bestätigung dafür habe ich mein
Siegel auf dieser Urkunde angebracht.
Als Zeugen führe ich an:
Herrn Otto v. Perchtoldsdorf, Kämmerer von Österreich;
Herrn Otto von Haslau, Landrichter;
die Herren Brüder Bernhard und Hermann von Wolkersdorf;
Herrn Perchtold von Enzesfeld;
Herrn Otto Turs;
Herrn Wulfing von Tribuswinkel;
Herrn Konrad Matz;
Herrn Ulrich v. Rohr;
Herrn Heinrich v. Baden u.v.a.
Gegeben im Jahr des Herrn 1262 am 11. Tag vor den Kalenden des
August.
Die Fehde, die Albero von Baden ins Unglück stürzte,
war sichtlich keine Privatfehde zwischen zwei kleinen Rittern,
dafür sind die in der Urkunde genannten Zeugen viel zu
prominent: Es sind die führenden Politiker des damaligen
Österreich! Und das Lösegeld, das man für die
Freilassung Alberos verlangte, war kein gewöhnliches Lösegeld,
sondern es war so bemessen, dass seine ritterliche Existenz
vernichtet war, wenn er wieder freikommen wollte! Nicht einmal
bei ausgesprochenen Raubrittern war das üblich, wie wir
am Beispiel der Pillichdorfer von Rauhenstein noch sehen werden.
Mit einem Wort: Hinter der rigorosen Vorgangsweise konnte nur
der Landesfürst stehen. Was mag ihn dazu veranlasst haben?
Wir wissen es nicht, aber es ist auch andernorts zu beobachten,
dass sich die österreichische Ritterschaft um 1260 gegen
Herzog Ottokar aufzulehnen begann: Er regierte zu autoritär,
er führte zu viel Krieg und schonte dabei seine böhmischen
Truppen, während er die österreichischen - so sahen
es die Österreicher - immer auf die verlustreichsten Posten
stellte usw. usw. Entsprechend der vielfach kritisierten Strenge
Ottokars sind in diesem Zusammenhang einige exemplarische, überaus
grausame Bestrafungen von österreichischen Rittern bekannt.
Vielleicht gehörte auch Albero v. Baden dazu. Dafür
würde auch sprechen, dass man die großzügige
Aktion seiner jungen Frau nicht durchgehen ließ. Als sie
das verlorene Vermögen auslöste, wurde ihr Gemahl
veranlasst, es ihr zurückzuschenken. Und auch de facto
durfte Alber von Baden keine obrigkeitlichen Rechte mehr ausüben,
d.h. keine Waffen mehr in die Hand nehmen: In den nächsten
45 Jahren bestimmte ausschließlich seine Frau (nach wenigen
Jahren schon Witwe) Diemut von Baden die Geschicke von Burg
und Herrschaft Baden.
Wenn Herzog Ottokar geglaubt hatte, durch solche drakonische
Maßnahmen den Widerstand der Opposition zu brechen, hatte
er sich getäuscht. Im Gegenteil, sie trieben immer mehr
führende Persönlichkeiten in den Widerstand, und schließlich
war gerade Herr Bernhard v. Wolkersdorf, der 1262 mit der Durchführung
der Aktion gegen Albero v. Baden betraut war, einer der ersten,
die 1273 mit fliegenden Fahnen zum neuen Herzog Rudolf v. Habsburg
übergingen!
Altes
aus dem Doblhoffpark
Die Suche nach der barocken Gartenanlage (Teil1+2)
Von Hans Hornyik
Im
Zuge der Planungen für die Neugestaltung des Orangerievorplatzes
im Doblhoffpark stellte sich die Frage nach dem ursprünglichen
Aussehen der barocken Anlage. Ein Gemälde von Friedrich
August Brand zeigt den Park im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts.
Man sieht direkt vor der Orangerie einen kleinräumigen
Ziergarten mit zentralem Brunnen und Vasenausstattung, von einer
Mauer vom vorgelagerten Obstgarten abgetrennt. Zwei Hauptwege
laufen von den Toren durch die Umfassungsmauer des Doblhoffparks
senkrecht zu den Gebäudefronten von Schloss Weikersdorf
und Orangerie. Die beiden Tore sind heute noch zu finden. Das
westliche (links dargestellte) Tor bildet die heutige Durchfahrt
der Doblhoffstraße, deren heutiger Verlauf augenscheinlich
späteren Datums ist. Das Gemälde zeigt den Weg direkt
auf das Schloss zulaufend, heute zielt er links am Schloss vorbei.
Auch sonst weicht die Situation in vielen Details vom heutigen
Bestand ab. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf den kreisrunden
Teich.
Die Wegachse, die vom zentralen Eingang der Orangerie ausgeht,
ist heute noch vorhanden. Sie verläuft auf ein heute zugemauertes
Tor zu, vor dem die Neptunstatue von Josef Klieber steht. Das
Gemälde von Brand zeigt nur einen Ausschnitt des Parks
und hat dabei Schloss und Orangerie im Fokus. Dadurch verschleiert
er die barocke Gesamtanlage, der eine komplexe, den Regeln der
zeitgenössischen Gartenbaukunst gehorchende Planung zugrunde
liegt. Diese Regeln wurden in Frankreich von André le
Notre für die berühmten Gartenanlagen in Vaux le Vicomte
und Versailles entwickelt. Die Grundprinzipien findet man in
allen barocken Parks, gleichzeitig ermöglichen sie die
Suche nach ursprünglichen Strukturen; auch für den
Doblhoffpark.
Nun, was verschleiert das Bild? Es ist zunächst einmal
die Tatsache, dass die Orangerieachse die Hauptachse der Anlage
ist. Die Umfassungsmauer hatte ein drittes Tor. Man findet es
heute zugemauert am stadtseitigen Ende der Mauer nahe der Helenenschule.
Die beiden äußeren Tore sind symmetrisch zur Orangerieachse
jeweils im Abstand der doppelten Breite der Orangerie angeordnet.
Der Ziergarten war ebenfalls 2 x Orangerie breit, es handelt
sich um ein Grundmaß der Konstruktion.
Die Orangerieachse, als Hauptachse der Gesamtanlage bedurfte
eines Point de Vue, eines quasi unendlich weit entfernten Endpunktes
der Sichtachse. Diesen bildet manchmal meine Statue, oft ein
markanter Baum. Versailles und Schloßhof sind dafür
Beispiele. Die Orangerieachse zielt auf die einzige Stelle,
durch die man vom Haupteingang der Orangerie direkt zum Halsriegel
sehen konnte. Zwischen der Ortschaft Thurngasse und dem Anstieg
der Weilburgstraße zum Sandwirt kamen die "Langenfelder"
an einer Stelle an das breite, Straßengesäumte Flußbett
der Schwechat und erlaubten den Durchblick zum Halsriegel, auf
die Anhöhe, wo sich heute Südbahn und Umfahrungsstraße
kreuzen. Das Geländeprofil zeigt, dass vor Verbauung des
Areals und Abtrag des westlichen Endes des Halsriegels beim
Bau der Südbahn die Sichtverbindung gegeben war. Wie der
Point de Vue ausgeführt war, darüber gibt es keine
Nachricht. Letzter Rest dürfte ein Graben sein, der der
Heimatforschung viel Kopfzerbrechen bereitet hat, und lange
Zeit als Rest der Veste Rohr gedeutet wurde. Die absolute Fundleere
der Stelle erschien rätselhaft. In Zusammenhang mit einem
Point de Vue gäbe er Sinn: Er dürfte der Rest eines
Aha genannten Hindernisses zur Abwehr des Viehs von der nahe
gelegenen Hutweide sein.
Im
letzten Urania-Nachrichtenblatt haben wir mit der Erforschung
des Barocken Strukturen des Doblhoffparks begonnen und die ursprüngliche
Hauptachse und deren Endpunkt am Halsriegel, wo heute Südbahn
und Umfahrungsstraße kreuzen gefunden. Wie angesprochen,
gehorchten Barockparks strengen Regeln, die auch im Doblhoffpark
zu finden sein müssten. Grundlage unserer Untersuchung
ist das Gemälde von Friedrich August Brand.
Wir sehen ein rechtwinkelig angelegtes Wegenetz. Vor dem Orangerie-Ziergarten
erstreckt sich ein Obstgarten, wobei das Wegenetz, je näher
man zur Einfriedungsmauer kommt, desto dünner wird. Eine
der senkrecht auf die Orangerieachse angelegten Querachse zielt
auf den Mittelpunkt des kreisrunden Teichs. Es ist sehr gut
die Vervielfachung der Flächen von Parkett zu Parkett zu
erkennen. Die Fläche des Ziergartens wird entlang der Hauptachse
zunächst wiederholt, diese Fläche bis zur existierenden
Umfassungsmauer vervierfacht. Die Mauer wird durch die Hauptachse
und zwei symmetrisch angeordnete Nebenachsen mit Toren durchbrochen.
Die Nebenachsen haben als Ausgangspunkte das Schloss und den
Mittelpunkt des Kreisrunden Teiches. Je weiter man sich von
der Orangerie entfernt, desto stärker verliert sich der
Ziercharakter des Gartens. Dieses Prinzip kann man besonders
gut in Schloßhof beobachten, wo vor dem Schloß die
prächtig angelegten Broderieparkette beeindrucken, die
Quartiere im östlichen Teil Waldcharakter haben. Dazwischen
bilden Zierholz- und Obstgärten die Übergänge.
Den strengen Ziergarten und die Baumgärten sehen wir auch
im Doblhoffpark auf dem Gemälde von Brand um 1760.
Der Versuch, die Multiplikation der Flächen beim Doblhoffpark
fortzusetzen, brachte eine große Überraschung. Die
Ausdehnung folgt der Quadratur 12, 2² und 3². Dem
verdoppelten Ziergarten (12) folgt der vierfach (2²) so
große Obstgarten. Wenn man entlang der Hauptachse den
Park um das Neunfache (3²) von Zier- und Vorziergarten
erweitert, erhält man ein Rechteck, das von der südlichen
Straßenflucht der Weilburgstraße begrenzt ist. Diese
Linie wurde erst im 18. Jahrhundert geschaffen. Davor verliefen
die straßenseitigen Grundstücksgrenzen der hier gelegenen
Bauernhöfe einige Meter südlicher. Im heutigen Verlauf
der Weilburgstraße kann man das noch erkennen. Die Weilburgallee
ist im Kataster 1819 bereits eingezeichnet und existierte damit
schon vor der Errichtung der Weilburg und ist Teil des Barocken
Doblhoffparks. Auch an der Nordseite des großen Rechtecks
bricht der Verlauf der damals noch unmittelbar entlang der Schloßmauer
verlaufenden Helenenstraße an den beiden nördlichen
Außenecken und bildet somit die Grenze der Fläche,
die analog zu ähnlichen Beispielen als "Tierpark"
zu interpretieren ist. Die Schwechat durchfließt diesen
Teil annähernd Axial. Ob dieser Parkteil jemals voll ausgeführt
wurde, bzw. warum er bereits 1819 nicht mehr erhalten war, ist
unklar. Wahrscheinlich ist die Ursache dafür in den regelmäßigen
Schwechathochwässern zu suchen.
Salomon, Edler von Piazzoni war Bauherr dieses ambitionierten
Gartenprojekts. Er ließ den Park ab 1724 anlegen. Die
Orangerie wurde 1728 errichtet. Piazzoni heiratete 1718 die
Erbin der Herrschaft Weikersdorf, Anna Maria Magdalena von Quarient
und Raal. Er war Mitglied des Hofkammerrates unter Karl VI.
und hatte sich Verdienste um die Finanzierung des Spanischen
Erbfolgekrieges erworben. Seinem Repräsentationsbedürfnis
haben wir den barocken Ausbau der Gartenanlage in Baden zu verdanken.
Dieses Gartenbauprojekt reiht sich in zahlreiche andere, zeitgleich
entstandene ein: Z.B.: Wien, Belvedere bis 1723, Halbthurn 1727,
Schloßhof 1729-1732,
Salomon von Piazzoni starb 1741. Seine Witwe heiratete in zweiter
Ehe Carl Hieronimus von Doblhoff.
Dürnstein
und Mautern
Das Städtchen Dürnstein ist ein lieblicher
Platz in der Wachau - von der Donau her weithin markiert durch
den blauen Kirchturm, der lange Zeit gelb war wie alle anderen
auch und nun wieder im Originalzustand ist. Auf der Straße
- von Westen kommend - stehen die riesigen Statuen von Richard
Löwenherz und Blondel.
Autos dürfen nur begrenzt hinein, was den vielen Touristen
ermöglicht, durch die Gässchen zu schlendern und zu
schauen oder im "Sänger Blondel" zu speisen.
Bis nach England ist der Ort bekannt, denn hier hielt sich König
Richard nicht freiwillig auf: König Richard I
erlitt 1192 auf der Heimreise vom Kreuzzug in Istrien Schiffbruch
und musste auf dem Landweg weiterziehen. Er lag mit dem österreichischen
Herzog im Streit. Er hatte die Fahne der Babenberger in Akkon
in den Burggraben geworfen und seine eigene auf die Burg setzen
lassen. Deshalb versuchte er nun verkleidet durch Ostarrichi
zu ziehen. In Erdberg wurde er an seinem Ring erkannt und schließlich
in Dürnstein gefangen gehalten. Sein treuer Troubadour
Blondel ritt von Burg zu Burg und sang ein dem König bekanntes
Lied, das hier erwidert wurde.
So weit die Legende. Und wie war es wirklich?
Richard Löwenherz hatte nach der Eroberung von Akkon (heute
Haifa) die Österreicher, Deutschen und Franzosen von der
Beute ausgeschlossen. Es ging also nur ums Geld. Gemeinsam mit
dem Hohenstauferkaiser Heinrich V. beschloss Herzog Leopold
V. Richard an einem geheimen Ort gefangen zu halten. Das war
die Burg Dürnstein. Nun trat auch der Papst auf den Plan.
Er belegte Leopold mit dem Kirchenbann, weil er einem Kreuzfahrer
die Freiheit genommen habe. (Aufgehoben erst auf des Herzogs
Totenbett).
Nun ging es um das Lösegeld: 23.000 Kilo Silber wollten
sich Kaiser und Herzog teilen. In England wurde eine 25% Steuer
festgesetzt, Kirchen und Klöster mussten Gold und Silber
abliefern. Da Richard Löwenherz bei den Engländern
sehr beliebt war, sein zur Zeit regierender Bruder, der "böse
John Ohneland" aber nicht (wir kennen ihn als Gegenspieler
von Robin Hood) hat man das Geld tatsächlich zusammengebracht.
Der englische König wurde nach Deutschland gebracht. Zuerst
nach Regensburg, wo ihm der Prozess gemacht wurde wegen "Verrates
des Heiligen Landes" und dann auf die Burg Trifels in der
Pfalz. Dort wurde er wegen Mordkomplotts gegen den König
von Jerusalem angeklagt. Die Ermordung von 2.500 muslimischen
Geiseln, die er befohlen hatte, wurde nicht einmal erwähnt.
Die Lösegeldsumme wurde erhöht und Leopold handelte
sogar 75% heraus. Richard kam am 3. Februar 1194 frei und wurde
Englands großer Held. Er zog bald wieder in den Krieg.
Diesmal gegen Frankreich wo er 1199 starb.
Mit dem Lösegeld wurde Wr. Neustadt zum Großteil
befestigt, ebenso in Hainburg, Laa/Thaya und Enns die Stadtmauern
mitfinanziert. Mit dem Rest des Silbers wurde der "Wiener
Pfennig" geprägt.
Der Sänger Blondel jedoch scheint in keinem historischen
Bericht auf!
Heute ist Dürnstein ein vielbesungenes Juwel der Wachau,
Kulisse für etliche Filme und beliebt bei vielen Brautpaaren,
die in der schönen Prandtauer-Kirche heiraten und im ehemaligen
Klarissinnen-Kloster feiern. Natürlich mit gutem Wachauer
Wein.
Die Stadt strahlt Zuverlässigkeit aus, hat sie sich doch
seit dem Jahr 1476 kaum verändert, als Kaiser Friedrich
dem Rittersitz am "dürren Stein" das Stadtrecht
bestätigte. An Sonn- und Feiertagen kann man noch Frauen
mit ihren schönen Goldhauben sehen.
Natürlich zog dieser Ort verschiedene Künstler an:
Maler, Dichter, Schauspieler. Peter Weck und Walther Reyer heirateten
hier. Hugo von Hofmannsthal plante anfangs seinen "Jedermann"
im Stiftshof aufzuführen.
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Die Römer an der Donau waren in vielen Kastellen stationiert.
Neben Carnuntum war bei uns auch MAUTERN von großer Bedeutung.
Mautern hieß in der Antike FAVIANIS. Wiener Lokalhistoriker
glauben, diesen Ort in Wien-Heiligenstadt zu orten und bieten
für Mautern den Namen AELIUM CECIUM als Ersatz an.
Die Befestigte Donaulinie, der LIMES, unter Trajan ausgebaut,
diente ebenso zum Schutz gegen die Germanen als auch als Ausgangspunkt
für die Eroberung neuer Gebiete in Germanien.
Zwischen den großen Legionslagern (6.000 Mann) wie Carnuntum
gab es noch viele Auxiliarkastelle (500-1.000 Mann). Dazu gehörte
auch Mautern. Die Entfernung zwischen den Kastellen betrug zirka
14 km. Im 4. Jh. wurden Mauern verstärkt, im 5. Jh. wurden
die österreichischen Gebiete geräumt. Der Donaulimes
war nur mehr theoretische Grenze.
Das war die Zeit als der Hl. Severin ( ca 410) geboren wurde.
Während die Hunnen Pannonien erschütterten, tauchte
Severin in Asturia (Klosterneuburg?) auf, zog weiter nach Tulln
und ließ sich in Mautern nieder. Er kam wahrscheinlich
aus dem Osten, aus einer christlichen Familie.
Die Bevölkerung litt unter Nahrungsmangel und feindlichen
Überfällen. Severin organisierte Kleidungs- und Nahrungsspenden,
er löste Gefangene bei den Feinden aus. Viele suchten Rat
und Hilfe - sogar der König der Westgoten Odoaker. Er soll
auch in der Lage gewesen sein, in die Zukunft zu sehen und dadurch
für seine Christengemeinde Unheil abgewendet haben. Er
starb am 8. Jänner 462.
Patron der Weinhauer in Wien-Sievering (19. Bezirk). Irmgard
Hallama